Ihr Los ist Finsternis

  • Aufbau
  • Erschienen: Januar 2018
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  • Aufbau, 2018, Titel: 'Night of the Lightbringer', Originalausgabe
Ihr Los ist Finsternis
Ihr Los ist Finsternis
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Annette Gloser
811001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2018

Der alte Glaube ist nicht tot!

Cashel im Jahr 671: Das SamhainFest steht vor der Tür, jene dunkle Nacht, in der alter Überlieferung nach die Türen zur Anderswelt geöffnet sind. Die Christen haben dieses Fest als Allerheiligen in ihren Kalender aufgenommen, aber im Königreich Muman ist der neue Glaube noch nicht so alt, dass die Menschen die Ursprünge dieses Festes vergessen hätten. Es ist ein fröhliches Fest, bei dem um ein großes Feuer herum gefeiert wird und der Holzfäller Curnan wurde beauftragt, mit all seinem Geschick einen großen Holzstapel auf dem Markt von Cashel zu errichten. Doch kurz vor dem Fest findet man die Leiche des Schäfers Spelán versteckt in dem Holz. In seine Haut wurde ein seltsames Zeichen eingeritzt, welches auf ein nahegelegenes Kloster verweist, in dem eine von Rom verdammte Richtung des christlichen Glaubens praktiziert wird.

Die Menschen in Cashel reagieren verängstigt auf die Nachricht von dem Mord. Für sie steht Samhain nun unter düsteren Vorzeichen, denn dies ist auch die Nacht, an der Tote an ihnen begangenes Unrecht rächen können. Fidelma und Eadulf müssen sich mit ihren Ermittlungen beeilen. Und dennoch warnt Fidelma immer wieder davor, zu schnelle Schlüsse zu ziehen. Sie weiß, dass man erst alle Fakten kennen muss, bevor man urteilen kann.

Der richtige Glaube

In Ihr Los ist Finsternis widmet sich Peter Tremayne einmal mehr der Auseinandersetzung zwischen dem noch jungen Christentum und der "heidnischen" Vielgötterei im frühmittelalterlichen Irland. Im Verlauf des Romans wird der Leser mit alten irischen Bräuchen und vorchristlichem Gedankengut bekannt gemacht. Dazu gehören auch der Glaube an die Anderswelt und daran, dass ein Wechsel aus dem Reich der Toten in das Reich der Lebenden und umgekehrt zu bestimmten Zeiten möglich ist. Ebenso großen Raum nimmt aber ein Streit innerhalb der christlichen Gemeinschaft ein, bei dem es um die richtige Art des Glaubens geht. Die Klostergemeinschaft Rath Cuáin hängt dem Psilanthropismus an, einer christlichen Glaubensrichtung, die von Rom verdammt wurde. Hier wird für den Leser sehr deutlich, wie schwierig es damals für jeden Einzelnen gewesen sein muss, sich in dem Gewirr der verschiedenen Deutungen und Auslegungen des Christentums zurecht zu finden. Einmal mehr zeigt sich Tremaynes Geschick, diese Fakten ohne lehrbuchhafte Vorträge an seine Leser zu bringen. Auch wenn es gelegentlich etwas langatmig wird und man das Gefühl hat, vom eigentlichen Kriminalfall weit abzuschweifen, so bleibt doch immer eine gewisse Grundspannung erhalten und es entsteht nie das Bedürfnis, Seiten zu überblättern oder gar das Buch ganz zur Seite zu legen. Dennoch: An einigen Stellen sackt die Spannung leider deutlich ab.

Ein schwieriger Fall

Wie in allen FidelmaKrimis agieren auch hier altbekannte Protagonisten wie Fidelma, Eadulf und Aydan neben den speziell für diese Romanhandlung erschaffenen. Dies führt dazu, dass man als Stammleser der Reihe das Gefühl hat, in eine altbekannte Parallelwelt einzutauchen, in der man schon oft unterwegs war und in der man viele alte Bekannte begrüßen kann. Die neuen Bewohner dieser Welt werden vom Autor mit gewohnter Prägnanz skizziert, so dass man von ihnen schnell ein sehr deutliches Bild bekommt. Der Kriminalfall selbst erweist sich im Verlauf des Romans als verworren, vielschichtig und kompliziert. Selbst Fidelma lässt sich auf falsche Fährten locken und als Leser braucht man viel Konzentration um den Verschlingungen aus möglichem Ritualmord, weiteren Morden, christlichen Glaubensstreitigkeiten, Bücherdiebstahl, Machtmissbrauch, Brandstiftung und Aberglauben folgen zu können. Fidelmas Fälle sind nie sonderlich einfach gestrickt, dieser hier ist allerdings ganz besonders nebulös und es dauert ein Weilchen, bis man dahinter steigt, worum es denn hier eigentlich gehen könnte. Wer es also etwas komplizierter mag, der hat hier seinen Spaß.

Solide KrimiKost

Ihr Los ist Finsternis bietet über weite Strecken Spannung und dazu einen verzwickten Kriminalfall. Dazu ist Irland im 8. Jahrhundert ein einmaliges Sujet in der HistoKrimiLandschaft. Autor Peter Tremayne, der im wahren Leben Historiker und Spezialist für keltische Kulturen ist, bietet seinen Lesern wieder einmal einen verlässlich recherchierten Roman vor einer einzigartigen Kulisse. Nirgendwo sonst in der Welt der historischen Romane bekommt man einen so tiefen Einblick in die alte irische Kultur. Die dem Roman beigefügte Karte ist leider nicht auf die Romanhandlung abgestimmt und so nur sehr bedingt zu gebrauchen. Ein Personenverzeichnis erleichtert insbesondere den Neueinsteigern unter den Lesern das Verfolgen der Handlung. Für Fans der Reihe sowieso ein Muss, für alle anderen eine Lesempfehlung!

Ihr Los ist Finsternis

Peter Tremayne, Aufbau

Ihr Los ist Finsternis

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