Die Halskette
- Salonlöwe
- Erschienen: Januar 2017
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- Salonlöwe, 2017, Titel: 'Die Halskette', Originalausgabe
Eine gestohlene Kette, ein Toter und ein nicht so einfacher Heiratsantrag
Marcus Terentius Biro, der Protagonist aus Franziska Frankes im römischen Mainz angesiedelten Krimireihe, ist verliebt. Seine Angebetete hat er während seiner letzten Ermittlungen (nachzulesen in Wechselspiel in Mogontiacum) kennengelernt, da sie die jüngere Schwester der Witwe des damaligen Mordopfers ist
Doch als er endlich den Mut aufzubringen scheint, um die Hand seiner geliebten Pina anzuhalten, kommt ihm der Diebstahl einer goldenen Halskette dazwischen, die Pinas älterer Schwester Julia Marcella im wahrsten Sinne des Wortes während einer Hausbesichtigung vom Hals geklaut wird. Sie gibt Marcus den Auftrag, ihr diese Kette wieder zu besorgen. Dieser ist davon alles andere als begeistert, denn Julia scheint nicht willens, seine Dienste zu entlohnen oder für seine Spesen aufzukommen. Doch als sie ihm verspricht, ihn auf eine Reise nach Rom mitzunehmen, willigt er schließlich ein.
Gleich bei seinen ersten Befragungen in der Nachbarschaft findet er einen Toten und als kurze Zeit später ein auf ihn gerichteter Mordanschlag fast seinen Bruder das Leben kostet, beginnt Marcus, die ganze Sache persönlich zu nehmen und stürzt sich mit Leidenschaft in die Ermittlungen.
Marcus Terentius Biro in Höchstform
Die Halskette ist der dritte Band um den Ermittler wider Willen, Marcus Terentius Biro. Wie schon in den beiden Vorgängerbänden zeigt sich Marcus als recht eigenwillig. Seine chronische schlechte Laune ist zu seinem Markenzeichen geworden und auch diesmal erfreut er die Leser und Leserinnen mit dieser Eigenart. Seine Frustationstoleranz und seine Reizschwelle sind sehr niedrig und er kann sich herrlich über alle Dinge aufregen, die nicht so laufen, wie er sich das vorstellt, die seinen Tagesablauf stören oder die sich als unerwartet schwierig erweisen. Allerdings verbessert auch ein ungestörtes Leben seine Laune nicht zwingend, denn dann langweilt er sich auf seinem Anwesen oder er muss sich mit den ungeliebten Verwaltungs- und Abrechnungsaufgaben auseinandersetzen, die ihm allein deswegen die Laune verderben, weil sie ihm schmerzlich vor Augen führen, wie wenig sein Landgut abwirft.
Doch auch die anderen Figuren machen es ihm nicht leicht: Julia Marcella behandelt ihn des Öfteren von oben herab, ihren Angestellten Marius Marfilius kann er nicht leiden und ist doch gezwungen, mit ihm zusammen zu arbeiten. Zu allem Überfluss gestaltet sich auch die Beziehung zu seiner Herzensdame Pina alles andere als einfach. Seine amourösen Schwierigkeiten sind unglaublich amüsant zu lesen, denn ein Frauenversteher ist Marcus Terentius wahrlich nicht.
Was allerdings hier und da störend wirkt, ist die Sprunghaftigkeit, in der seine Laune manchmal wechselt. Von genervt zu zufrieden und andersherum in nur wenigen Augenblicken und für die Leser und Leserinnen nicht immer nachvollziehbar.
In seiner Ermittlungstechnik hat er sich hingegen erfreulicherweise etwas weiter entwickelt. Die Passivität der ersten zwei Bände ist nicht mehr so stark spürbar. Zwar hält er immer noch viele Fäden in der Hand, die sich zu verwirren scheinen, doch geht er die Lösung derselben mit sehr viel mehr Energie und Zielstrebigkeit an, als bisher von ihm gewohnt. Allerdings kommt ihm doch immer wieder der Zufall zu Hilfe bzw. hat er aus dem Blauen heraus Eingebungen, die man während des Lesens kaum nachvollziehen kann und die ihm in seinen Ermittlungen dann deutlich weiter bringen.
Erneut viel Zeitgeist zu erleben
Neben dem Kriminalfall, dessen Spannungsbogen zwar nicht allzu steil ist, aber doch steil genug um die Leser und Leserinnen bei der Stange zu halten, webt Franziska Franke auf gewohnt gekonnte Weise das Alltagsleben in der Stadt Mogontiacum und der Ortschaft Aquae Mattiacorum ein. Neben dem normalen Tagesablauf besuchen wir mit Marcus den Barbier, lernen etwas über Standesdünkel, erleben einen Nachbarschaftsstreit, betreten die damals bekannten Thermalquellen auf dem Gebiet des heutigen Wiesbaden und erfahren einiges über den Venuskult. Kleine Seitenhiebe aus römischer Sicht auf die germanische Lebensweise sowie das Aufzeigen der Verschmelzung beider Kulturen runden die Geschichte ab.
Die Halskette ist kein atemberaubend spannender Krimi, bringt den Lesern und Leserinnen aber kurzweilig das Leben im römischen Mainz nah. Das Buch kann unabhängig von den ersten beiden Bänden gelesen werden, doch die amüsante Persönlichkeit des Marcus Terentius Biro entfaltet sich von Band zu Band mehr.
Franziska Franke, Salonlöwe
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