Die siebte Leiche
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2017
- 1
- Lübbe, 2004, Titel: 'Adventní kletba', Originalausgabe
Mysteriöse Todesfälle im neuen Fall für Ulrich und Otto
Tschechien im 13. Jahrhundert: Ein Schneesturm überrascht den königlichen Prokurator Ulrich von Kulm und seinen Knappen Otto, so dass sie von ihrem ursprünglichen Weg abkommen und Unterschlupf in einer nahen Burg suchen. Dort wird zu Ehren der heiligen Barbara jedes Jahr in der Adventszeit ein Fest begangen. Dabei kommt es aber immer wieder zu mysteriösen Todesfällen. Während die Burgbewohner Dämonen und Flüche als Erklärung bemühen, versucht Ulrich mit Hilfe von Otto dem wahren Grund auf die Spur zu kommen. Allerdings kann er einen weiteren Mord nicht verhindern...
Hilfreiche Einleitung
Zu Beginn des Romans erwartet den Leser ein Personenverzeichnis und eine kurze Zusammenfassung der geschichtlichen Hintergründe der damaligen Zeit, was beides durchaus von Nutzen ist.
Auch wenn man weitere Teile dieser Reihe nicht gelesen hat, so findet man sich doch gut zurecht und kann sich besonders mit den Hauptfiguren schnell anfreunden. Das Zusammenspiel zwischen Ulrich und Otto ist zuweilen wohltuend amüsant und verleiht der Geschichte eine humorige Würze, die keineswegs platt oder aufdringlich wirkt.
Auch die anderen Charaktere sind facettenreich dargestellt, haben ihre Stärken und Schwächen. Dadurch entsteht ein mittelalterliches Panorama, das durch die ausführlichen Beschreibungen der Umgebung wunderbar ergänzt wird. Als Beispiel sei hier die Ausstattung des Badehauses genannt, in dem die Bademagd Else versucht, sich Ulrich anzudienen, was dieser ablehnt. Als Rechtfertigung für ihr Handeln erzählt sie ihr Leben, das alles andere als glücklich, aber nicht untypisch für die damalige Zeit verlaufen ist. Der Grund, warum sie so redselig ist, wirkt allerdings ein wenig zu gewollt, so dass Mitleid erregt wird.
Obwohl nichts beschönigt wird, wird auch auf unnötige Gewaltbeschreibungen und verherrlichungen verzichtet, was das Lesen sehr angenehm macht.
Kleinere Unstimmigkeiten
Ulrich entdeckt am frühen Morgen ein Seil, das aus einem Fenster die Mauer hinabhängt, aber an einem Dezembermorgen dürfte es zu der Stunde noch nicht dämmern, es müsste eher stockfinster sein.
Zudem wird eine Belagerung von Akkon erwähnt, an der ein junger Mann teilgenommen haben will, aber während der Regierungszeit Ottokars II. (1232-1278) gab es eine solche nicht. Allerdings fallen diese Kleinigkeiten nicht ins Gewicht, denn die Logik zur Aufklärung des Falles ist schlüssig dargestellt.
Dies ist vor allem Ulrich zu verdanken, der aufmerksam beobachtet, sich aber trotzdem durch allerlei Anspielungen und überraschende Wendungen kämpfen muss, die weitere Möglichkeiten eröffnen und neue Fragen aufwerfen.
Spannend mit einem Schuss Mystik
Der Roman wird vornehmlich aus Ulrichs Perspektive erzählt, so dass der Leser seine Meinung und seinen Blickwinkel auf Menschen und Umgebung erhält. Das ist persönlich eingefärbt, aber durchaus lebendig, denn Ulrich ist in vielerlei Hinsicht fortschrittlich, zum Beispiel im Hinblick auf den Aberglauben, aber er respektiert auch die Gebote Gottes und pflegt die Gewohnheiten der damaligen Hierarchieordnung.
Vlastimil Vondruska hat in seiner Heimat Tschechien zahlreiche Romane veröffentlicht; in Deutschland sind aus seiner Ulrich von Kulm-Reihe bisher erst zwei Teile erschienen. Hoffentlich werden es mehr, denn die Abenteuer von Ulrich und seinem Knappen Otto sind reizvoll und kurzweilig und die Dialoge der beiden vergnüglich, dennoch kommt der historische Hintergrund und das mittelalterliche Leben nicht zu kurz.
Vlastimil Vondruska, Lübbe
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