Die Söhne des Wanderers
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- Erschienen: Januar 2001
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- , 1993, Titel: 'The Hammer and the Cross', Originalausgabe
Eine ungewöhnliche Bruderschaft
Man schreibt das Jahr 865 A.D. als König Ella von Northumbrien den Nordmann Ragnar Lodbrok ermorden lässt. Dies ruft Ragnars Söhne auf den Plan, die mit einem riesigen Heer in England einfallen, um Rache für ihren Vater zu nehmen. Tod und Zerstörung begleiten die Nordmänner auf ihrem Weg. Shef, unerwünschter Stiefsohn des ostanglischen Thanes Wulfgar, entkommt mit knapper Not dem Morden in seinem Dorf. Als er feststellen muss, dass seine wunderschöne Stiefschwester Godive in das Heerlager der Wikinger verschleppt wurde, macht er sich auf den Weg, um sie zu befreien. Nur sein Freund, der Unfreie Hund, begleitet ihn. Shef findet Schutz und Aufnahme bei den Angehörigen eines ungewöhnlichen Handwerkerbundes, der den alten Göttern verpflichtet ist, der Bruderschaft des Weges. Aufgabe dieser Handwerker ist es, immer weiter zu forschen, neue Dinge zu erfinden und sich für die Erkenntnisse der ganzen Welt zu öffnen. Da Shef ein geschickter Schmied ist, nimmt ihn Thorvin, selbst ein Schmied und Priester des Weges, bei sich auf. Shef geht es gut, aber er ist kein Nordmann sondern Engländer, er ist Christ und glaubt nicht an die alten Götter. Und da ist auch noch Godive, die mittlerweile Ivar dem Knochenlosen zum Geschenk gemacht wurde, dem vielleicht furchtbarsten der vier Söhne Ragnars. Shef weiß, er muss Godive befreien, auch wenn er damit seine neuen Freunde verrät.
Sage und Fakten
Harry Harrison und John Holm greifen in ihrem Roman die nordische Sage von den vier Ragnarssöhnen auf, die mit ihrem Heer nach York ziehen um dort den Tod ihres Vaters zu rächen. Zwar ist davon auszugehen, dass diese Sage eher nicht auf historischen Fakten beruht, aber das große dänische Heer, die Belagerung Yorks und die Heerführer Halvdan, Ubba und Ivar Ragnarson hat es tatsächlich gegeben. Zumindest aber passt diese Sage mit ihrer wilden Grausamkeit zu den Geschehnissen, die in diesem Roman geschildert werden. Auch ob es tatsächlich die im Roman beschriebene Bruderschaft des Weges gegeben hat, sei dahingestellt. Falls nicht, so wurde sie auf jeden Fall gut erfunden und sie bringt eine ganz neue Sichtweise und Dynamik in die Auseinandersetzung zwischen den überwiegend christlichen Engländern und den "heidnischen" Nordmännern. Immerhin erschien die Originalversion der Romanreihe unter dem Titel The Hammer and the Cross und deutet so bereits im Titel den Gegensatz zwischen den Trägern des Kreuzes und jenen, die einen Thorhammer um den Hals tragen, an. So hat man hier zwar einen Roman, dessen Hintergrund man bereits aus anderen Romanen kennen kann, dennoch hat er Neues zu bieten, dazu viel Spannung und interessante Einblicke in das Lagerleben eines großen Heeres.
Ein wenig Fantasy
Immer wieder jedoch wird deutlich, dass Harry Harrison von Hause aus ein Schreiber von Science-Fiction-Romanen ist. Oft wird die Handlung über mystische Traumsequenzen vorangetrieben und es wird deutlich, dass die Asen offenbar ein recht tolerantes Häuflein sind, gewähren sie dem erklärten Christen Shef doch ohne weiteres Zutritt in ihre Welt - und sei es auch nur im Traum. Immerhin bekommt der wissbegierige junge Schmied hier Anregungen für die Lösung manches (nicht nur) technischen Problems. Shef ist ein komplizierter Charakter und steht in großem Gegensatz zu den eher geradlinigen Brüdern des Weges. Die Autoren haben hier eine illustre Ansammlung von bösartigen Halunken und liebenswerten Raubeinen geschaffen, eine Welt, in der man zwar verhandeln kann, aber keine Gnade erwarten darf. Bei der Fülle an Protagonisten geraten einige in den Hintergrund, die Hauptakteure sind jedoch interessante, spannende Menschen, keineswegs besonders nett, mitunter grausam, mit vielen Facetten. Die Handlung bietet viele spannende Höhepunkte, flacht jedoch in den - im Verhältnis zum restlichen Roman sehr kurzen - "Traumphasen" stark ab, so dass man mitunter sogar in Versuchung gerät, diese zu überblättern. Wer jedoch ein positives Verhältnis zur Fantasy hat kommt hier durchaus auf seine Kosten.
Vielversprechender Anfang einer Reihe
Hammer of the North. Die Söhne des Wanderers ist der erste Band einer Romantrilogie und bietet daher ein Ende, an dem Vieles offen bleibt. Der Mantikore Verlag hat hier ein spannendes und interessantes Buch im Programm, auf dessen Fortsetzung man sich freut. Weder eine Karte noch ein Glossar erleichtern dem Leser den Weg durch das Buch, auch ein Nachwort gibt es nicht. Dennoch hat man hier viel Freude am Lesen wenn man sich für diese Zeit in der langen Geschichte Englands interessiert. Der zweite Band Hammer of the North. Der Weg des Königs ist bereits erschienen, so muss man jedenfalls nicht auf die Fortsetzung warten.
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