Der Knochenraub von San Marco
- dtv
- Erschienen: Januar 2017
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- dtv, 2017, Titel: 'Der Knochenraub von San Marco', Originalausgabe
Eine spannende und lehrreiche Jagd durch Europa
Venedig, um 1570. In der Lagunenstadt ist Carnevale - Feste, Alkohol, allerlei Attraktionen fesseln die Bewohner Venedigs. Davide Venier jedoch hat wenig Zeit, sich diesen Genüssen hinzugeben, denn die Serenissima verlangt seine Dienste. Hat er gerade erst Piraten eine attraktive Erpressung verdorben, sieht sich der Spion des Dogen jetzt ganz anderen Problemen gegenüber: Irgendwer stielt Reliquien - und Davide hat die Aufgabe, die Reliquien wiederzubeschaffen, koste es was es wolle - denn die Diebe sind umtriebig und sind somit eine Gefahr, nicht nur für die Macht der Kirche ...
Zweites Spionageabenteuer mit bewährtem Rezept
In Der Spion des Dogen hat der Autor den Leser mit Davide Vernier, seinem Diener Hassan und all den anderen Figuren bekannt gemacht, die der Leser auch hier wiedertrifft. Dank der lebendigen Figurenbeschreibung hat man als Leser das Gefühl, bereits jetzt alte Bekannte wiederzutreffen, deren Verhaltensweisen einem vertraut sind. Bis in die Nebenfiguren gelingt es dem Autor, jeder der Figuren einen eigenen Charakter zu verleihen, und nicht selten sind es die kleinen Szenen mit den Nebencharakteren, die besonders überzeugen - ganz besondere Freude machen die Essensszenen, in denen Davide und die weiteren Figuren die Genüsse Italiens und anderer Gegenden erkunden.
Inhaltlich führt auch dieser Band seinen Protagonisten wieder auf Reisen, und wie schon im ersten Band legt der Autor besonderen Wert darauf, die Gegebenheiten und das Flair der damaligen Zeit in verschiedenen Gegenden einzufangen: Egal, ob es das vom Carnevale trunkene Venedig ist oder das Paris unter Caterina de Medici mit seinen Intrigenspielen am Hof. Der Autor überhäuft den Leser jedoch nicht mit Informationen, sondern flicht sie geschickt in die Geschichte und Gespräche der Figuren ein, so dass der Leser quasi im Vorbeigehen etwas über das 16. Jahrhundert lernt.
Spannung und Unterhaltung mit einem Augenzwinkern
Neben dem historischen Stoff dreht sich natürlich alles um die Reliquienjagd, eine spannende Geschichte, die sich aber auch Zeit für ruhige Momente nimmt und nicht von einer Actionszene zur nächsten. Viel mehr liegt der Fokus des Autoren auf einer ausgewogenen Mischung, die verhindert, dass es dem Leser langweilig wird.
Auch der Humor soll nicht unerwähnt bleiben - wie schon im ersten Band beweist der Autor ein Gespür für amüsante Szenen, die nicht aufgesetzt wirken und vor allem die Nebenfiguren wie Davide Freunde Miguel und Tintoretto präsentieren. Letztlich bietet der Autor wie in einer guten Küche eine gut akzentuierte Mischung aller guten Zutaten für einen unterhaltsamen historischen Roman.
Ein Roman, der funktioniert, wie er soll
Manch ein Leser wird zu wenig historische Details in diesem Roman finden, ein anderer wird sich mehr Actionszenen wünschen. Doch der Roman will weder das eine, noch das andere Extrem bedienen, sondern eine unterhaltsame Mischung aus Beidem bieten. Das gelingt dem Autor nicht zuletzt dank des erneut sehr angenehm zu lesenden Schreibstils auf ganzer Linie.
Auch wenn die ein oder andere Straffung dem Lesefluss an mancher Stelle gut tun würde, vermag der Roman wie schon sein Vorgänger zu überzeugen. Und wenn der Leser am Ende des Buches mit Vorfreude feststellt, dass bereits ein neuer Band um Davide Venier in Planung ist, dann hat der Autor sein wichtigstes Ziel erreicht.
Stefan Maiwald, dtv
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