Das Blut der Pikten
- Heyne
- Erschienen: Januar 2016
- 2
- Heyne, 2016, Titel: 'Das Blut der Pikten', Originalausgabe
Der Beginn einer großen Reise
Man schreibt das Jahr 937 A.D.: Eine kleine Gruppe Überlebender aus dem Volk der Pikten hat auf Grönland eine neue Heimat gefunden. Aber das Leben ist hart und man ist völlig abgeschnitten von jedem Kontakt zur restlichen Welt. Als eine Gruppe Nordmänner an die Insel getrieben wird, fackeln die einheimischen Krieger nicht lange und vernichten die Eindringlinge. Zurück bleiben das Drachenboot und eine heimtückische Krankheit, die mit den Nordmännern in das ferne Land gekommen ist. Vor allem die jungen Menschen drängen darauf, Grönland zu verlassen und in die alte Heimat der Pikten weit im Norden der britischen Insel zurück zu kehren. Noch zögert Brude, der Anführer des Dorfes, aber bald wird ihm klar, dass ihm keine andere Wahl bleibt: Er muss eine Gruppe los schicken, einen anderen Siedlungsplatz zu suchen, denn sonst ist sein Volk dem Untergang geweiht. Zwar ist ihm bewusst, dass der junge Kineth der beste Anführer für diese Gruppe wäre, trotzdem ernennt Brude seinen Sohn Caitt zum Führer und hofft darauf, dass dieser in seine Rolle hinein wachsen wird.
Fünfzig Menschen machen sich auf den Weg über das Meer, ohne Erfahrung in der Seefahrt und mit nicht mehr in der Hand als einer alten Prophezeiung: Sucht das Grab des letzten Königs, wenn ihr eine neue Heimat finden wollt!
Blutige Zeiten
Die Helden dieser Geschichte sind ausnahmsweise mal nicht die derzeit so in Mode gekommenen Wikinger, sondern Pikten, Angehörige von Völkern, welche zu dieser Zeit schon vernichtend geschlagen waren und aufgehört hatten, als eigenständige Völker zu existieren. Ganz ohne Nordmänner geht es natürlich nicht in diesem Roman, aber nur einer von ihnen schafft es ins Stammpersonal. Umso spannender wäre es, möglichst viel über die Pikten zu erfahren. Wobei natürlich die Frage aufkommt, was sich denn heutzutage über diese Völker in Erfahrung bringen lässt und was man der Phantasie überlassen muss. Interessant ist, dass bei ihnen Männer und Frauen offenbar gleichberechtigt kämpften, jagten und Entscheidungen trafen, so zumindest vermittelt es dieser Roman. Und natürlich wird viel gekämpft in diesem Buch, es fließt reichlich Blut, nicht nur das der Pikten. Die unerfahrenen Seereisenden werden an fremde Gestade gespült, in Kämpfe hinein gezwungen, erfahren Tücke und hinterhältige List. Daraus ergibt sich eine spannende Geschichte, der man gerne folgt. Nicht immer scheint diese Geschichte an den realen Fakten orientiert, z.B. wenn die Reisenden auf das Dorf der Frauen treffen, dennoch hat man nie das Gefühl, einen Roman zu lesen, der am historischen Geschehen vorbei geht.
Die kleinen Dinge des Lebens
Dennoch muss der Leser viel Phantasie aufbringen, um sich mit den Protagonisten des Romans bekannt zu machen und anzufreunden. Hier wird das große Ganze erzählt, auf der Strecke bleiben die Details. Jene Details, die das Alltagsleben für den Leser greifbar machen, die ihm eine Vorstellung davon vermitteln, welche Kleidung die Leute trugen, wie sie aussahen. Viel mehr als Haarfarbe und ungefähre Größe (sehr groß, eher schmächtig etc.) erfährt man als Leser eigentlich nicht. Ausgenommen natürlich Tätowierungen. Hier leistet die Gestaltung des Buches einen wichtigen Beitrag, denn das sogenannte piktische Tier, trotz guter Beschreibung schwer vorstellbar wenn man es noch nie gesehen hat, taucht als Kapiteltrenner immer wieder auf - ebenso wie andere Tiergestalten.
Große Veränderungen in der Romanhandlung werden durch kleine Geschichten angekündigt, in denen jeweils ein Tier im Mittelpunkt steht. Das gibt dem Roman eine interessante Besonderheit und stimmt den Leser auf Kommendes ein. Allerdings scheinen sich gerade am Ende des Romans die Ereignisse zu drängen und das Erzähltempo steigert sich sehr. Beim Lesen entsteht das Gefühl, regelrecht zum Ende gejagt zu werden. Ein wenig mehr Gelassenheit, mehr Zeit für das Seelenleben der Protagonisten, würden diesem Roman gut tun.
Unterhaltsam und spannend
Bastian Zach und Matthias Bauer beginnen mit Das Blut der Pikten offenbar eine Romanreihe, zumindest lassen das relativ offene Ende des Romans und der Satz "Der Sturm der Schwerter beginnt!" auf der Coverrückseite darauf schließen, dass da Weiteres in Planung ist. Das könnte eine spannende und hochinteressante Reihe werden. Ein Nachwort des Autorenduos gibt es leider nicht, dafür jedoch ein Glossar für schwer auszusprechende Wörter und eine Karte. Diese allerdings ist auch nicht so ganz einfach zu lesen. Unterhaltsam ist der Roman auf jeden Fall und all jene, die Europas Norden und seine Geschichte gerne literarisch erkunden, sollten sich diesen Roman nicht entgehen lassen.
Zach/ Bauer, Heyne
Deine Meinung zu »Das Blut der Pikten«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!