Die Rückkehr der Pilgerin
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2016
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- Gmeiner, 2016, Titel: 'Die Rückkehr der Pilgerin', Originalausgabe
Ein Leben nach dem Kreuzzug
Alice, die Kaufmannstochter, ist aus dem Heiligen Land zurück. Sie hat ihre Pilgerfahrt beendet und hofft nun in Passau wieder Leben zu können. Allerdings hat sie ein Kind dabei, sie ist nicht verheiratet und wird somit in der Gesellschaft nicht akzeptiert. Als wäre dies noch nicht schlimm genug für die junge Frau, hat ihr heimlicher Geliebter, Graf Bernhard von Baerheim auch noch geheiratet. Von ihm hat sie keine Hilfe mehr zu erwarten. Der Graf hat auch noch ganz andere Probleme. Kaiser und Papst liegen im Streit miteinander und Bernhard muss Stellung beziehen.
Maren Bohm erzählt hier aus dem Leben einer Frau, die mit auf dem Kreuzzug nach Jerusalem im 11. Jahrhundert war. Hier klärt sich die Frage, was oder wie ein Leben nach solch einem Abenteuer eigentlich weitergeht. Die Zeit des Kreuzzugs und ihre Liebe zu Graf Bernhard wird ausführlich in dem Vorgängerband Die Pilgerin von Passau erzählt. Es ist sicherlich spannender, erst den ersten Teil zu lesen, aber genug Rückblenden und Zusammenfassung sorgen dafür, dass man auch ohne große Vorkenntnisse hier klarkommt.
Interessante Details über Kaiser und Papst
Gerade die Frauen hatten es im Mittelalter ja nicht so leicht und so ist es auch kein Wunder, dass es für Alice schwer ist, wieder Fuß zu fassen. Sie ist nicht verheiratet und hat auch sonst keine Familie mehr. Um Schutz zu finden, geht sie den für sie einzigen Weg, sie sucht sich einen neuen Geliebten. Dieser Mann gewährt ihr Schutz und Sicherheit und gleichzeitig kann sie weiterhin am politischen Geschehen der Zeit teilhaben. Auch wenn diese Handlungsweise eine logische Schlussfolgerung gerade für Alice ist, ist es trotzdem glaubwürdig und passt zu diesem Charakter.
Deutlich zu spüren ist, dass Maren Bohm sich intensiv mit dieser Epoche auseinandergesetzt hat. Gerade was die Beziehungen zwischen Kaiser und Papst betrifft, geht sie ins Detail und erklärt, wie es zu den Zerwürfnissen kam, wie die Adligen des Landes damit umgingen und wie nicht zuletzt jeder selbst versuchte für sich das Beste herauszuholen. Einige Stellen waren vielleicht ein bisschen zu sehr in die Länge gezogen und dadurch ließ die Spannung hin und wieder etwas nach. Interessant war es aber trotzdem zu lesen.
Zwar kein historischer Kriminalroman, dafür aber eine gute historische Geschichte
Auf dem Cover steht, dass es sich hier um einen Kriminalroman vor historischer Kulisse handelt und auf dem Buchrücken steht, dass Graf Baerheim ermordet wird. Allerdings kann von einem Krimi hier nicht die Rede sein. Die Aufklärung des Mordes wird hier gar nicht geschildert. Der Tod des Grafen wird bereits im Prolog behandelt und die nachfolgende Geschichte dann rückwirkend erzählt. Eine richtige Mordaufklärung gibt es hier nicht. Am Ende bleiben sogar noch einige lose Fäden zurück und die Geschichte wirkt wie nicht zu Ende erzählt.
Die Autorin hat für ihren historischen Roman wohl ausführlich recherchiert, dieses Wissen teilt sie mit den Lesern. Am Schluss gibt es ein umfangreiches Personenregister. Hier stellt Bohm ihre Protagonisten vor, erzählt aus ihrem Leben. Interessant vor allem bei den historisch belegten Charakteren. Die fiktiven Personen werden aber ebenso vorgestellt und Bohm erzählt davon, welche Vorbilder sie zu diesen Protagonisten inspiriert hat. Eine ebenfalls sehr ausführliche Zeittafel fasst noch mal die Ereignisse zusammen.
Gut recherchiert und der Zeit angepasst
Die Rückkehr der Pilgerin ist ein spannender historischer Roman, dem seine gute Recherchearbeit der Autorin im Vorfeld deutlich anzumerken ist. Nicht nur ist die Geschichte wunderbar zu lesen, auch den Sprachstil hat Maren Bohm der Zeit angepasst. So benutzt sie unter anderem immer wieder alte Formulierungen für zum Beispiel Nichte/Neffe oder Frau.
Einzig der Schluss ist ein bisschen zu abrupt und lässt noch ein paar Fragen offen, vermutlich wird es hier wohl einen dritten Band geben, der weiter aus dem Leben der Pilgerin Alice erzählt. Einen Kriminalroman sollte man dieses Buch allerdings nicht nennen, das ist leider etwas verwirrend.
Maren Bohm, Gmeiner
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