Brictom - Wodans Götterlied
- Acabus
- Erschienen: Januar 2017
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- Acabus, 2017, Titel: 'Brictom - Wodans Götterlied', Originalausgabe
Der große Kampf
Der Roman spielt etwa um das Jahr 120 v. Chr. im Gebiet keltischer Stämme am Ufer des Flusses Rur. Sie selbst nennen sich Eichenleute und Bärenjäger und waren sich lange Zeit freundschaftlich verbunden. Nun aber herrscht seit Jahren Feindschaft zwischen den Stämmen und kriegerische Auseinandersetzungen fordern immer wieder neue Opfer. Zwar ist seit einigen Monaten der Schamane Rowilan Fürst der Bärenjäger, doch seine Macht ist nicht gefestigt und Fewiros, Nachkomme der früheren Fürstenfamilie, fordert den Thron für sich ein. Dieser Machtkampf spaltet und schwächt die Bärenjäger zusätzlich. Als der junge Seher Aigonn mit seiner Gefährtin Tiuhild aus den Ländern des Nordens zurückkehrt, ist die Lage für Rowilan fast aussichtslos. Zwar verspricht Wode, der fremde Gott aus dem Norden, Aigonn Hilfe im Kampf gegen die Feinde, aber dafür fordert er ein Opfer, das größte Opfer, das Aigonn geben kann. Tiuhild soll das Opfer sein und Aigonn ist nicht bereit, sie her zu geben. Doch nur Tiuhild kann das Brictom sprechen, jene magische Beschwörungsformel, die den Gott herbei ruft und seinen Beistand im Kampf erbittet.
Mystik, Fantasy und wenig Fakten
Es liegt in der Natur des Sujets, dass Astrid Rauner in ihrer Romanreihe Von keltischer Götterdämmerung nur auf wenige Fakten zurückgreifen kann. Rätselhafte Ausgrabungsfunde, keine schriftlichen Zeugnisse der Zeit, wenige Beschreibungen des Lebens, geschrieben von Menschen, die von außerhalb kamen und pauschal alle Völker zwischen gallischer Mittelmeerküste und Donau als "Keltoi" bezeichneten. Wer auf so einem Fundament aufbauen muss, der kann nur zum Teil auf reale Fakten pochen. Astrid Rauner hat sich für eine spannende Mischung aus Mystik, Fantasy und eben jenen Fakten entschieden. Im nun vorliegenden dritten Band der Reihe überwiegen jedoch die mystischen Elemente. Um nicht zu spoilern soll an dieser Stelle dazu nicht mehr verraten werden. Nur so viel: Es sind diverse göttliche Wesen im Einsatz, am Ende jedoch landet die Erzählung wieder auf festem Boden. Dabei geht es spannend und teilweise hochdramatisch zu, so manches Leben wird beendet, Geheimnisse werden aufgedeckt, der Kampf um die Macht wogt hin und her. Dazwischen gibt es immer wieder Abstecher in den übersinnlichen Bereich. Der Autorin ist es gelungen, den Roman ohne große Längen von Anfang bis Ende spannend zu halten. Zudem wird endlich die Bedeutung jenes "Objektes" enthüllt, das der Moorsänger Alregard einst in seiner Heimat stahl und mit in das Land der Kelten brachte.
Ankunft eines Gottes
Auch Aigonn und Tiuhild finden im Verlauf des Romans zusammen. Beide verkörpern sie Menschen ohne ambitioniertes Machtstreben, mit Sinn für Freundschaft, Wahrheit und Gerechtigkeit. So hofft man im Verlauf der Handlung darauf, dass sie zueinander und am Ende auch ein gemeinsames Glück finden, auch wenn die Chancen dafür über weite Strecken eher schlecht bis sehr schlecht stehen. Neben ihnen gibt es nur wenige andere Protagonisten mit ähnlichen Eigenschaften. So ziemlich jeder kocht an seinem eigenen Süppchen, hat etwas zu verbergen und sucht Verbündete. Viele undurchsichtige Gestalten bevölkern den Roman und Astrid Rauner ist es gelungen, jeder von ihnen einen ganz eigenständigen Charakter zu geben. Das macht die Geschichte interessant und sorgt dafür, dass man als Leser einige Protagonisten lange im Kopf behält.
In diesem Roman vollendet die Autorin ihre Theorie, wie Götter wie Wode die alteingesessenen Götter der keltischen Völker verdrängen konnten. Und dies ist, abseits aller Mystik und alles Übersinnlichen, eine nachvollziehbare und realistische These.
Gelungener Abschluss der Reihe
Brictom ist nunmehr der Abschluss der Romanreihe Von keltischer Götterdämmerung. Alle drei Romane bieten Spannung und jede Menge Lesespaß. Astrid Rauner ist es gelungen, die Qualität des ersten Bandes in den zweiten und schließlich auch in den dritten mit hinüber zu nehmen. Und somit ist Brictom der gelungene Abschluss einer gelungenen Reihe. Es empfiehlt sich, alle drei Bände in richtiger Reihenfolge zu lesen, die Handlung baut aufeinander auf und bezieht sich immer wieder auf Ereignisse aus einem der vorhergehenden Bände. Gute Urlaubslektüre mit Spannung, ohne gehobenen philosophischen Anspruch, einfach lesen und abtauchen in eine andere Welt. Kann man guten Gewissens weiter empfehlen.
Astrid Rauner, Acabus
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