Versalzene Geschäfte
- G. Braun
- Erschienen: September 2012
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Die Residenzstadt Bruchsal im 18. Jahrhundert
Nach einer erneuten Brandschatzung wird Bruchsal 1689 nahezu komplett zerstört. Dreißig Jahre später verlegt der Landesherr und Fürstbischof Kardinal von Schönborn seinen Regierungssitz von Speyer nach Bruchsal, wo er auf weniger trotzige Untertanen hofft. In der Mitte des 18. Jahrhunderts spielt der Roman „Versalzene Geschäfte“ von Kurt Lupp, der auf dem Buchcover als „Kriminalgeschichte“ ausgewiesen wird.
Bruchsal, 1753. Die Residenzstadt wächst und gedeiht, alles geht seinen friedlichen Gang bis eines Tages eine Leiche im Schlosspark gefunden wird. Der wenig beliebte Archivar Gottlieb Rieger ist jedoch nicht nur tot, er wurde gar ermordet, wie der Strick um seinen Hals den Ermittlungsbeamten des Hofmarschallamtes nahelegt. Ein derartiges Kapitalverbrechen gab es noch nie, die Aufregung ist entsprechend groß, das Thema beherrscht die ganze Stadt. Die Aufregung wird noch größer, als es zu einem vermeintlichen Selbstmord in der Saline kommt. Die Ermittlungen übernehmen der für Polizeiangelegenheiten zuständige Kammerrat von Holsten und Regierungsadvokat Dr. Betz. Schon bald stoßen die Ermittler auf eine gefälschte Salinenakte in der fürstbischöflichen Kanzlei und manipulierte Kontrolllisten in der Lagerverwaltung der Saline. Eine Erpressung ist offensichtlich aus dem Ruder gelaufen. Zu allem Unglück wird auch noch Johannes Kessler, ein talentierter Baubeamter, anonym der Tat beschuldigt, dabei ist dieser gerade bester Hoffnung, dass seine große Liebe zu Marie, der hübschen Tochter von Dr. Beltz, sich endlich erfüllt.
Interessanter Einblick in die Stadtgeschichte, aber mauer Krimiplot
Wer sich für das Fürstentum Speyer und die Stadt Bruchsal, Architektur und Stadtentwicklung im 18. Jahrhundert oder für die Salzgewinnung in einer Salinenanlage interessiert, der findet hier ein informatives, kurzweiliges und schön bebildertes Lesevergnügen. Auch der umfangreiche Anhang ist beachtenswert und liefert vertiefende Erkenntnisse in die vorgenannten Themenfelder.
Wer sich allerdings vordergründig auf die angekündigte „Kriminalgeschichte“ freut, sollte seine Erwartungshaltung deutlich reduzieren, denn der Plot ist von Beginn an recht spannungsarm und wird dies bleiben. Wer hier welche Listen oder Einträge fälscht, wer wen erpresst und wer für die beiden Todesfälle verantwortlich ist, ist von Beginn an klar. So entsteht in der grundsätzlich solide erzählten Geschichte leider zu keinem Zeitpunkt ein wie auch immer gearteter Nervenkitzel, denn was geschehen ist, ist klar - und was geschehen wird, zumindest vorhersehbar.
7.500 Malter Salz wirft die Saline pro Jahr ab, was einem Gewinn von rund 78.000 Gulden entspricht. Da kann man schon mal auf die Idee kommen, schlappe zehn Prozent auf eigene Rechnung abzuzweigen. Allerdings sollte man sich halt nicht erwischen lassen. Dass beim Hauptschuldigen am Ende der Geschichte die Beweismittel gleich reihenweise an dessen Arbeitsplatz und in dessen Wohnung herumliegen, macht es auch nicht besser.
Fazit
Wer einen historischen Roman erwartet, erhält ordentlich aufbereitetes Lesefutter. Die Architektur und Stadtgeschichte wird gut dargestellt, in dem lobenswerten Anhang kann man sein Wissen ausweiten; zudem ist der Roman durchgehend anschaulich bebildert. Allein der Kriminalfall ist eine Enttäuschung, da von Beginn an alles klar ist und im Fortgang selbst kleine Überraschungen ausbleiben.
Historisch gut, kriminalistisch mau.
Kurt Lupp, G. Braun
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