Charlottenburg - Die jungen Ärztinnen
- Droemer-Knaur
- Erschienen: November 2020
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Werdegang der ersten Frauenärztinnen in Deutschland
1907 bricht die junge Sylterin Clara gen Berlin auf, um ihren Traum zu verwirklichen. Nachdem ihre Mutter bei ihrer eigenen Geburt und eine ihrer Schwester ebenfalls über dem Geburtsvorgang ihres Sohnes gestorben ist, ist sie fest entschlossen selbst Ärztin zu werden und später in der Frauenheilkunde tätig zu werden. An der Universität lernt sie noch zwei andere junge Mädchen kennen, die ebenfalls Medizin studieren wollen. Zu dritt bilden die drei eine feste Einheit, die gegen ihre männlichen Kommilitonen ankämpfen müssen. Auch bei den Professoren stößt ihr Vorhaben auf Ablehnung. Clara, Ida und Vicki sind grundverschieden aber bald verbindet die drei eine innige Freundschaft. Jede der drei hat mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen, aber vereint stemmen sie alle Schwierigkeiten und gehen einen beachtlichen Weg.
Interessante Einblicke in die Gynäkologie zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Die drei jungen Hauptprotagonistinnen sind rein fiktiv. Allerdings kommt die Pionierin Hermine Heusler- Edelhuizen ebenfalls im Roman vor. Die Autorin hat die erste offiziell anerkannte Frauenärztin Deutschlands geschickt in das Romangeschehen mit eingebaut. Als Bekannte von Clara taucht sie immer wieder im Verlauf des Romans, welcher sich über einen Zeitraum von 25 Jahren erstreckt, auf.
Man erfährt einiges über die damaligen Verhütungspraktiken und die Schriftstellerin lässt den Leser hautnah bei Geburtsverläufen teilhaben. Geschichtlich hat Lena Wildenstein den Plot in die Kaiserzeit und spätere Weimarer Republik eingebettet. Dabei geht sie tiefer auf den ersten Weltkrieg ein und wie die Stellung der Frau damals war.
Anhand unserer Hauptprotagonistinnen, die charakterlich grundverschieden, aber jede auf ihre Art sehr sympathisch ist, zeigt sie auf, wie wenig Rechte Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten. Mit eisernem Willen setzen sie sich in der Männerdomäne durch und kämpfen für alle Frauen. Ab Beginn ihres Studiums sind sie ständig mit den Boshaftigkeiten des Mitkommilitonen Carl Bäumer konfrontiert. Er lässt keine Gelegenheit aus und versucht sogar die erfolgreiche Karriere der Ärztinnen zu ruinieren. Dieser Abschnitt sorgt für eine gute Portion Spannung. Auch die geheimnisvolle Geschichte, die Vicki umgibt, wird stückweise aufgelöst und macht den Leser neugierig.
Plot nicht neu aber unterhaltsam
Das Thema Medizin zu jener Zeit und starke Frauen, die damals für ihre Rechte kämpften, ist nichts Neues für den Leser. Das Buch erinnert an einige bereits erschienene Bücher mit ähnlichem Inhalt. Trotzdem fühlt man sich beim Lesen gut unterhalten auch wenn an wenigen Stellen das Gefühl aufkommt, dass die Erzählung etwas in die Länge gezogen ist.
Dabei ist der Schreibstil von Lena Wildenstein leicht verständlich und flüssig zu lesen. Besondere Authentizität wird durch dasVerwenden des typischen Berliner Dialekts erreicht.
Sehr gewöhnungsbedürftig sind die unangekündigten Zeitsprünge. Ohne Hinweise macht die Autorin teils sehr große Zeitsprünge, die man nur aus dem Zusammenhang herauslesen kann und stellenweise etwas für Verwirrung sorgen.
Positiv hervorzuheben ist die Tatsache, dass es sich hier um einen in sich runden Einzelroman handelt und in der Flut der Trilogien im historischen Sektor durchaus angenehm erscheint.
Fazit:
Unterhaltsame Lektüre für alle Leser und Leserinnen, die sich besonders für Medizin und den Wandel der Frauenrolle im Geschichtsverlauf interessieren.
Lena Wildenstein, Droemer-Knaur
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