Der Goldene Harnisch

  • Fahner
  • Erschienen: Januar 2016
  • 0
  • , 2016, Titel: 'Der Goldene Harnisch', Originalausgabe
Der Goldene Harnisch
Der Goldene Harnisch
Wertung wird geladen
Annette Gloser
691001

Histo-Couch Rezension vonNov 2017

Ein Machtkampf zwischen Stadt und Ritterschaft

Im Dezember 1477 erfahren die Nürnberger Ratsherren, dass die Burg auf dem Rothenberge zum Verkauf steht. Mehrere fränkische Ritter haben sich zu einer Gemeinschaft, einer sogenannten Ganerbschaft, zusammengeschlossen um die Burg zu erwerben. Für die Nürnberger bedeutet dies viel Verdruss, sehen sie doch durch diese Nachbarschaft ihre Geschäfte und eigene Machtinteressen bedroht. Doch es gelingt den Ratsherren nicht, den Verkauf der Burg zu verhindern. Viele Ritter besitzen bald gemeinsam die Rothenburg und haben durch deren günstige Lage viele Möglichkeiten, die Nürnberger empfindlich zu treffen. Anton Tucher, der Nürnberger Ratsherr, versucht mit viel Geschick und Diplomatie, seine Stadt vor Schaden zu bewahren. Es ist ein Kampf, den er über viele Jahre führen wird.

Der Bauernsohn Ludwig wird jäh aus seiner gewohnten Welt gerissen als Alexander von Wildenstein ihn zu seinem Knappen bestimmt. Er muss seinen Herrn auf die Rothenburg folgen und hofft, bald wieder zu den Eltern zurückkehren zu können. Doch dann begeht Ludwig einen folgenschweren Fehler: Er verliert den goldenen Harnisch, ein Erbstück der Familie von Wildenstein. Der Bauernjunge muss vor dem Zorn seines Herrn fliehen, nie wieder kann er auf den elterlichen Hof zurück. Das Schicksal führt ihn zu Anton Tucher, der unweit der Rothenburg ein Anwesen besitzt. Aber wird es Ludwig je gelingen, seinen Fehler wiedergutzumachen?

Fleißbienchen für Recherche

Um es gleich voran zu stellen: Auf praktisch jeder Seite des Romans zeigt sich, mit wieviel Akribie hier recherchiert wurde. Natürlich ist es für Menschen, die sich in der Nürnberger Lokalhistorie nicht so gut bis gar nicht auskennen, schwer zu unterscheiden, ob hier ein Detailfehler vorliegt oder ob alles korrekt ist. Liest man sich aber in das Buch ein, so stellt man schnell fest, dass die Autorin sich intensiv um eine korrekte Darstellung bemüht hat. Da gibt es nicht einfach Nürnberger Ratsherren, die sich im Rathaus treffen. Nein, hier werden die einzelnen Gremien der urbanen Demokratie sorgfältig unterschieden, mit ihren Aufgaben, ihren Versammlungsorten und den Zuständigkeiten ihrer Mitglieder. Ebenso liebevoll widmet sich Katharina A. Down Nürnberger Traditionen und Bräuchen sowie den Lebensläufen jener Protagonisten, die tatsächlich gelebt haben. Auch die Welt der Legenden und Sagen wird nicht außer Acht gelassen, denn z.B. ist die Geschichte vom goldenen Harnisch eine der Sagen über die Rothenburg, von der Autorin in die Romanhandlung eingewoben. Dazu kommen die nicht ganz einfachen Rechts- und Besitzverhältnisse einer Ganerbengemeinschaft, die von der Autorin sehr detailliert geschildert und in die Romanhandlung einbezogen werden. So bekommt man als Leser einen sehr guten Blick auf den Verlauf der Auseinandersetzungen zwischen der Stadt Nürnberg und den Besitzern der Rothenburg, liest über politische Winkelzüge, von Willkür einerseits und dem Bemühen um Frieden andererseits. Dieser Teil des Romans ist fast eine Art Politkrimi aus den Zeiten der Renaissance. Auf jeden Fall hat sich die Autorin damit ein Fleißbienchen für ihre intensive Recherchearbeit verdient.

Leider blasse Protagonisten

Die Handlung des Romans zieht sich von 1477 bis zum Jahr 1504, also über 27 Jahre. Dafür ist das Büchlein mit 262 Seiten erstaunlich dünn, zumal ja auch eine große Themenvielfalt behandelt wird. Katharina A. Down erzählt ihre Geschichte in zwei, teilweise auch in drei Handlungssträngen. Einer davon spielt in Nürnberg, der zweite wird von den Ganerben besetzt, der dritte gehört dem Bauernjungen Ludwig. Dies ermöglicht dem Leser, verschiedene Perspektiven einzunehmen und die Geschehnisse mit neuen Argumenten im Kopf zu betrachten. Leider bleibt dabei nicht viel Raum, die Charaktere der einzelnen Protagonisten tiefer auszuarbeiten. Anton Tucher ist der einzige, bei dem das etwas besser gelungen ist. In der großen Gemeinschaft der Ganerben werden einzelne Personen schlaglichtartig beleuchtet, der Scheinwerfer streift vorbei und das war es dann auch schon wieder. Manchmal ist man als Leser dann einfach nur enttäuscht weil man gerne mehr erfahren, sich mehr in den Menschen vertieft hätte. Und auch der Personenkreis um Ludwig bleibt eher schemenhaft, was sehr schade ist, denn gerade hier finden sich Ansätze für interessante Charaktere, denen ein wenig Farbe, ein Hauch Widersprüchlichkeit, ein paar Kanten, gut gestanden hätten.

Gelungener Einstieg

Der goldene Harnisch ist Band 1 der Trilogie Die Ritter des roten Berges. Obwohl der Roman seine Schwächen hat, so ist er doch über weite Strecken spannend zu lesen und bietet daneben einen einzigartigen Blick auf ein Stück fränkische Geschichte. Das Nachwort der Autorin sei an dieser Stelle noch einmal jedem potentiellen Leser ans Herz gelegt. Eine Liste der handelnden Personen erleichtert die Übersicht, wobei fiktive und historisch reale Personen dankenswerter Weise deutlich gekennzeichnet sind. Eine Karte des Rothebergs mit Umgebung und eine Darstellung der Rothenburg auf den inneren Coverseiten ergänzen die Ausstattung. Der Verlag Fahner hat hier eine interessante Reihe im Programm, nicht nur für Franken-Reisende und Nürnberg-Touristen.

Der Goldene Harnisch

Katharina A. Down, Fahner

Der Goldene Harnisch

Deine Meinung zu »Der Goldene Harnisch«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Zeitpunkt.
Menschen, Schicksale und Ereignisse.

Wir schauen auf einen Zeitpunkte unserer Weltgeschichte und nennen Euch passende historische Romane.

mehr erfahren