Das Siechenhaus
- Rowohlt
- Erschienen: Januar 2016
- 1
- Rowohlt, 2016, Titel: 'Das Siechenhaus', Originalausgabe
Mord, Intrigen, Getratsche und Geheimnisse - Begine Serafinas dritter Fall
Freiburg im 15. Jahrhundert. Die Beginen betreuen Kranke und Alte und so sind sie auch im Haus der Leprakranken, der Aussätzigen, tätig. Serafina wird von der jungen und bei den Beginen neuen Mitschwester Brida begleitet. Im Siechenhaus trifft Serafina ganz überraschend auf den Bäckermeister Kannegießer, der ganz plötzlich aus dem Alltag gerissen wurde, weil man bei ihm Lepra diagnostizierte und nun bei den Aussätzigen bis an sein Lebensende seine Zeit verbringen muss. Serafina versucht den Todunglücklichen zu trösten und seine Hautbeschwerden zu lindern. Mit ihrer Salbe verbessert sich ganz überraschend Kannegießers Hautproblem, weshalb Serafina Zweifel kommen, ob der Bäckermeister berechtigt im Siechenhaus gelandet ist. Mit der Unterstützung des Stadtarztes Achaz will sie dem Bäckermeister ermöglichen, dass nochmals eine Siechenschau vorgenommen wird. Doch es scheinen einige Mitbürger etwas dagegen zu haben, dass dem Bäcker geholfen wird...
Kurzweiliger Krimi für Zwischendurch
Dies ist der dritte Band der Reihe um die Begine Serafina, die es gleich Agatha Christies Miss Marple einfach nicht lassen kann, ihrem detektivischen Spürsinn nachzugehen, herumzuspionieren und so für einigen Wirbel zu sorgen.
Von Astrid Fritz weiß man, dass sie sehr wohl das Potential hat, auch historische Romane auf hohem Niveau zu schreiben, hat sie dies doch mit Die Bettelprophetin oder auch Der Pestengel von Freiburg hinlänglich bewiesen. Die Serafina-Reihe gehört nicht zu den anspruchsvollen Büchern und dies ist mit Sicherheit auch ganz bewusst so gehalten. Die Autorin hat mit dieser Serie aber für sehr unterhaltsamen, spannenden und auch humorvollen Lesestoff gesorgt. Leicht und flüssig lesen sich die Zeilen, sodass man leider nur allzu schnell mit Bedauern feststellen muss, dass man beim Ende angelangt ist.
Ratsherrn, Bäckergehilfen, Tratschweiber und Bader
Astrid Fritz gewährt einer Menge an Figuren einen Auftritt und kennt man die ersten beiden Bände, trifft man auch auf "alte Bekannte". Dass es zwischen Serafina und Achaz funkt, wurde schon im ersten Band verdeutlicht und auch in diesem Buch lässt es die Autorin zwischen den beiden wieder knistern. Aber Fritz wäre keine so gute Autorin, würde sie dies nicht mit viel Empathie, Humor und vor allem fern jeglichen Kitsches darstellen.
Wie nebenbei zeichnet sie die gesellschaftlichen Hierarchien der damaligen Zeit, verdeutlicht, was es damals hieß, als Frau auf sich allein gestellt zu sein und zeigt, wie schlimm es war, an einer Krankheit zu leiden, unter der man nicht nur körperlich leiden muss, sondern auch noch von den Mitmenschen geächtet und aus der Gesellschaft ausgestoßen wird.
Liebe zum Detail, feine Charakterisierung der Figuren und ein authentisches Szenenbild lassen den Leser eintauchen in die Welt des endenden Mittelalters.
Gefahr lauert überall
Fritz schickt diesmal nicht nur Serafina in gefährliche - und von der Oberin der Beginen ausdrücklich untersagte - Abenteuer, sondern lässt dieses Mal auch Achaz in Gefahr schweben. Als dieser kurzzeitig nicht bei klarem Verstand ist, gibt er so allerlei Merkwürdiges von sich, was den Leser oft ein Schmunzeln auf die Lippen zaubert.
Auch der dritte Teil ist für Fans des historischen Krimis zu empfehlen, wenngleich darauf hingewiesen sein sollte, dass die Autorin den Leser am Schluss mit einem ziemlich infamen Cliffhanger zurücklässt - so ist ein vierter Band wohl Pflicht.
Astrid Fritz, Rowohlt
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