Die Meisterbanditin
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2018
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- Gmeiner, 2018, Titel: 'Die Meisterbanditin', Originalausgabe
Spionieren will gelernt sein
Marie lebt in beschaulichen Verhältnissen, ihr Leben ist vorgegeben. Sie ist in den Sohn eines wohlhabenden Bauern verliebt, und hat mit ihm angebandelt, aber dann beschließt er, doch eine andere zu heiraten. Marie kann somit nicht mehr in ihrem Dorf bleiben, niemand würde sie zur Frau nehmen wollen. Der Vater kann sie nur noch davon jagen. Also beschließt Marie, in die Dienste der Gräfin Wilhelmine zu treten. Diese ist die Mätresse des Herzogs von Württemberg. Aber auch auf der Burg hat sie nur Pech. Der Jäger stellt ihr nach und schon bald heißt es für Marie, das Angebot der Gräfin annehmen oder im Kerker zu landen. Sie soll sich einer Gauklertruppe anschließen und für die Gräfin als Spionin tätig werden.
Pechmarie
Marie ist ein junges Ding im Jahre 1721, als ihr Leben eine Wendung nimmt, wie sie sich sie sicher niemals vorgestellt hätte. Vom Bauernmädchen zur Spionin. Aber funktioniert dies auch? Die Autorin führt ihre Leser langsam an die Geschichte heran. Zunächst erzählt sie von dem Leben in dem kleinen Bauerndorf Brenz im Herzogtum von Württemberg, dann auf der Burg. Marie könnte man schon fast als Pechmarie bezeichnen, so viele unglückliche Wendungen hat ihr noch junges Leben. Doch dann beginnt ihre Zeit bei den Schaustellern und sie fängt an, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie will nicht länger Spielball der anderen sein. Stolzenburg erzählt dies alles nachvollziehbar. Das Leben auf der Straße schildert sie glaubhaft und der Spannungsbogen baut sich langsam auf. Aber trotzdem hat man als Leser das Gefühl, irgendetwas würde fehlen, ohne genau benennen zu können, was es ist. Erst zum Ende der Geschichte hin wird es aufregend. Jetzt überschlagen sich die Ereignisse und Marie findet ihren Weg. Irgendwie bleibt am Schluss sogar das Gefühl, dass der Leser nicht zum letzten Mal von Marie gelesen hat.
Zu wenig Krimi
Auf dem Titelbild steht, dass es sich um einen historischen Kriminalroman handelt. Leider ist dies nicht unbedingt so. Für einen Krimi fehlt dann doch die Spannung und vor allem das Ermitteln. Zwar fühlt die Gräfin sich bedroht, in dem Prolog steht, was geschehen ist und Marie soll herausfinden, was vor sich geht. Diese Handlung an sich könnte man vielleicht als Krimi bezeichnen, aber leider ist dies nicht weiter umgesetzt. Erzählt wird vielmehr die Lebenssituation von Marie, wie sie lernt, eine Schauspielerin zu sein. Das Leben auf der Straße und vor allem das Miteinander der Gaukler werden erzählt. Für Marie ist es nicht immer einfach, in die ihr zugewiesene Rolle zu schlüpfen. Nebenbei bekommt sie Unterweisungen, wie sie sich als Spionin verhalten soll. Der Anführer der Gaukler steht schon lange in den Diensten der Gräfin und weiß genau, wie er vorgehen muss, um an seine Informationen zu kommen. Marie erhält von ihm die richtigen Tipps, wie auch sie ihre Arbeit verrichten kann. Dies ist gut in die Geschichte rund um die Gaukler intrigiert. Aber für Marie heißt es damit auch nur, dass sie auf gewisse Dinge reagieren kann, aber richtig ermitteln, wie es eben in einem Krimi gemacht wird, darf sie nicht. Erst im letzten Drittel des Buches ändert sich dies und Marie übernimmt die Führung.
Die Meisterbanditin ist zwar schöne Unterhaltung im Bereich der historischen Romane, aber auch nicht so gut, wie man es eigentlich von der Autorin gewöhnt ist. Irgendwie fehlt dem Buch das gewisse etwas, ohne genau erklären zu können, was es ist. Es liest sich angenehm und hat auch einige historische Details zu bieten, aber richtig kriminalistisch ist es eben nicht. Aber trotzdem ist Die Meisterbanditin immer noch eine gut und angenehme Lektüre.
Silvia Stolzenburg, Gmeiner
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