Das Gold des Lombarden
- Rowohlt
- Erschienen: Januar 2017
- 3
- Rowohlt, 2017, Titel: 'Das Gold des Lombarden', Originalausgabe
Solider Start einer neuen Reihe um eine starke Frau
Köln im Jahre 1423: Aleydis ist mit Nicolai Golatti, einem lombardischen Geldverleiher, verheiratet. Nur wenige Monate nach der Trauung wird Nicolai tot vor den Toren der Stadt aufgefunden. Aleydis kann nicht glauben, dass er sich selbst erhängt haben soll und stößt bald auf Ungereimtheiten, die sie dazu bewegen, den Mord untersuchen zu lassen. Ausgerechnet Vinzenz van Cleve soll die Nachforschungen übernehmen, dessen Vater in erbittertem Streit mit Nicolai gelegen hat. Hat er am Ende selber seine Hände im Spiel gehabt, um den unliebsamen Konkurrenten loszuwerden? Je tiefer Aleydis gräbt, desto gefahrvoller wird es, denn auch ihr geliebter Mann barg ein düsteres Geheimnis.
Fragwürdige Handlungsweise
Der Leser lernt Nicolai Golatti nur flüchtig kennen, dann wird er schon ermordet. Die Testamentseröffnung ist nicht nur für Aleydis eine große Überraschung, denn ihr Mann hat sie als Alleinerbin eingesetzt. Eine große, zweifelhafte Maßnahme, denn die Ehe währte nicht nur erst wenige Monate, sondern Aleydis ist auch erheblich jünger, ohne jegliche Erfahrung und sehr naiv.
Zumindest zu Beginn, denn die Entwicklung der Figur ist durchaus glaubhaft dargestellt. Ins kalte Wasser geworfen muss sich Aleydis gegen Missgunst, Anfeindungen und sogar körperliche Übergriffe zu Wehr setzen und reift dadurch bis zum Ende des Romans zu einer selbständigen Frau.
Auch die weiteren Charaktere sind detailreich dargestellt und vermitteln einen guten Eindruck der verschiedenen Gesellschaftsschichten der damaligen Zeit, in der Aberglaube eine ebenso große Rolle spielte wie Wissen. Ein Schmankerl für alle Kenner der Adelina-Reihe, die die Autorin nach sechs Bänden beendet hatte, ist das Auftreten einiger Figuren aus diesen Büchern.
Ernsthafte Recherchearbeit
Dank vieler kleiner Details wie ein spezielles Schloss, das sich mithilfe eines Buchstabencodes öffnen ließ, entsteht vor dem geistigen Auge eine bunt bevölkerte, alltägliche Welt des Spätmittelalters am Rande der Renaissance. Die Autorin hat, wie sie im Nachwort selbst beschreibt, gründlich recherchiert, was man ihrem Roman erfreulicherweise anmerkt. Ergänzend dazu findet man im vorderen Teil des Buches nicht nur einen Stadtplan von Köln, sondern auch ein Personenverzeichnis mit erläuternden Anmerkungen.
Die Sprache ist der heutigen angepasst, enthält nur ab und an fremd klingende Wörter wie "klaafen" oder "Galgenschwengel", deren Sinn sich aber, wenn nicht schon von sich aus eindeutig, aus dem Kontext heraus ergibt. Auch sorgt der Perspektivwechsel zwischen Aleydis und Vinzenz für Dynamik und beleuchtet die Geschichte von verschiedenen Seiten, ohne zu viel zu verraten.
Allerdings muten manche Aktionen wenig nachvollziehbar an. Wenn der Gewaltrichter mitten in der Nacht zu Aleydis Haus geht, nur um zu prüfen, ob sie bei merkwürdigen Geräuschen allein hinauskommt, erscheint das etwas weit hergeholt, um romantische Spannung zwischen den beiden zu erzeugen.
Das Cover wirkt mit seiner Mischung aus Fotografie und Gemälde dem seriösen Anspruch entgegen, denn es erinnert eher an einen verträumten Groschenroman als an eine gewissenhaft ausgearbeitete Historienerzählung.
Eher für Frauen als für Männer
Wer die Adelina-Reihe von Petra Schier mochte, ist auch hier sehr gut aufgehoben. Starke Frauenpersönlichkeiten, gestandene Männer, die sich davon nicht abschrecken lassen, eine Prise Krimi und ein guter Schuss Romantik, alles verwoben in einer munter erzählten Geschichte aus Verwirrungen und Geheimnissen vertreiben dem Leser lebhaft die Zeit.
Petra Schier, Rowohlt
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