Tribut der Sünde
- Tinte & Feder
- Erschienen: April 2020
- 3
Verbrechen an Ehre und Gerechtigkeit
Stuttgart, 1513. Franziska Hochperger steht ein angenehmes Leben bevor. Sie ist die Tochter eines wohlhabenden Weinhändlers und bereits verlobt. Beide träumen schon von einer eigenen Familie. Aber es kommt anders. Eines Nachts sucht sie ihr Verlobter auf und bittet dringend um Hilfe. Er wird von den Stadtwachen gesucht, weil der Sohn des Bürgermeisters ermordet wurde. Martin kann seine Unschuld nicht beweisen und gesteht sogar unter Folter seine Schuld ein. Obendrein wird Franziskas Vater als Mitwisser angeklagt. Verzweifelt versucht die junge Frau, das Todesurteil abzuwenden, bleibt aber erfolglos. Es kommt noch schlimmer: Den Angehörigen eines verurteilten Mörders steht weder das Gewerbe, noch das Heim zu. Franzi steht bald mittellos auf der Straße. Sie beschließt, mit Hilfe ihres einzig verbliebenen Freundes Jakob die wahren Mörder zu ermitteln.
Silvia Stolzenburg widmet sich mit dieser historischen Trilogie den Bauernaufständen im 16. Jahrhundert, die auch unter der Bezeichnung „Armer Konrad“ bekannt sind. Sie lässt dafür ihre Protagonistin bereits ein Jahr vor dem geschichtlich belegten Aufstand im Herzogtum Württemberg in eine lebensbedrohliche Bedrängnis geraten. Franziskas gesellschaftlicher Abstieg ist rasant und nur durch glückliche Umstände wird der Aufprall nicht allzu arg. Sie findet eine Anstellung als Magd für Ursula Thumb von Neuburg, der Geliebten von Herzog Ulrich I. Somit ist sie in einer Stellung, die niemand von Rang und Namen beachtet, bewegt sich aber dennoch in hohen Kreisen. Aus dieser Sicht wird die Beziehung des Herzogpaares geschildert, die auch in der Realität für Spannung sorgte. Ihr Kontakt zu Jakob ist die Verbindung zu den historischen Ereignissen im Jahr 1514.
Realität liefert perfekte Kulisse
Stuttgart in der frühen Neuzeit ist für einen derartigen Roman die passende Kulisse. Die historisch verbrieften Charaktere bieten zur fiktiven Handlung ebenfalls reichliche Intrigen. Das Herzogpaar ist sich nicht wohlgesonnen und bietet für einen Spionageakt plausible Gründe. Franzi hat als Tochter des gutsituierten Weinhändlers ausreichend Bildung genossen, um diesen Anforderungen zu genügen. Fiktion und Historie ergänzen sich hier zu einem spannenden Krimi. Der Erzählstil der Autorin ist gewohnt temporeich. Kurze Kapitel lassen schnelle Szenenwechsel zu. Im Verlauf der Geschichte bekommen die Charaktere immer mehr Facetten, die eine eindeutige Zuordnung der verfeindeten Lager erschweren. Außerhalb des Hofes brodelt es ebenfalls, nachdem die Gesetzesänderungen für die Bauern verkündet wurden. Auch hier ist die Situation des Standes nachfühlbar beschrieben. Auch wenn der Aufstand des Armen Konrads in diesem ersten Teil der Trilogie noch keine Rolle spielt, werden die Ursprünge eingängig erklärt.
Glaubhafte Ergänzungen
„Tribut der Sünde“ ist der erste Teil einer Trilogie um die Machenschaften von Herzog Ulrich von Württemberg, der nachweislich verschwenderisch mit seinen Einnahmen umging und eine außereheliche Beziehung mit der Tochter des Marschalls unterhielt. Ursula Thumb von Neuburg hatte selbst eine hohe gesellschaftliche Stellung, sodass die fiktive Franzi den Platz für eine reale Magd einnehmen konnte. Die wahren Begebenheiten liefern in diesem Fall schon alle Elemente für spannende Unterhaltung, die sich niemand besser hätte ausdenken können. Die Dialoge sind sprachlich angepasst, sodass ein Lesefluss entsteht. Fortgesetzt wird die Handlung mit „Tribut der Schande“.
Fazit:
Der Auftakt dieser Trilogie vermittelt einen empathischen Einblick in die Zeit des frühen 16. Jahrhunderts. Die desaströse Politik Ulrich von Württembergs und sein ausschweifender Lebensstil bilden die Grundlage für den Bauernaufstand, der sich bereits ankündigt. Die Protagonistin ist unfreiwillig zwischen die Auseinandersetzungen des Herzogpaares geraten und kann nur mit der Hilfe von Sabina von Bayern ihre eigene Familienehre wiederherstellen. So verwoben wird die Neugier auf den Folgeband geschürt.
Silvia Stolzenburg, Tinte & Feder
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