Das Zedernhaus
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2018
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- Lübbe, 2018, Titel: 'Das Zedernhaus', Originalausgabe
Exotische Abenteuer in Indien
London 1908: Die Hochzeit von Victoria und Jeremy steht kurz bevor, da wird Jeremy von seinem Vorgesetzten in einer Geheimdienstangelegenheit nach Indien geschickt. Dort wurde ein Attentatsversuch auf den Vizekönig verübt, was nun aufgeklärt werden soll. Victoria lässt ihren Verlobten schweren Herzens ziehen und erhält wenig später die Nachricht, dass er spurlos verschwunden ist. Ohne lange zu zögern, macht sie sich mit Butler Hopkins auf den weiten Weg nach Indien. Wird sie rechtzeitig kommen und Jeremy finden?
Dritter Teil der Reihe um Victoria Bredon
Das Zedernhaus ist nach Die rubinrote Kammer und Das Geheimnis des Rosenzimmers nun schon der dritte Teil aus der Serie rund um Victoria, ihren Butler Hopkins und Jeremy. Die Personen sind also bekannt, werden aber zu Beginn kurz umrissen, damit auch Neueinsteiger informiert sind und sich einen Überblick verschaffen können. Allerdings ist es schon hilfreich wegen der zahlreichen Anspielungen, die vorherigen Bände gelesen zu haben. Für den Gesamteindruck ist es unvermeidbar.
Kurz nachdem Jeremy nach Indien aufgebrochen ist, wird in London ein indischer Matrose ermordet. In seinem Besitz befindet sich ein Medaillon, das ein Bild von Victorias Vater enthält. Die Fragen häufen sich: wieso hatte es der Inder bei sich? Wurde es Lord Bredon gestohlen, als er vor Jahren in Indien war? In Butler Hopkins erwacht der Ermittlergeist, und so findet er heraus, wer der Matrose war und dass er zu seiner Verlobten wollte, die für eine englische Familie arbeitet. Victoria nimmt Leela, die von dem ältesten Sohn der Familie bedrängt wird, zu sich und kann ihre Hilfe als Dolmetscherin auf ihrer Reise nach Indien gut gebrauchen. Und genau das wird ein wenig zu häufig erwähnt: dass dies oder jenes das mindeste wäre, was man für Leela tun kann, weil sie so hilfsbereit ist, wird in fast jedem Kapitel wiederholt.
Eindrucksvolle Beschreibungen
Die Geschichte Indiens als britische Kolonie wird nicht außer Acht gelassen und wird besonders deutlich im direkten Konflikt zwischen den Figuren, wenn beispielsweise eine indische Adelige unter Naserümpfen am Kapitänstisch akzeptiert wird. Ein paar Daten und Fakten erfährt man ebenfalls, aber eher als Randnotiz und nicht belehrend dominant.
Die Beschreibungen der Städte, Landschaften und Lebensumstände sind sehr plastisch und lebensnah, sprechen alle Sinne an, so dass man fast meint, die Gerüche erschnuppern und die Geräusche hören zu können. Auch die Menschen werden anschaulich beschrieben, wobei besonders Mahi, der Bruder des ermordeten Matrosen hervorsticht. Er ist absolut sympathisch, jedoch darf bezweifelt werden, dass ein Waisenkind, das aus der Schule weggelaufen ist, über eine solche Bildung verfügt (sogar den Fotografennamen einer Zeitung kennt) und so viel herumgekommen ist (Kalkutta, Simla, Bombay).
Viele Zufälle
Ein wenig zu viel des Guten sind die vielen Zufälle, die den richtigen Wink geben, so dass sich zum Ende hin die Fäden wunderbar ineinander fügen können. Aber die Geschichte wird spannend vorangetrieben, und Anspielungen reizen die Neugier. Während sich zu Beginn die Fragen aufbauen und alles undurchsichtig erscheint, erfolgt zum Schluss die große Aufklärung.
Wer mit der Serie angefangen hat, sollte diesen Teil auf keinen Fall verpassen, denn erneut gibt es wieder starke Persönlichkeiten, eine spannende Geschichte, wunderbare Beschreibungen, amüsante Momente und eine solide historische Einbindung. Natürlich kann mit diesem Band auch gestartet werden, empfehlenswert wäre es aber, die Reihenfolge einzuhalten.
Pauline Peters, Lübbe
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