Vespasian - Bd. 3: Der falsche Gott
- Rowohlt
- Erschienen: Januar 2019
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Der beeindruckende Beginn einer Schreckensherrschaft
Im Jahr 34 nach Christus macht eine neue Sekte auf sich aufmerksam. Ein junger Mann namens Jeschua ben Joseph wurde gekreuzigt, und nun folgen viele Menschen seinen Anschauungen, darunter auch ein Mann namens Petrus. Dieser Petrus zieht durch das Römische Reich und predigt über den einen Gott und die Wiederauferstehung und ist der Römischen Kurie mehr und mehr ein Dorn in Auge. Doch das ist nur das geringste Problem, das Vespasian und sein Bruder Sabinus vor sich haben.
Als Vespasian und sein Diener Magnus von einer längeren Reise nach Kyrene nach Rom zurückkehren, ereilt sie bald die Nachricht, dass Kaiser Tiberius ermordet wurde und nun Caligula sein Nachfolger sein würde, ein Freund Vespasians. Doch schon vom ersten Tag an stellt sich heraus, dass Caligula unbeherrscht, brutal und unberechenbar ist und man sich nie sicher sein kann, ob man in seiner Gegenwart den nächsten Tag überlebt oder nicht.
Nach mehreren ausschweifenden Monaten, die gefüllt sind mit Orgien, Wettbewerben, Spielen und weiteren Ungerechtigkeiten, kommt Caligula auf die Idee, eine Brücker über die Bucht von Neapel zu bauen und mit dem Brustpanzer von Alexander dem Großen in seiner Göttlichkeit über die Brücke zu reiten. Doch dieser Brustpanzer befindet sich in Alexanders Grab in Alexandria, und Vespasian und seine Freunde bekommen den Auftrag, ihn zu holen. Glücklich, für einige Zeit den Fängen Caligulas entkommen zu sein, machen sie sich auf den Weg, um bei ihrer Rückkehr Teil einer großen Inszenierung zu werden…
Caligula reisst die Macht an sich
Robert Fabbri legt mit „Der falsche Gott“ bereits den dritten Teil seiner Reihe um den künftigen Römischen Kaiser Vespasian vor, und der Untertitel lässt bereits erahnen, dass nun Caligula an der Reihe ist, der Kaiser mit der wohl schlimmsten Schreckensherrschaft über das Römische Reich. Die Herrschaft Caligulas bestimmt den kompletten zweiten Teil des Romans, wohingegen der erste Teil hingegen erst einmal unspektakulär ist. In diesem ersten Teil ist Vespasian in Kyrene, nachdem er einen Komplott aufgespürt hat, der ihm und seinen Freunden ein erklecklichen Sümmchen Geld einbringt. Vespasian gewinnt auch neue Bekannte, man weiß ja nie, wofür die später mal gut sein können. Zudem trifft er auf die wunderschöne Flavia Domitilla, eine entfernte Verwandte, die ihm den Auftrag gab, ihren Gönner zu finden, weswegen er sich überhaupt auf den weiten Weg macht. Natürlich verliebt er sich in die Frau und würde sie gerne heiraten, wenn da nicht ihr Gönner wäre…
Kurz nach seiner Rückkehr nach Rom ereilt alle Senatoren und Römer die Nachricht, dass Kaiser Tiberius tot ist und Caligula sein Nachfolger ist. Zunächst jubelt das Volk, wie bei jedem neuen Kaiser, doch alsbald stellt sich heraus, wie brutal und pervers dieser neue Kaiser ist, der seine Schwester öffentlich zur Hure macht, selber öffentliche Orgien feiert und aus Spaß Leute tötet, egal welchen Standes sie sind. Er verschenkt Geld, gibt den Leuten die Spiele im Stadion, die sie sehen wollen und regiert mit harter, ungerechter Hand, einfach weil er es kann, weil er von sich sagt, er sei ein Gott und deswegen allmächtig. Das lässt er auch jeden Mann und Frau spüren, die auffällig sind, positiv wie negativ. Man ist immer froh, aus Caligulas Blickfeld zu sein.
Beeindruckendes, abstossendes Rom
Fabbri schildert gerade diesen Teil ausführlich und auch teils in seiner gesamten Brutalität, wenngleich ohne sich daran zu weiden. Laut Nachwort berichtet er nur bezeugte Begebenheiten, die allerdings schon erschreckend genug sind und die den heutigen Leser staunen lassen. Für zart besaitete Leser mögen einige Schilderungen unglaubwürdig und abstossend erscheinen, aber so war es nun mal, und immerhin beschönigt der Autor nichts.
Wie „Rom“ tickt…
Fabbris Personenführung ist sehr umsichtig und man verfolgt weiterhin Vespasians Aufstieg in Rom, wobei er sich in diesem Band zum ersten Mal flüchtige Gedanken macht, wie es wäre, selber Kaiser zu sein, was allerdings sehr unwahrscheinlich erscheint. Aber er versteht mehr und mehr, wie das Römische Reich funktioniert und wie man seine Fäden zu ziehen hat, seine Fallen legt, sich Menschen abhängig von einem macht und die ganzen Ränkespiele.
Neben Vespasian seinem Bruder Sabinus treten auch die Freunde und Verwandte Gaius, Antonia, Magnus und dessen Sklave Ziri auf, die man alle schon kennt, dazu kommen neue Figuren, allen voran natürlich Caligula, den am Ende des Romans alle hassen. Die Frage ist nur: Wer wird ihn töten, damit vielen weiteren Menschen Leid und Ungerechtigkeiten erspart bleiben? Auch hier gilt es die richtigen Fäden zu spinnen.
Eine Karte des damaligen Römischen Reiches und ein interessantes Nachwort des Autors sowie einige Seiten des Nachfolgebandes ergänzen den gelungenen Roman.
Fazit:
Ein spannender Roman aus der Zeit des Alten Rom, der gerade durch den Thronwechsel neue Facetten und Farben gewinnt und der neben viele Traditionen auch viele Bräuche aus dem Römischen Reich aufzeigt. Der Leser wird an die Lektüre gefesselt und garantiert nicht gelangweilt, dabei wechseln sich temporeiche und stillere Momente dramaturgisch geschickt ab. Man darf gespannt sein auf die weiteren Teile.
Robert Fabbri, Rowohlt
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