Die Kathedrale des Lichts

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2018
  • 2
  • Lübbe, 2018, Titel: 'Die Kathedrale des Lichts', Originalausgabe
Die Kathedrale des Lichts
Die Kathedrale des Lichts
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Nicole Goersch
751001

Histo-Couch Rezension vonJan 2018

Die deutsche Antwort auf Ken Folletts 'Die Säulen der Erde'? Nicht ganz

Deutschland 1215: Das Dorf, in dem der sechsjährige Moritz lebt, wird überfallen. Dabei wird seine gesamte Familie getötet; nur er kann mit Hilfe des alten Priesters fliehen und gerät darauf als Sklave auf die Rudelsburg. Zwölf Jahre später erhält Baumeister Bohnsack den Auftrag, die Kathedrale in Magdeburg weiter zu bauen. Zusammen mit seiner Tochter Helena und einem Handwerkertross macht er sich auf den Weg und muss wegen eines Schneesturms in der Rudelsburg Unterschlupf suchen.

Dort hat sich Moritz, mittlerweile zu einem kräftigen jungen Mann herangewachsen, in Schwierigkeiten gebracht, da ihn Albträume plagen, die ihn zu hemmungsloser und schlafwandlerischer Raserei verleiten, die die anderen Burgbewohner misstrauisch beäugen. Als es besonders schlimm wird, wollen sie ihn im Burgbrunnen ertränken, was in letzter Minute von Monica, der Ehefrau von Moritz' Freund Benno, verhindert werden kann. Dennoch wird er eingesperrt, bis Meister Bohnsack auf eine Statue aufmerksam wird, die Moritz nach dem Vorbild seiner Mutter erschaffen hat.

Gemeinsam ziehen sie weiter nach Magdeburg, wo sich Lebenswege kreuzen, neue beginnen und alte enden, wo Liebe und Hass, Freundschaft und Feindschaft ein breites Spektrum an Schicksalen, Fügungen und Zufällen auffächern.

Kapitelweise Protagonisten

Die Hauptfigur ist zweifelsohne Moritz, aber wenn ein Leben über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte begleitet wird, dann bleiben zahlreiche Begegnungen nicht aus. Und so treten auch hier einige Personen auf, die zu Beginn kapitelweise vorgestellt werden. Dies hätte gerne noch ausführlicher und eingehender passieren können, damit mehr Tiefe und eine höhere Komplexität entsteht.

Sehr anschaulich aber sind die detaillierten Beschreibungen und Anmerkungen damaliger Gepflogenheiten wie der Trunk aus dem Daubenbecher, derbe Flüche oder auch Kleidungsstücke. Ebenso werden die Technik, die zum Bau der Kathedrale angewandt wird, und auch die Vorgehensweise bei einem Ritterturnier ausführlich beschrieben und deswegen auch für Laien greifbar und verständlich.

Liebesirrungen und Verwirrungen

Leider liegt das Hauptaugenmerk des Autors, der eigentlich eher im fantastischen Bereich zu finden ist und dieses Buch unter einem Pseudonym geschrieben hat, zu sehr auf dem Liebesgeplänkel rund um Helena, der Tochter des Baumeisters. Dadurch verlieren sich die weiteren Handlungsstränge und treten in den Hintergrund, was nicht nötig gewesen wäre, denn nicht nur sind die Lebensweisen der Nebenfiguren interessant, sondern auch die Charaktere an sich wie zum Beispiel Mechthild oder Monica.

Auch wurde das ein oder andere historische Ereignis der Handlung angepasst, was der Autor in seinem Nachwort freizügig zugibt. Das Glossar am Ende sowie das Personenverzeichnis und die Zeittafel zu Beginn sind hingegen überaus hilfreich.

Gradlinige Struktur

Die Verknüpfung zwischen der Geschichte des Heiligen Mauritius und dem Bau der Kathedrale ist sehr gut umgesetzt. Ebenso wie die Verbindung der einzelnen Figuren im Kapitel "Stürze". Die Recherchen, die der Autor zweifelsohne gemacht hat, sind sorgfältig, vor allem was die handwerklichen Techniken des Kirchenbaus betrifft.

Die Figuren hätten etwas schillernder, die Lebensbeschreibungen etwas facettenreicher sein können anstatt das Hauptaugenmerk auf die Liebesgeschichte zu legen. Hier fehlt es an anspruchsvollerer Komplexität wie man sie von Ken Follett beispielsweise kennt. Durch den flüssigen Schreibstil taucht man dennoch gut ein in das Magdeburg des 13. Jahrhunderts.

Die Kathedrale des Lichts

Ruben Laurin, Lübbe

Die Kathedrale des Lichts

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