Hereward der Geächtete
- Lübbe
- Erschienen: September 2018
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Evelyn Pesch (Übersetzung)
Eine alte Legende aus dem Mittelalter Englands
Der Krieger Hereward lebte um 1060 in England. Er musste seine Heimat verlassen, weil er einer schweren Tat beschuldigt wurde. Hereward wurde als geächtet erklärt und jeder seiner Gegner darf ihn töten, ohne dafür belangt zu werden. Während er selbst treu zu England steht und die Gefahr erkannt hat, die von jenseits des Meeres kommt, wollen seine Feinde ihn vernichten. Er flieht in den Norden und hofft unerkannt zu bleiben. In York sucht er bei Earl Tostig Hilfe, aber sein Schicksal scheint besiegelt zu sein.
Angelsächsischer Widerstandskämpfer mit realem Hintergrund
Der Autor James Wilde lässt seine Geschichte des legendären Hereward im Jahre 1062 beginnen. Er hat der Handlung den historisch nachgewiesenen angelsächsischen Widerstandskämpfer zugrunde gelegt. So unglaublich die Geschichte zu Beginn auch sein mag, dieser Krieger hat tatsächlich gelebt. Sicherlich ist heute nicht mehr nachzuvollziehen, wie sein Leben tatsächlich ausgesehen haben mag, aber dem Autor ist es durchaus gelungen, ein glaubhaftes Bild zu zeichnen. Allerdings ist die Geschichte nichts für schwache Gemüter. Hereward ist ein Krieger, der in einer Zeit gelebt hat, als von dem Schwert tagtäglich Gebrauch gemacht wurde. Es fließt also viel Blut.
Der historische Hintergrund ist eingebettet in eine fiktive Handlung, die in rasantem Tempo durch die Seiten fliegt. Der Charakter des Helden wird dabei geschildert und sein Leben entsteht vor dem geistigen Auge des Lesers. Hereward zieht durch das Land und dabei begegnen ihm so einige Protagonisten, unter anderem ist auch ein Mönch dabei. Dieser Mönch begleitet ihn und zeigt ihm Seiten an sich selbst, die er vorher so nicht wahrgenommen hat. Der Mönch ist ein wenig der Ausgleich zu dem ganzen Kampfgeschehen, welches sonst die Handlung dominiert. Warum Hereward seinerzeit geächtet wurde, klärt sich ebenfalls so nach und nach. Die Geschichte um Hereward ist mindestens genauso interessant, wie die Geschehnisse dieser Epoche aus England. Krieg überzieht das Land, die einzelnen Earls und Könige Streiten um die Krone Englands und vom Festland nähert sich ein Mann, der bereit ist, alles zu riskieren. Diese ganze Situation hat James Wilde glaubhaft in Szene gesetzt und erzählt die Ereignisse, so wie sie seine Recherche wohl ergeben haben.
Intrigen, Mord und Totschlag
James Wilde erzählt aber nicht nur von Hereward, sondern auch aus der Zeit des 12. Jahrhunderts in England, von den Sorgen der Menschen und vor allem von der Gefahr, die mit Wilhelm dem Bastard auf das Land zusteuerte. Davon wie uneins sich die Herrscher waren und wie zerrissen das Land war. Intrigen, Mord und Kampf waren das tägliche Geschehen, so kommt es einem jedenfalls vor, wenn man diese Geschichte liest. Wilde hat es aber dennoch verstanden, die politische Situation gekonnt mit der Geschichte des Helden aus dem Mittelalter zu verbinden. Das England dieser Jahre hatte nicht nur einen Herrscher. Es gab so einige, die diese Krone begehrten, diesen Kampf hat der Autor zugrunde gelegt und glaubhaft in Szene gesetzt.
Der Erzählstil ist relativ einfach gehalten, allerdings gibt es dann doch die eine oder andere Wortwiederholung, so wird zum Beispiel Hereward sehr oft als „Recke“ bezeichnet, entweder dem Autor ist kein anderer Begriff für den Helden eingefallen, oder aber es liegt an der Übersetzung vom Englischen ins Deutsche. In jedem Fall ist es anstrengend immer wieder denselben Ausdruck zu lesen. Auch wenn die Sätze einfach gehalten sind, schildern sie doch in schauriger Genauigkeit die Abläufe der Kampfszenen. Die Schwerter und Dolche sind oft bluttriefend, dass es schon fast den Anschein hat, sie würden nicht mehr trocken werden.
Fazit:
„Hereward der Geächtete“ ist der Auftakt zu einer Reihe aus dem 12. Jahrhundert Englands und durchaus dazu angetan gut zu unterhalten, vorausgesetzt man mag als Leser Bücher über Krieg und Verderben, denn für schwache Gemüter ist die Reihe sicher nicht bestimmt. Eine Heldenlegende mit realem Hintergrund, die lebendig wird.
James Wilde, Lübbe
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