Demnächst in Tokio

  • Europa
  • Erschienen: Januar 2017
  • 3
  • Europa, 2017, Titel: 'Demnächst in Tokio', Originalausgabe
Demnächst in Tokio
Demnächst in Tokio
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Bettina Weiß
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Histo-Couch Rezension vonMär 2017

Japan im Zweiten Weltkrieg

Demnächst in Tokio, dies sind die ersten Worte, die die 18-jährige Elisabeth von ihrem soeben angetrauten Ehemann hört. Ernst Wilhelm, 39-jähriger Diplomat in Dienstes Nazi-Deutschlands, muss das Land verlassen. Er soll eine Stelle an der Tokioter Botschaft antreten, doch dafür wird eine Ehefrau an seiner Seite gebraucht, das jedenfalls wird Elisabeth erzählt. Im August 1934 reist die junge Ehefrau sodann über Moskau und Wladiwostok nach Tokio zu ihrem Ehemann, sämtliche Ängste und Sorgen eines naiven und wohlbehüteten 18-jährigen Mädchens im Gepäck. In Tokio angekommen, ist Elisabeth fasziniert von der exotischen neuen Heimat. Auch ihre Ängste gegenüber dem deutlich älteren Ehemann sind unbegründet: Sie hat ein eigenes Schlafzimmer und Ernst Wilhelm ist freundlich, umgänglich und nähert sich ihr nicht. Sie genießt die neuen Eindrücke in der ihr fremden Welt und ist in den Botschaftsalltag der Ehefrauen eingebunden.

Freiheiten und Gefahren fern der Heimat

Eines Tages tritt ein weiterer Mann in Elisabeths Leben: Alexander Arendt, ein Journalist und guter Freund Ernst Wilhelms, der als Asien-Spezialist die Arbeit des Botschafters und der Diplomaten unterstützen soll. Alexander übt eine große Anziehung auf Elisabeth aus: Er ist charismatisch, unkonventionell und kümmert sich wenig um die Meinung der anderen. Er macht aus seinem Groll gegen die Nazis keinen Hehl und schafft sich damit unter den Linientreuen in der Botschaft Feinde. Auch Ernst Wilhelm ist kein Nazi, doch es gibt Heimlichkeiten und Gerede in der Botschaft. Und Elisabeth fühlt sich immer mehr zu dem falschen Mann hingezogen. Gibt es Spione in der Botschaft und befinden sie sich alle in Gefahr?

Die Romanhandlung ist eingebettet in die Erinnerungen der 95-jährigen Elisabeth. Angestoßen durch einen Anruf ihrer Tochter, die einen Auftrag in Japan erledigen soll, stehen die Ereignisse wieder vor ihrem inneren Auge und Elisabeth schreibt eben dieser Tochter ihre japanische Lebensgeschichte wie einen Brief auf. Dadurch werden Elisabeth und ihre Wahrnehmung der Ereignisse in den Mittelpunkt gerückt - ihre Wanderungen durch den Park der Botschaft, ihre Beobachtungen der so andersartigen Natur und ihre Sicht auf die Erlebnisse. Die Autorin findet hierfür eine wunderschöne blumige Sprache, um dem gerecht zu werden. Die für Elisabeth nebensächlichen Geschehnisse werden nur am Rande gestreift und die ihr wesentlichen Erinnerungen erhalten einen großen Raum. Somit wird die Romanhandlung sehr persönlich und spricht den Leser unmittelbar an, weil er in die Rolle der angesprochenen Tochter schlüpft. Elisabeth entwickelt sich von dem naiven jungen Mädchen zu einer mutigen und kompetenten Frau, die den Schwierigkeiten und Ereignissen standhaft entgegentritt. Die Beziehungen zwischen den Personen werden allein aus Elisabeths Sicht geschildert, doch ahnt der Leser den Zwiespalt der Männer und ihr Geheimnis. Die Protagonisten sind authentisch und handeln nachvollziehbar, wobei Ernst Wilhelm ein bisschen im Nebel bleibt, doch scheint dies Elisabeths Wahrnehmung seiner Person zu dieser Zeit zu entsprechen. Während Alexander in seiner unverhohlenen Art sehr präsent ist, dabei gerne aneckt und sich in Gefahr begibt. 

Ein selten betrachteter Konflikt des Zweiten Weltkrieges

Auch wenn die historischen Ereignisse des Krieges bekannt sind, ist dieser Aspekt der deutsch-japanischen Beziehungen ein eher selten in Romanen betrachtetes Geschehen. Die Kriegshandlungen in Europa sind weit weg und werden, wie die regelmäßige Wochenschau in der Botschaft, nur hin und wieder eingeblendet. Der Krieg zwischen Japan und China hingegen ist real und betrifft die Angehörigen der Botschaft ganz unmittelbar. Die geschichtlichen Abläufe sind gut in die Handlung eingebetet und die fiktive Handlung wird stimmig herum verwoben. Auch wenn auf den ersten Seiten des Romans klar wird, dass Elisabeth und Ernst Wilhelm die Wirren und Gefahren des Krieges überlebt haben, bleibt es spannend, ihren Weg in Japan und Asien zu begleiten, daran teilzuhaben und mit ihnen zu leben und zu leiden.

Insgesamt ein schöner und spannender Roman, über einen eher unbekannten Aspekt des Zweiten Weltkriegs, der berührt und den Leser in eine exotische Welt entführt. Die Spionagehandlung basiert auf den Ereignissen um den deutsch-russischen Journalisten Richard Sorge. Ein kleiner Kritikpunkt ist anzuführen, denn der Klappentext verrät zuviel der Handlung und nimmt daher zuviel vorweg. 

Demnächst in Tokio

Katharina Seewald, Europa

Demnächst in Tokio

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