Caesar
- Heyne
- Erschienen: Januar 2007
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- Heyne, 2007, Titel: 'Caesar', Originalausgabe
Geschichtsunterricht pur und ein faszinierender Roman über das Antike Rom
Das Antike Rom hat momentan einmal mehr wieder Hochkonjunktur. Da kommt es sehr passend, dass begleitend zu einigen im Fernsehen laufenden ";Dokus", welche man schnell wieder vergessen hat/kann, ein Roman veröffentlicht wird, der sich detailliert mit dieser Zeit befasst. Wenn dann auch noch der Autor Gisbert Haefs heißt, darf man sich auf ein besonders anspruchsvolles Werk freuen.
Der 33jährige Quintus Aurelius betreibt als Wirt und Koch ein kleines Gehöft und erhält eines Tages ungebetenen Besuch von Cicero und Volturcius. Die beiden einflussreichen Römer bieten Aurelius, der früher als Centurio unter Cäsar gekämpft hat, viel Geld, wenn sich dieser als Koch erneut Cäsar anschließt. Als Gegenleistung soll er Cäsars Pläne auskundschaften. Da dem Angebot mit dezenten Drohungen Nachdruck verliehen wird, macht sich Aurelius mit seiner Sklavin und dem Dichter Catullus auf den Weg nach Gallien.
Bei einem Zwischenstopp in Arelate erfährt Aurelius, dass sich fast alle gallischen Völker unter der Führung ihres Kriegsherrn Vercingetorix dem Aufstand gegen Cäsar angeschlossen haben. Kurz darauf erscheint Cäsar selbst in Arelate. Da er keinen weiteren Koch gebrauchen kann, wird Aurelius wieder mit militärischen Aufgaben betreut und soll eine Truppe von 7.000 Mann nach Vienna führen. Später bezieht man wieder ein gemeinsames Winterlager in Agedincum, wo sich ein ernsthaftes Problem ergibt. Vercingetorix droht, die unter römischen Schutz stehenden Boier anzugreifen. Cäsar muss diese schützen, gleichwohl aber auch Agedincum verteidigen. Cäsar bricht auf und nach einigen Erfolgen belagert er die Stadt Alesia, wo sich 80.000 gallische Krieger befinden. Cäsars Heer besteht dagegen nur aus 60.000 Mann. Da machen neue Gerüchte die Runde, wonach weitere 200.000 Gallier in Kürze zu erwarten sind. Der Kampf gegen eine fünffache Übermacht kann beginnen...
Gisbert Haefs beweist erneut seine Ausnahmestellung.
Gisbert Haefs neuer Roman ";Cäsar" beinhaltet natürlich nicht nur dessen Kampf gegen die Gallier. Dieser Feldzug markiert vielmehr den Beginn der Romanhandlung. So folgen noch die Kämpfe gegen Pompeius, die Schlacht um Alexandria und Cäsars ";letzter Kampf", bei dem bekanntlich ein gewisser Brutus eine tragende (tragische?) Rolle spielt.
Wie bei den historischen Romanen des Autors üblich, birgt ";Cäsar" eine schier unübersehbare Menge an Namen, Orten und Ereignissen, die jedem Geschichtsbuch zur Ehre gereichen. Wer nur ";leichte Kost" lesen oder sich für ein paar Stunden nett unterhalten möchte, der stößt hier sehr schnell an seine Grenzen. Erschwerend kommt hinzu, dass es im Anhang an einem Personenregister ebenso wie an einer Zeittafel fehlt. Lediglich ein dürftiges Glossar und eine Landkarte werden zur Orientierung angeboten. Da dieses Buch vermutlich aber ohnehin nur Leser mit guten Vorkenntnissen zur Geschichte des Antiken Roms erwerben werden, sei der ";überschaubare Anhang" verziehen.
Der eigentliche Roman, in dessen Verlauf Aurelius Cäsar weitgehend begleitet, wird mehrmals durch Einschübe, sogenannte ";Chroniken", unterbrochen. Die insgesamt acht Chroniken bringen auf rund 130 Seiten biografische Notizen von Cäsars ";Zeitgenossen", vorwiegend seinen Widersachern. Neben dem Handeln und Werdegang dieser Personen wird aber auch gleichzeitig der Hintergrund für Cäsars eigene Biografie immer klarer. Die Chroniken umfassen: Tiberius und Gaius Gracchus - Marius - ";Schlächter" Sulla - Lucullus und Crassus - Cicero - Pompeius - Cato - Brutus.
";Wollt ihr wohl aufhören, wenn wir mit dem Schwert daher kommen, uns Gesetzestexte vorzulesen."
Die Geschichte, die über Cäsar erzählt wird, dürfte hinlänglich bekannt sein, so dass hier eine erneute Zusammenfassung ausbleiben kann. Beeindruckend sind daher einmal mehr die gigantischen Menschenmassen, die je nach Bedarf quer durch die ";Welt" verschoben und geopfert werden. Frei nach dem unsäglichen Motto: ";Was ist schon eine Armee?".
";Und wenn Odysseus daheim geblieben wäre, gäbe es weniger Geschichten zu erzählen."
Aurelius trifft immer wieder auf Cäsar, doch gelingt es ihm selbst in zahlreichen Gesprächen nie, hinter dessen Pläne zu steigen. Als Ausgleich für die zahllosen Unannehmlichkeiten, die Aurelius am Rande der Schlachtfelder ertragen muss, wird er von Autor Gisbert Haefs immerhin großzügig mit zahlreichen Liebesnächten mit der Hetäre Kalypso entschädigt. Damit könnte jetzt noch einiges über Cäsar und Kleopatra - Sie erinnern sich an die Geschichte mit dem Teppich! - angemerkt werden, aber womöglich wollen Sie den Roman ja noch selber lesen. Danach sind Sie fit in ";Römischer Geschichte" und stehen vor den Ruinen einer moralisch verseuchten Republik.
Gisbert Haefs, Heyne
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