Der silberne Adler
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2016
- 1
- Lübbe, 2009, Titel: 'The Silver Eagle', Originalausgabe
Mithras - nicht nur für Männer!
Einige Monate nach der vernichtenden Niederlage bei Carrhae befinden sich die überlebenden Legionäre weit fort von Rom an der östlichen Grenze Parthiens. Sie stehen unter dem Kommando parthischer Offiziere und verteidigen das Land gegen furchteinflößende Eindringlinge, allen voran die Skythen mit ihren tödlichen Giftpfeilen. Misstrauen prägt das Verhältnis der Offiziere zu den Soldaten, Grausamkeit regiert. Als dann noch einige Legionäre herausfinden, dass Romulus und Brennus entflohene Sklaven sind, wird das Leben für die beiden unerträglich. Dennoch klammert sich vor allem Romulus an die Hoffnung, irgendwann nach Rom zurückkehren zu können. Zur gleichen Zeit scheint Tarqunius seine Sehergabe verloren zu haben. Erst die Begegnung mit dem Gott Mithras schenkt ihm wieder Hoffnung. Dann aber wird die Vergessene Legion in den Süden geschickt, nach Indien, wo ein gewaltiges Heer mit zahlreichen Kampfelefanten die Männer erwartet. Für die drei Freunde die letzte Chance, nach Rom zurück zu kehren, denn näher werden sie der Heimat wohl nie wieder kommen.
Auch Fabiola hat die Hoffnung nie aufgegeben, ihren Bruder wiederzusehen. Und noch etwas bestimmt ihr Leben: Mit eisernem Willen verfolgt sie ein Ziel. Sie will ihren Vater finden und sich an ihm rächen.
Zwischen Fakten und Fiktion
Ben Kane schreibt die Geschichte der Vergessenen Legion weiter, zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Im zweiten Teil der Romanreihe um Tarquinius, Romulus, Brennus und Fabiola kann sich der Autor allerdings kaum auf gesicherte Fakten berufen, wenn es um die in parthische Gefangenschaft geratenen Legionäre geht. Dennoch gelingt es ihm, für seine Leser eine Version des Geschehens aufs Papier zu bringen, die sicher weitgehend fiktiv und dennoch ausgesprochen glaubwürdig ist. Als Leser bekommt man nie das Gefühl, eine Phantasiegeschichte zu lesen. Vielmehr bleibt der Eindruck, dass es so, wie Ben Kane es beschreibt, tatsächlich gewesen sein könnte. Allerdings gilt das nicht in gleichem Maße für das Geschehen um die schöne Fabiola. Hier verliert der Roman deutlich an Glaubwürdigkeit und damit auch an Elan, obwohl Ben Kane, was den Rahmen der Handlung angeht, sehr nah an den historischen Fakten bleibt.
Der Autor bleibt seinem Erzählmuster treu und hat auch diesen Roman mit zwei Handlungssträngen aufgebaut. Immer wieder springt die Handlung von Rom nach Margiana und zurück. Die einzelnen Kapitel sind deutlich getrennt und in ihrer Handlung in sich abgeschlossen. So kann man als Leser in aller Ruhe seinen Blick von der Ostgrenze Parthiens nach Rom und wieder zurück wenden und hat auch kein Problem, den Faden wieder neu aufzunehmen.
Der Gott der Soldaten
Eine große Rolle spielt in diesem Band der Reihe der Mithras-Kult. Ben Kane hat viele als gesichert geltende Fakten über den Kult in die Handlung eingebaut, so dass man als Leser einen recht guten Überblick über diese untergegangene Religion bekommt. Mithras, der Gott der Soldaten und Kämpfer, spielt sowohl für Romulus und Tarquinius als auch für Fabiola und die Männer, mit denen sie zu tun hat, eine wichtige Rolle. Interessant ist beschrieben, wie sich der Mithras-Kult auf das tägliche Leben seiner Anhänger auswirkte. Gelegentlich wird es etwas mystisch, aber das trägt zum Spannungsaufbau bei und schadet dem Roman keineswegs.
Mit großer Liebe zum Detail schildert der Autor Schlachten und Kämpfe. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, aber es zeigt, wie akribisch teilweise für diesen Roman recherchiert wurde. Nicht über den ganzen Roman kann der Spannungsbogen gehalten werden, insbesondere in dem Teil um Fabiola flacht er deutlich ab. Aber Ben Kane schafft es, immer wieder neu Spannung aufzubauen, Neugierde zu wecken, so dass man letztendlich gerne weiter liest und auf den Ausgang der Geschichte gespannt ist.
Ein gelungener zweiter Teil
Der silberne Adler ist ein gelungener Abenteuerroman, spannend erzählt und mit sympathischen Protagonisten, die sich ihrer Haut zu wehren wissen. Und auch wenn gelegentlich ein Hauch von Mystik durch die Seiten weht, so bleibt die Handlung doch stets auf dem Boden des Realismus. Ben Kane gelingt es, Fakten und Fiktion so miteinander zu verweben, dass man ihm seine Geschichte (fast) immer glaubt. Eine Karte von Eurasien, ein umfangreiches Glossar und ein Nachwort des Autors vervollständigen das Paket. Es empfiehlt sich allerdings, zuerst Die vergessene Legion zu lesen, da Der silberne Adler darauf aufbaut und viele Handlungsabläufe dann besser verstanden werden. Gelungene Unterhaltungsliteratur für viele Lebenslagen. Demnächst erscheint der dritte Band der Reihe.
Ben Kane, Lübbe
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