Winter eines Lebens

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2017
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  • Heyne, 2016, Titel: 'This Was A Man', Originalausgabe
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Alexandra Hopf
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Histo-Couch Rezension vonDez 2017

Langatmiges Finale der Jahrhundertchronik

Nachdem Moskau doch herausgefunden hatte, dass Karin mittlerweile für den britischen MI6 arbeitet, befindet sie sich in großer Lebensgefahr. Ihr angeblicher Vater Pengelly hat von Moskau den Auftrag erhalten, Karin zu beseitigen. Nur in allerletzter Minute gelingt es dem britischen Geheimdienst, Karins Leben zu retten. Bei dieser spektakulären Rettungsaktion kommt Pengelly ums Leben und alle Spuren werden beseitigt.

Harry arbeitet derweil am Finalband seiner William Warwick-Serie um sich danach einem Roman der besonderen Art zu widmen. Emma ringt sich schweren Herzens durch, dass lukrative Übernahmeangebot von Cunards zu akzeptieren und das Familienunternehmen Barrington Shipping zu verkaufen. Aufgrund ihrer zahlreichen anderen Verpflichtungen ist sie mehr als eingespannt. Während ihre Amtszeit als Vorsitzende des nationalen Gesundheitsdienstes dem Ende entgegen geht, startet ihre politische Karriere senkrecht nach oben. Sie wird Wahlkampfleiterin der Konservativen unter Margret Thatcher und tritt damit als unmittelbarer Gegner ihres Bruders Giles Barrington an, der für die Labour Partei kämpft. Während Emma auf der politischen Karriereleiter steil nach oben klettert, muss Giles immer mehr Rückschläge in seiner Karriere hinnehmen.

Sebastian Clifton steht seiner erfolgreichen Mutter in nichts nach. Durch Zielstrebigkeit und Ehrgeiz schafft er es bis an die Spitze der Fahrtings Bank. Auch privat läuft es mit ihm und Samantha bestens und die beiden krönen ihr Glück mit nochmaligem Nachwuchs. Nur Jessica bereitet ihnen kurzzeitig etwas Sorgen, weil sie durch schlechte Einflüsse vom rechten Weg abkommt.

Auch Lady Virgina Fenwick hat mit einigen Problemen zu kämpfen. Nachdem ihre Lüge um den angeblichen Sohn Freddie auffliegt, scheint der finanzielle Ruin der Dame unabwendbar. Doch Virginia wäre nicht Virginia wenn ihr nicht wieder in letzter Minute ein raffinierter Plan einfallen würde. Wird es ihr abermals gelingen den hübschen Kopf aus der Schlinge zu ziehen?

Einzig der runde Abschluss kann überzeugen

Auch wenn einem die Protagonisten über sieben Bände der Reihe mehr oder weniger ans Herz gewachsen sind und man das Gefühl hat, sie wie reale Freunde zu kennen, ist es doch Zeit für den Abschied. Leider gelingt es dem Autor nicht, sich für das große Finale zu steigern. Eher im Gegenteil, die Geschichte wirkt stellenweise lieblos erzählt, als ob auch Jeffrey Archer schnell damit abschließen möchte. Dabei beweist er leider kein Händchen dafür, welche Stellen wie ausführlich beschrieben werden sollten. Während er den Leser erneut mit endlos langen Stellen der englischen Politik quält, werden Ereignisse, die die Familie betreffen, nur in flüchtige Nebensätzen abgehandelt. Dabei sind es ja eigentlich die Belange der Familie Clifton/Barrington, die den Leser zum Ende hin am meisten interessieren. Aber die Tatsache, wie sich die Familie in der nächsten Generation um Sebastian entwickelt wird nur kurz angerissen. Wesentlich mehr Aufmerksamkeit widmet Archer dagegen nebensächlichen Ereignissen. So liest man langatmige Berichte über einen Marathonlauf Karins oder ein stattfindendes Cricketspiel. Als Leser der mit dem Regelwerk dieses Spiels nicht vertraut ist, ist es eine Geduldsprobe, die endlos lange Beschreibung des Spiels zu verfolgen.

Lichtblick in der teilweise entstehenden Ödnis während des Lesens liefert die Story um Virginia, der in diesem Teil erstaunlich viel Raum zugebilligt wird. Es hat ein  gewisses Unterhaltungspotential wie geschickt es Lady Virginia immer wieder gelingt, das für sie Beste aus jeder noch so ausweglosen Situation herauszuholen. Diesmal erscheint die Geschichte isoliert und nicht die Familie Clifton/Barrington ist das Ziel der Intrigantin. Doch auch hier in diesem Zusammenhang wünscht sich der Leser etwas mehr Tiefgang, wenn es um die Person des angeblichen Sohnes Freddies geht. Auch hier bleibt manche Lücke unerschlossen.

Rund siebzig Jahre Familiengeschichte

Ein Hauptprotagonist der ursprünglich gestarteten Geschichte war Harry Clifton. Leider kommt er in diesem Teil sehr kurz. Nur zum Ende hin erinnert sich der Schriftsteller wieder seiner Hauptfigur und nutzt ihn dann doch um zu einem runden Abschluss der Geschichte zu kommen. Das Ende lässt einen traurigen Leser zurück. Doch da sich zuletzt alles aufklärt und es diesmal nicht den altbekannten Cliffhanger gibt, weiß man gewiss, dass diese Familiengeschichte nun abgeschlossen ist.

Es wäre wünschenswert gewesen, wenn Archer uns zum Schluss noch einmal mit dem Leben unserer Protagonisten verzaubert hätte. Aber leider hinterlässt er mehr den Eindruck, dass auch er die Sache nur schnell zum Abschluss bringen wollte und setzt daher wohl an den falschen Stellen den Zeitraffer an. Das bekommt man bereits am Anfang des Buches zu spüren. Nach dem bekannten, einleitenden Prolog startet Archer mit der spektakulären Rettung Karins. Doch gleich nach der Rettung macht er einen unerklärlichen Sprung in der Handlung. Karins Wohlergehen nach der Rettung wird nicht mehr weiter erwähnt und Archer startet mit einem komplett anderen Handlungsstrang. Diese schwer nachvollziehbare Sprunghaftigkeit zeigt nur dieser letzte Teil. Auch wenn das Ende traurig ist, macht es andererseits doch zufrieden. Alles ist aufgelöst und auch die Familie Clifton zeigt uns wie nun einmal der Lauf des Lebens ist.

Wirklich überzeugen kann hingegen der Heyne Verlag mit der Auswahl des Coverbildes. Es zeigt einen Mann, der auf die winterliche Szene eines Herrenhauses blickt, was wohl Barrington Hall darstellen soll. Jenes Haus wo im ersten Band die Geschichte größtenteils begann.

Winter eines Lebens

Jeffrey Archer, Heyne

Winter eines Lebens

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