Das Haus der Fugger

  • Lübbe
  • Erschienen: Februar 2021
  • 2
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Alexandra Hopf
711001

Histo-Couch Rezension vonFeb 2022

Die Anfänge der Augsburger Fuggerei

Aufgrund eines alten Versprechens fühlen sich das Zimmerer-Ehepaar Joss und Eva Neher verpflichtet, den Scharfrichter Hans ordentlich zu begraben. Obwohl sie ihn nachts heimlich neben der Friedhofsmauer begraben, bleibt ihr Tun nicht unentdeckt. Von nun an werden sie von allen Mitbürgern geschnitten und beschimpft. Dies führt soweit, dass Joss aus der Zunft ausgeschlossen wird.

Ohne Arbeit und Unterkunft finden sie in ihrer großen Not Unterschlupf in der sogenannten "Fuggersiedlung", die eben im Jahr 1523 in Augsburg errichtet wird. Der überaus reiche Kaufmann Jakob Fugger lässt sie für Menschen erbauen, die unverschuldet in Not geraten sind. Er stellt Joss und Eva als sogenannte Holzeltern ein. Sie pflegen im Siechenhaus Personen, die an der Franzosenkrankheit leiden. Diese werden hier eine sogenannte Holzkur mit dem wertvollen Guajakholz erhalten. Joss und Eva verabreichen dies in Form von Salben, Trinksud und beräuchern die Erkrankten. Doch auch hier finden die Ausgestoßenen keine Ruhe. Außerdem neidet ihnen der frühere Scharwächter Marx diese Stellung. Von Hass erfüllt, tut er alles, um den Nehers zu schaden.

Interessante Darstellung der Person Jakob Fugger

Nicht zum ersten Mal entführt uns der Autor Peter Dempf literarisch in seine Heimatstadt Augsburg. Mit ausführlichen Erklärungen beschreibt er, wie es dort im 16 Jahrhundert ausgesehen hat. Auch die gerade entstehende "Sozialsiedlung" die sogenannte Fuggerei kann man sich nach den Beschreibungen gut vorstellen. Verantwortlich für deren Bau ist der Kaufmann Jakob Fugger. Der Gegensatz zwischen dessen immensen Reichtums und der oft grenzenlosen Armut der restlichen Bevölkerung wird mehr als deutlich.

Die Geschichte um das Zimmerer Ehepaar Neher und die Zwistigkeiten mit dem boshaft veranlagtem Scharwächter Marx ist rein fiktiv. Dennoch arbeitet der Autor viele reale Details ein. So entspricht es den Tatsachen, dass Fugger ein Haus zur Behandlung der Syphiliskranken erbauen ließ und diese dort mit Guajakholz behandelt wurden. Dieses wertvolle Holz war pures Gold wert und der Handel damit schwemmte dem reichen Kaufmann noch mehr Geld in seine Kasse.

Handlung stellenweise etwas fadenscheinig

Leider war die Handlungsweise der Hauptprotagonisten, insbesondere der Eva Neher, nicht immer nachvollziehbar. Die Charaktere werden zwar authentisch dargestellt, handeln demnach aber widersprüchlich. Eva erweckt den Eindruck, eine relativ intelligente Kämpfernatur zu sein, dennoch ignoriert sie offensichtliche Zusammenhänge. Dies wirkt sich leider negativ auf die Spannung aus. Diese verläuft eher schleppend und dadurch wirkt der Roman an vielen Stellen langatmig. Leider ist dies auch durch verschiedene Wiederholungen bedingt (z. B. die genaue Zubereitung des Guajakholzes).

Marx ist ein missgünstiger Mensch, der von seinen Rachegedanken angetrieben ist. Er macht die Nehers für sein selbstverschuldetes Schicksal verantwortlich. Im Verlauf handelt er immer bösartiger und skrupelloser. Es erscheint aber unrealistisch, dass dieses Treiben nie aufgedeckt wird. Zum Ende hin wird die Handlung recht verworren beziehungsweise scheinen manche Zusammenhänge eher unschlüssig. Man hätte die genaue Rolle von Anton Fugger oder Aennlin bei der Auflösung am Ende besser einbauen können.

Der Schreibstil ist gut verständlich. Am Ende findet man ein kleines Glossar zur Erklärung mancher Begriffe.

Fazit

Interessante historisch belegte Details rund um Jakob Fugger, die aber leider nicht schlüssig in den fiktiven Plot eingebaut wurden.

Das Haus der Fugger

Peter Dempf, Lübbe

Das Haus der Fugger

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