Das Blut der Pikten - Feuersturm
- Heyne
- Erschienen: Februar 2018
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- Heyne, 2018, Titel: 'Das Blut der Pikten - Feuersturm', Originalausgabe
Eine neue Heimat will erkämpft sein
Schottland, im Jahr 937. Kineth und seine Kampfgefährten haben zwar die Festung von Torridun eingenommen, doch der Kampf hat ihnen alles abverlangt. Sie sind nur wenige, verwundet, erschöpft, umgeben von Menschen, die ihnen fremd sind und die sie als Feinde betrachten. Schnell wird dem jungen Anführer klar, dass er mit seinen wenigen Leuten die Festung nicht auf Dauer halten kann. Er benötigt die Unterstützung eines mächtigen Herrn, um für sein Volk eine neue Heimat zu finden, hier, wo eigentlich auch die alte Heimat seines vertriebenen Volkes ist. So beschließen die Piktenkrieger, zunächst einmal nach Grönland zurück zu kehren. Doch dann werden sie in einem Dorf gastlich aufgenommen und der Dorfälteste erzählt ihnen von anderen ihres Volkes, die nicht weit entfernt auf einer Insel leben sollen. Die Gruppe beschließt, dort neue Verbündete zu suchen. Und in Kineths Kopf entsteht ein ganz neuer Plan, denn er weiß, dass König Aethelstan von England gegen den aufständischen Konstantin von Schottland ins Feld zieht. Wenn der englische König den Schotten bezwingt, dann kann er ihm befehlen, Kineth und seinem Volk Land zu geben. Kineth beschließt, seine Krieger nicht nach Grönland zu führen sondern nach Brunanburh, dorthin, wo die Heere aufeinander treffen sollen.
Eine Welt ohne Gnade
Der zweite Teil der Pikten-Saga beginnt mit einer schier ausweglosen Situation und führt dem Leser sofort vor Augen, dass die Situation der letzten Überlebenden dieses Volkes einfach nur verzweifelt gewesen sein muss. Einen großen Sieg errungen und letztendlich nichts erreicht. Bastian Zach und Matthias Bauer gelingt es, ihre Leser sofort mit auf die Reise durch dieses Buch zu nehmen, mit einem spannenden und sogar recht emotionsgeladenen Start, mit Protagonisten, die schon aus dem ersten Teil bekannt und sympathisch sind, sowie mit diesem kleinen Fünkchen Hoffnung, dass die kampferprobten und gewitzten Helden dieses Romans irgendwie doch noch alles zum Guten wenden können. Sie müssen sich in einer gnadenlosen Welt durchsetzen, in rauem, unwirtlichem Klima, in einer Weltordnung, in der allein das Recht des Stärkeren gilt. Und auch König Aethelstan, von dem sie sich Hilfe erhoffen, ist kein warmherziger Philanthrop sondern ein knallharter Machtmensch.
Mit Kineth jedoch haben die Autoren ihren Helden einen vorausschauenden und politisch erstaunlich schnell lernenden Anführer gegeben, der seine Ziele auch in schwierigster Lage nicht aus den Augen verliert und die Krieger seiner Gruppe hinter sich weiß. Nicht jeder von ihnen ist ein strahlender Held, und das ist angenehm zu lesen. Schließlich besteht die Gruppe der Pikten aus sehr unterschiedlichen Menschen und den Autoren ist es gelungen, die meisten von ihnen durchaus facettenreich zu gestalten. Besonders spannend, wenn auch nicht unbedingt ein Sympathieträger, ist der zwielichtige Caitt, der die Gruppe verlassen hat und sich allein behaupten muss. So sind glaubhafte Charaktere entstanden, übrigens auch auf der Gegenseite.
Hauen und Stechen am Ende der Welt
Schottland ist für uns Mitteleuropäer so ziemlich das Ende der Welt. Für Kinneth und seine Leute ist es das Ziel aller Wünsche, die einzige Chance auf Überleben. Zach und Bauer erzählen diese Geschichte spannungsgeladen, mit unerwarteten Wendungen und einem zweiten Erzählstrang, der die Heimat der ausgezogenen Krieger auf Grönland im Blick behält und von nicht weniger dramatischen Ereignissen berichtet. Für den Leser ist es teilweise ganz erstaunlich zu erfahren, was vor mehr als tausend Jahren am vermeintlichen Ende der Welt alles so los war, wer sich mit wem verbündete und mit wem er stritt. Der Leser kann hier ohne große Vorkenntnisse einsteigen, alles Notwendige über die politische Gemengelage erfährt man im Roman. Im Vordergrund allerdings stehen Kineth und seine Krieger, die genauso ahnungslos in diese Machtkämpfe stolpern, wie wahrscheinlich so mancher Leser mit ihnen. Und erstaunlicherweise finden die Autoren in dieser Welt aus Kälte, Dreck und jeder Menge Blut auch noch ein kleines bisschen Platz für die Liebe.
Fazit:
„Feuersturm“ ist die gelungene Fortsetzung der Reihe „Das Blut der Pikten“. Ein unterhaltsamer, spannender Roman, der an das Gerechtigkeitsempfinden des Lesers rührt. Gute Feierabendlektüre zum Abschalten und einfach mal Verschwinden in eine weit zurück liegende Zeit, in eine Gegend weit weg vom heimischen Wohnzimmer und zu starken Typen, die auch mal ordentlich zuhauen können.
Zach/ Bauer, Heyne
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