Die Tochter des Fechtmeisters
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2016
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- Lübbe, 2016, Titel: 'Die Tochter des Fechtmeisters', Originalausgabe
Gut recherchiert, aber leider mit Längen in der Geschichte
Clarissa wächst in der Fechtschule ihres Vaters auf. Von Anfang an ist sie von dieser Art des Kämpfens fasziniert und erlernt selbst das Fechten. Dann begibt sich ihr Vater mit seinen Fechtschülern auf die Reise nach Frankfurt, dort sollen die Schüler die Meisterprüfung ablegen, Clarissa darf wider Erwarten den Vater begleiten. Doch in Frankfurt werden nicht nur die Meisterprüfungen gefeiert, die Fechtbruderschaften untereinander sind verfeindet und es kommt zum Kampf. Ein aus dem Hinterhalt heraus kommender Überfall verändert dann alles. Der Vater wird ermordet und Clarissa muss fliehen, weil sie schnell als Mörderin angeklagt wird. Sie will nun unbedingt herausfinden, was geschehen ist und ob der Streit der Bruderschaften untereinander etwas mit dem Mord an ihrem Vater zu tun hat.
Alles, was man über das Fechten im 17. Jahrhundert wissen könnte
Das Fechten als solches ist eine Kunst. Die Autorin hat dies hier sehr gut beschrieben. Sie erzählt von den Fechtarten, den Fechtschulen und von Fechtbruderschaften. Es schwirren sehr viele Begriffe zu diesem Thema im Buch umher. Nur leider fehlt dem Ganzen ein wenig die Spannung. Die Thematik ist einfach zu trocken beschrieben, wobei man bei den eigentlichen Fechtszenen schon das Aufeinanderschlagen der Klingen förmlich hören kann, vor dem geistigen Auge sieht man direkt die Kontrahenten umeinander kreisen, leicht wie bei einem Tanz. Hier spürt der Leser deutlich die wirklich gute Recherchearbeit, die geleistet wurde.
Allerdings kann es auch einfach zu viel werden. Die geballte Ladung Fachwissen ist für die eigentliche Rahmenhandlung zu viel. Die Spannung blieb dabei auf der Strecke. Teilweise ist es richtig anstrengend zu lesen und nichts wirklich aufregendes oder für die Handlung wichtiges geschieht. Von der versprochenen Verschwörung ist lange nichts zu lesen und am Ende ist es noch nicht einmal eine wirklich spannende Sache. Auch scheint es für Clarissa ein leichtes zu sein von Rostock nach Frankfurt zu reisen und dann schnell weiter nach Prag und vielleicht doch noch mal wieder nach Rostock. Es klingt ein bisschen so, als seien diese Städte nicht großartig voneinander entfernt. Auch wenn Frau Weiß natürlich erwähnt, wie strapaziös eine solche Reise im 17. Jahrhundert war, es klingt einfach nicht danach. Dies mag vielleicht auch an dem doch sehr modernen Erzählstil liegen. Er lässt sich zwar zügig lesen, will aber nicht so recht die Atmosphäre dieser Zeit transportieren.
An den unterschiedlichen Charakteren kann es nicht liegen, davon hat Sabine Weiß hier so einige erdacht, auch ein paar historische Persönlichkeiten haben den Weg in die Geschichte gefunden. Sie sind auch vielschichtig und haben ihre Ecken und Kanten, aber leider können sie nicht überzeugen. Allein schon Clarissa, die auf der einen Seite unbedingt fechten will und Freiheiten möchte, die einer Frau in dieser Epoche eben nicht zustand, kann nicht wirklich überzeugen. Sie reist von einem Ort zum anderen, erlebt Schreckliches, bekommt Hilfe, reist wieder nach Hause und so weiter und so weiter. Aus den brenzligen Situationen kommt sie oft mit Hilfe von anderen heraus oder durch glückliche Zufälle. Jede Szene für sich genommen, nett zu lesen, aber im Ganzen des Buches einfach zu viel. Dann kommt immer noch wieder die Thematik des Fechtens dazu und wieder und wieder die Fachbegriffe. Am Ende könnte der Leser theoretisch vermutlich auch mitfechten. In dieser Hinsicht hat die Autorin ganze Arbeit geleistet, kann aber im Ganzen mit Die Tochter des Fechtmeisters nicht ganz überzeugen.
Es fehlt ein wenig der Schwung, um zu überzeugen
Eine Karte befindet sich im Bucheinband, Personenverzeichnis, Glossar und auch ein Nachwort, welches Fiktion und Wahrheit trennt, sind vorhanden. Also eigentlich alles da, was ein gutes historisches Buch ausmacht, aber trotzdem scheint einfach das gewisse Etwas zu fehlen. Der Funke will nicht überspringen und die Handlung hat zu wenig Schwung und ist streckenweise zu langatmig, um nicht zu schreiben langweilig. Das ist sehr schade, denn die Autorin hat für den Hintergrund offenbar gut recherchiert und bei ihren Beschreibungen über das Fechten spürt man dies eben auch deutlich.
Sabine Weiß, Lübbe
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