Der Jeschua-Schrein
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- Erschienen: Januar 2015
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- , 2015, Titel: 'Der Jeschua-Schrein', Originalausgabe
Auf der Jagd nach alten Knochen
Im Jahr 1518 sollen römische Soldaten eine Kiste aus Hibernia nach Rom befördern. In der Kiste befinden sich die Überreste eines vor langer Zeit verstorbenen Rabbiners mit Namen Jeschua. Viele Jahre wurde der Schrein in Hibernia aufbewahrt, nun jedoch hat der römische Kaiser befohlen, ihn nach Rom zu bringen. Die römischen Soldaten haben Befehl, ihre Fracht auf dem Landweg nach Rom zu bringen. Sie landen in Fräislound und wandern durch ein von der Pest verwüstetes Land, immer verfolgt von den hibernischen Jeschuaiten, die den Schrein in ihre Heimat zurück bringen wollen.
Was wäre, wenn&?
Was wäre, wenn Jesus nicht gekreuzigt worden wäre? Was wäre, wenn es das Römische Reich im 16. Jahrhundert noch gegeben hätte? Dirk Röse entwirft hier ein Szenario, welches mit den Möglichkeiten der Weltgeschichte spielt. Nein, ein historischer Roman ist das nicht. Übrigens auch keine Novelle, wie der Burgenwelt Verlag diese Erzählung bezeichnet. Aber wie das Kind nun heißt ist letztendlich nebensächlich. Nur darf der Leser hier keine historische Genauigkeit erwarten. Im Jahre 1518 gibt es noch immer ein Römisches Reich, heißt Irland noch immer Hibernia und ist das Christentum keine in Europa fest verankerte Religion. Man könnte hier von Histo-Fantasy sprechen. Dennoch ist es für den Leser recht gut möglich, sich in diesem Fantasy-Europa zu orientieren, nicht zuletzt aufgrund der Fußnoten.
Da die Handlung im Wesentlichen in einer geschlossenen Gruppe stattfindet, so gelingt trotz der Kürze von gerade mal 66 Seiten doch eine recht tiefe Charakterisierung der Protagonisten. Auch die beklemmende Atmosphäre in dem pestverseuchten, menschenleeren Friesland (Fräislound) ist intensiv gestaltet und kann die Leser in den Bann ziehen. Den einzelnen Kapiteln vorangestellt sind Zitate aus den Evangelien, die jedoch inhaltlich behutsam verändert wurden, sodass der Leser schon sehr aufmerksam sein muss, um die Veränderungen zu bemerken. Dies trägt nicht unerheblich zur Illusion von realer Geschichte bei.
Spannend, überraschend, lesenswert
Hat man sich erst einmal an das ungewöhnliche Szenario gewöhnt und gelernt, sich von dem, was man über europäische Geschichte weiß, konsequent zu trennen, so bleibt am Ende eine spannende und überraschende Geschichte. Ein kleines Büchlein, das gut zu unterhalten weiß und viele Denkanstöße liefert.
Dirk Röse, -
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