Das Teegeheimnis
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2006
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- Droemer-Knaur, 2006, Titel: 'Das Teegeheimnis', Originalausgabe
Fernöstliche Teestunden
Tee ist ja nicht nur in Norddeutschland und in England ein Heiligtum und Nationalgetränk, sondern auch im fernen China. Auf eine abenteuerliche Reise dorthin und in die Geheimnisse des Tees an sich entführt uns Michael Terrey in seinem ersten Roman.
Im Hamburg des Jahres 1839 haben verschiedene Kaufmänner in Tee investiert und damit gutes Geld verdient. Vor allem die Familie Blanckendorff begründet ihren Reichtum auf Teelieferungen aus dem Fernen Osten. Der alte Heinrich Blanckendorff hat mit seinen drei Kindern nicht nur Glück gehabt, wie er selber meint. Sein ältester Sohn Percy ist auf dem Weg nach China, um Tee zu kaufen, aber sein jüngster Sohn John interessiert sich überhaupt nicht für Tee und das Teegeschäft. Johanna, die Tochter, versucht indessen ihren Bruder mit Henriette Sternberg zu verkuppeln. Henriette ist eine sehr begehrte junge Dame in Hamburg, zumal sie die Tochter eines einflussreichen Teehändlers ist und somit Spross der größten Konkurrenten der Blanckendorffs.
Damit beginnen zwar die Probleme, hören aber noch längst nicht auf. Die Blanckendorffs warten sehnsüchtig auf die Rückkehr Percys aus China, denn ihre Teevorräte gehen zur Neige und somit auch ihre finanziellen Rücklagen. Tochter Johanna soll den Sohn des Geschäftsmanns Goldmann heiraten und in die Verlobungsfeierlichkeiten platzt die Nachricht, dass Percy von Piraten überfallen wurde und die Teeladung verloren ist. Daraufhin erleidet Vater Heinrich einen schweren Kollaps. Die einzig sinnvolle Möglichkeit die Familie zu retten scheint zu sein, John nach China zu schicken und Tee zu holen - ausgerechnet den Sohn der Familie, den das ganze Geschäft überhaupt nicht interessiert. Da die Sternbergs ein Schiff mit Henriette nach China schicken, sind sie bereit, John mitzunehmen.
Eine unerwartete Seereise
Michael Terrey entwickelt in seinem Roman eine Geschichte, die man gerne bis zum Ende weiter verfolgt. Er wählt einen dichten und zugleich humorvollen Sprachstil und bringt so eine Vertrautheit mit den Charakteren in die Erzählung, als würde man sie schon länger kennen. Allerdings trifft dies nicht auf alle Charaktere zu, sondern nur auf die Hauptfiguren.
John und Henriette beginnen eine Beziehung, die Johns Eltern auf keinen Fall billigen können, da es sich um die Tochter des größten Konkurrenten handelt. Nach der Überfahrt nach China lernt John Mai-Lin, die Tochter eines Teemeisters, kennen und nun beginnen neben den geschäftlichen auch die privaten Probleme von John.
Dieser chinesische Teil des Buches ist nicht mehr ganz so dicht erzählt wie der hamburgische oder der der Überfahrt. Abgesehen von der sehr ausführlichen Teezeremonie verliert vor allem der Charakter von Henriette an Kontur, so dass auch ihre Reaktionen unverständlich bleiben. Wie John, so geht sie auch dem Leser auf die Nerven, was aber eigentlich nicht sein müsste.
Schwächen in den Charakteren
Unverständlich bleiben auch einiger sonstige Charakterzüge von John, zum Beispiel denkt er während der ganzen Fahrt nie an seinen verschollenen Bruder, ob er noch lebt oder nicht. Das ist schade, weil man sich das als Leser des öfteren fragt, aber nie eine Antwort bekommt. Die Wandlung von John vom uninteressierten Jungschnösel zum hoffnungsvollen Familienretter verläuft still, manchmal zu still, aber stetig, so dass der Autor wenigstens nicht diesen Aspekt seines Buches aus den Augen verliert. In der Hektik der Handlung schafft allein die Teezeremonie einen Ruhepunkt, den sich auch John endlich gönnen kann und die seine innere Wandlung antreibt.
Michael Terreys Roman endet nicht unbedingt so, wie man es am Anfang vielleicht erwartet, aber das soll hier natürlich nicht verraten werden. Insgesamt ist ihm ein Roman gelungen, der zwar hier und da kleinere Schwächen aufweist, den man aber gut und gerne liest und seine Freude daran hat. Dazu zählen auch die erfreulicherweise recht kurzen Kapitel. Brühen Sie sich einen Tee auf und genießen Sie das Buch, am besten in kleinen Schlucken, damit sich der Geschmack intensiv entfalten kann.
Michael Terrey, Droemer-Knaur
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