Die Toten von Rialto
- dtv
- Erschienen: Februar 2019
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Zwischen Mordserie und Seeschlacht
Venedig, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts: Für Davide Venier läuft es eigentlich gut. Den Bleikammern Venedigs entkommen, hat er sich als Spion im Auftrag des Dogen wieder so weit stabilisiert, dass sogar die Rückkehr in den Palazzo seiner Familie winkt. Doch die Republik bedarf wieder seiner Dienste, als gleichzeitig drei venezianische Kaufleute ermordet werden. Und als wäre das nicht schon Ärger genug, führt die einzige Spur an Bord eines Schiffes, das mit der Katholischen Liga in eine Seeschlacht ziehen soll ...
Spionage in Zeiten des Krieges
Es sind schwierige Zeiten Anfang der 1570er Jahre, selbst für jemanden wie Davide Venier, der als Spion in höchstem Auftrag Probleme und Kummer gewohnt ist. Doch die Mordserie an venezianischen Kaufleuten sorgt in Venedig, das sich ganz über Handel definiert, für einige Unruhe. Erschwerend kommt hinzu, dass Venedig gemeinsam mit weiteren christlichen Ländern zu Wasser gegen die osmanische Bedrohung ziehen will. Der gemeinsame Feind im Osten verdeckt dabei nur unzureichend die Rivalitäten und Anfeindungen im Lager der Europäer, und so ist die Situation für Venedig gleich in mehrerer Hinsicht bedrohlich.
Inmitten dieser Gemengelage muss sich Venier also nicht nur mit Morden herumschlagen, sondern auch – gemeinsam mit seinem treuen Diener Hasan und seinen Freunden – den Krieg überstehen. Das erlaubt dem Autor einen Ausflug in die maritime Welt, in der er sich, ebenso wie im Venedig des 16. Jahrhunderts, hervorragend auskennt. Dabei gelingt es dem Autor, einiges an Wissen zu vermitteln und gleichzeitig erneut eine spannende Geschichte zu erzählen. Leser, die sich in der Welt der Schiffe nicht auskennen, könnten sich jedoch an der einen oder anderen Stelle inmitten der Schlacht etwas überfordert fühlen: Hier wäre ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen empfehlenswert.
Entwicklung erkennbar – bei Autor und Held
In „Die Toten von Rialto“ ist Davide Venier zum dritten Mal im Dienste des Dogen unterwegs – und die Entwicklung ist klar spürbar. Die Haft und die vergangenen Erlebnisse haben Davide Venier verändert, ohne ihm seinen sympathischen Wesenszüge zu nehmen. Doch wirkt er insgesamt abgeklärter, vielleicht auch härter. In jedem Fall wächst er an seinen Aufgaben. Das ist für den Leser, der die vorherigen Bände kennt, spannend zu beobachten. Gleichzeitig findet sich der Leser schnell wieder in der Geschichte zurecht, wenn sich Davide und seine Freunde beispielsweise bei Quattrodenti auf einige Gläser Wein treffen.
Fazit:
Eine Entwicklung kann man auch beim Autor beobachten: Stilistisch wächst auch er an seinen Aufgaben. „Die Toten von Rialto“ liest sich, wie seine Vorgänger, leicht und angenehm, doch gelingt es dem Autor dieses Mal, die Spannungsschraube konstanter und fester anzuziehen, so dass der Leser, ähnlich wie Venier, kaum zum Durchatmen kommt. Und doch ist immer Zeit für die ruhigen Momente, etwa wenn Davide und seine Freunde einen Wettbewerb im Armdrücken beobachten oder Hassan mal wieder eines seiner Menüs zaubert.Ein rundum unterhaltsames Leseerlebnis!
Stefan Maiwald, dtv
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