Rouge - Rivalinnen der Schönheit
- Tinte & Feder
- Erschienen: März 2020
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Tanja Lampa (Übersetzung)
"Puderkrieg" im Reich der Schönheit
1922 wird die junge polnische Jüdin nach Australien zu Verwandten geschickt, weil es in Europa zu gefährlich wird. Dort arbeitet sie bei ihrem Onkel in der Apotheke. Doch die ehrgeizige junge Frau entwickelt schon bald eine eigene Gesichtscreme und damit eine eigene Geschäftsidee.
Mit unermüdlichem Ehrgeiz gelingt ihr der Aufbau einer eigenen Kosmetiklinie, mit welcher sie zunächst nach London und anschließend nach New York expandiert. Dort trifft sie auf die Kanadierin Constance. Diese strebt ebenfalls nach Höherem und hat sich bereits in der gleichen Branche ein kleines Imperium aufgebaut. Der Kampf um die Krone der Kosmetikbranche beginnt. Er wird mit viel Verbissenheit und manchmal auch mit unlauteren Mitteln ausgetragen. Die Spitze des Eisbergs ist die Erfindung der Mascara. Wem wird es zuerst gelingen, das Produkt fertig entwickelt auf den Markt zu bringen? Beide Frauen wollen den Triumph für sich verbuchen. Doch dabei spielt die hübsche Afroamerikanerin CeeCee eine entscheidende Rolle, die ebenfalls an der Entwicklung beteiligt ist und eigentlich für Constance arbeitet. Doch durch unvorhersehbare Entwicklungen wendet sich das Blatt.
Drei Frauen auf dem Weg zum Erfolg
Richard Kirshenbaum greift mit seinem Roman ein typisches Frauenthema auf. Es geht um Schönheit und die Möglichkeiten der Kosmetik. Drei unterschiedliche Frauen, die sich aber im Kern gar nicht so unähnlich sind, kämpfen um ihre Ideale. Da ist einmal die Jüdin Josiah, die später ihren Namen in Josephine Herzstein ändert. Sie weiß was sie will und erreicht durch unermüdlichem Kampfwillen ihre Ziele. Mit einer einfachen Gesichtscreme hat sie den Grundstein für ihr "Herzimperium" gelegt und kann damit auch Amerika erobern.
Die Kanadierin Constance Gardener, die ebenfalls eine Namensänderung in das wohlklingendere Gardiner vorgenommen hat, entwickelt wie Josiah Kosmetika für die Damenwelt. Während Herz Beauty eher die gehobene Klasse anspricht, versucht es Gardiner Cosmetics bei der einfachen Bevölkerung. Constance entwickelt einen besonderen Marketing-Vertrieb, wo von ihr ausgebildete "Gardiner Girls" von Tür zu Tür gehen und die Damenwelt zu Hause beraten und zum Kauf animieren. Eine führende Rolle bei Gardiner Cosmetics hat die Mulattin CeeCee. Sie ist wirklich überaus begabt und geschäftstüchtig. Sie arbeitet selbst an der Entwicklung eigener Produkte, zum Beispiel eines pflegenden Haarglätters für das krause Haar von farbigen Frauen.
Diese drei weiblichen Hauptprotagonisten machen durch ihren Ehrgeiz und Erfolg im Romanverlauf beeindruckende Entwicklungen, müssen aber auch alle drei mit Rückschlägen umgehen. Ihre Charakterstärke beeindruckt, trotz allem kann man für keine der drei eine besondere Sympathie entwickeln.
Thema hätte mehr hergegeben
Der Plot an sich ist sehr vielversprechend, allerdings hapert es etwas an der Umsetzung. Die Geschichte der Damen ist zwar rein fiktiv, aber man kann gewisse Parallelen zu realen Personen, zum Beispiel die wirkliche Pionierin der Kosmetik, Helena Rubinstein ausmachen. Die Erzählung der Geschichte erfolgt in einfachem, gut verständlichem Schreibstil. Etwas mehr Einblicke in die tiefergreifenden Gefühle der Akteurinnen, aus deren Sichtweise abwechselnd berichtet wird, hätten der Geschichte gut getan. So wirken die Kapitel etwas emotionslos aneinandergereiht. Die Verbindung zu historisch belegten Geschehnissen, etwa wie Amerika sich damals zum Thema Antisemitismus und Homosexualität verhalten hat, ist herauszulesen, hätte aber gern noch etwas mehr Präsenz verdient.
Eingerahmt wird die Erzählung von einem einführenden Prolog und einem abschließenden Epilog jeweils aus dem Jahr 1993. Hier berichtet der Butler Bobby, der für Josephine gearbeitet hat. Es bleibt im Roman, der selbst den Zeitraum 1922 bis 1950 behandelt, allerdings die Frage offen, wer dieser Bobby eigentlich ist, wie er zu Frau Herz stand und wie er in ihre Dienste gelang. So wirkt seine Person etwas verloren und undurchsichtig.
Das hübsche schwarz-weiße Bild einer eleganten Dame ziert das Cover des Buches, welches bei Tinte und Feder erschienen ist. Der gut gewählte Titel "Rouge" sticht dem Betrachter durch die gewählte Farbe Rot ins Auge.
Fazit:
Die Idee den "Puderkrieg" hier als Thema aufzugreifen und zwei fiktive Rivalinnen zu schaffen, die sich durchaus ebenbürtig sind, ist bezaubernd. Schade, dass etwas von diesem Zauber an die holprige Umsetzung verloren geht. Da hätte man mehr draus machen können.
Richard Kirshenbaum, Tinte & Feder
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