Das Lied der Pferde
- Lübbe
- Erschienen: September 2019
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Tina Dreher (Illustratorin)
Nicht nur für Pferdefans
Es ist eine verkehrte Welt: Während ihr Zwillings-Bruder Endres sich am liebsten hinter Büchern versteckt, liebt es die Kaufmannstochter Aenlin, zu kämpfen und auf einem Pferd durch die Gegend zu galoppieren. Doch obwohl Aenlin von ihrem Vater sehr geliebt wird, kann der Kaufmann im 11. Jahrhundert seiner Tochter all das nicht zugestehen. Als der Vater sich dazu entschliesst, Endres auf der goldenen Stute Meletay, die er eben erst für seinen Sohn gekauft hat, nach Spanien zu schicken, schlüpft Aenlin kurzerhand in die Rolle ihres Bruders.
In Spanien allerdings gerät die kleine Reisegruppe in einen Zwist zwischen rivalisierenden Königssöhnen. Aenlin fällt in die Hände eines skrupellosen Ritters, der später unter dem Begriff „El Cid“ bekannt werden sollte. Zwar gefällt diesem die blonde Frau aus dem Norden, doch schlägt er lieber Profit aus seinem unerwarteten Fang. Er verkauft Aenlin an einen muslimischen Sklavenhändler, der sie auf dem Markt an eine Frau weiterverkauft, die junge schöne Mädchen zu Haremsdamen ausbildet. Aenlin erkennt, dass es den meisten Haremsdamen gut geht und ergibt sich in ihr Schicksal. Einzig der goldenen Stute Meletay trauert sie nach. Als Aenlin von ihrem Eigentümer als Geschenk für einen Ritter ausgewählt und mit diesem in seine christliche Heimat zurück geschickt wird, begegnet Aenlin ausgerechnet dem Mann wieder, der sie einst verkaufte. Und dem noch immer die goldene Stute gehört.
Das Pferd als roter Faden
In diesem historischen Roman geht es bei weitem nicht nur um Pferde und die Pferdezucht. Aber auch. Also sollte man zumindest ein minimales Interesse für dieses Genre aufbringen, wenn man zu diesem Roman greift. Dass sich das goldene Pferd Meletay wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht, versteht sich von selbst. Ansonsten aber kommt im Roman von Ricarda Jordan alles vor, was ein historischer Roman bieten sollte: Ein bisschen Liebe, viel Krieg, Drama und Eifersucht und ein historisch nachvollziehbares Setting. Die Protagonistin Aenlin entspricht dem klassischen Heldenbild: Sie ist schön, klug, tapfer und kann mühelos in die Rolle eines jungen Mannes schlüpfen. Aenlin macht allerdings auch als Haremsdame eine gute Figur und bleibt bei allen Schicksalsschlägen stets zuversichtlich und ausgeglichen.
Das Auge für die fremde Kultur öffnen
Trotz dem zum einen recht voraussehbaren Plot und zum anderen dem Zugeständnis an die Leserinnen von Mainstream-Romanen und damit klischeereichen Inhalt bietet dieser Roman durchaus einige Perlen. Eine davon ist die Darstellung des Lebens in einem Harem. Ricarda Jordan macht der gängigen Vorstellung von einem Harem schnell den Garaus und zeichnet ein ganz anderes Bild von dieser geheimnisumwitterten Welt. Die Autorin öffnet den Leserinnen die Augen für eine fremde Kultur, und das auf eine höchst überzeugende Art und Weise.
Fazit:
„Das Lied der Pferde“ ist ein süffig zu lesender historischer Unterhaltungsroman. Er bedient alle Wünsche einer Leserschaft, die sich eine strahlende Heldin und tapfere Ritter wünscht und sich von einer exotischen Welt verzaubern lassen möchte. Das alles wird in einer gefälligen Sprache präsentiert und garantiert einige Stunden Lesevergnügen.
Ricarda Jordan, Lübbe
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