Die Übersetzerin
- Lübbe
- Erschienen: September 2021
- 10
Jahre der Angst
Der 2. Weltkrieg tobt über Europa, auch die englischen Kanalinseln sind davon betroffen. Die Insel Jersey wird besetzt. Für Hedy geht der eigene Albtraum damit weiter. Sie musste schon einmal fliehen und hatte hier auf Sicherheit gehofft. Die Nazis regieren nun mit harter Hand und für die einheimische Bevölkerung wird das Überleben zu einem täglichen Kampf. Hedy gelingt es, als Übersetzerin eine Stelle zu bekommen. Niemand in dem Büro ahnt, dass sie eine Jüdin ist. Aber sich einfach den Besatzern unterordnen will niemand; und so nutzt auch die junge Frau die Gelegenheit zum Widerstand, als sie sich ihr bietet. Womit sie nicht gerechnet hat, ist, dass sie sich ausgerechnet in einen deutschen Soldaten verliebt. Gemeinsam schmieden sie Pläne, um zu entkommen und vielleicht doch eine gemeinsame Zukunft zu haben.
Eine Insel im Krieg
Die Geschichte beginnt an einem schönen Sommertag im Jahre 1940, als plötzlich die Sirenen heulen und nichts mehr so ist wie zuvor. Jenny Lecoat erzählt ausführlich von diesen Tagen auf der Kanalinsel Jersey. Das Leben von Hedy ist geprägt von Flucht und Entbehrungen, aber trotz allem auch voller Hoffnung. Der Autorin ist es gelungen, eine Geschichte von Liebe und Leidenschaft zu erzählen und gleichzeitig die Dramatik dieser Zeit lebendig werden zu lassen. Zunächst erleben die Leser Hedy als Frau, die miterlebt, wie ihr Zufluchtsort besetzt wird. Sie und ihre Freunde müssen ihr Leben nun neu sortieren. Seite für Seite wird klar, dass dies gar nicht so einfach war.
Schließlich gelingt es der jungen Frau, aller Widrigkeiten zum Trotz, noch mal Arbeit zu finden und somit das nötige Geld, um zu überleben. Auf berührende Weise schildert die Autorin die Gefühle von Hedy, ihre Selbstzweifel für den Feind arbeiten zu müssen und von ihrer Hoffnungslosigkeit diesem Albtraum jemals zu entkommen. Und doch lernt sie einen Mann kennen, der es schafft, dass Hedy sich öffnet. Eine Liebe beginnt und macht diese Geschichte zu etwas Besonderem.
Keine einfache Liebesgeschichte
Jenny Lecoat schildert jetzt aber nicht einfach nur eine Liebesgeschichte mit viel Leidenschaft, sondern vielmehr davon, was diese Menschen alles durchleben mussten, um zu überleben. Auch im den deutschen Soldaten Kurt werden Zweifel wach. Seine Gedanken und Gefühle vermittelt die Autorin ebenso greifbar wie empathisch. Insgesamt ist es ihr gelungen, die Charaktere lebendig werden zu lassen. Die Selbstzweifel einiger Protagonisten mischen sich glaubhaft mit der Selbstlosigkeit anderer. Auch wenn es hier um Hedy und Kurt geht, gibt es auch so manch anderen Charakter, der einen beim Lesen nicht mehr loslässt. Das gemeinsame Schicksal dieser Menschen auf Jersey ist berührend zu lesen.
In einem Vorwort wird schon darauf hingewiesen, dass die zu erwartende Geschichte auf reale Begebenheiten beruht. Die Autorin hat es verstanden, die Fakten zu einer bewegenden Handlung zusammenzufügen und hat dabei eine wundervolle Liebesgeschichte geschrieben.
Fazit:
Jenny Lecoat hat einen eindrucksvollen Roman über Liebe und Leidenschaft, über Flucht, Verrat und Hoffnung geschrieben. Das Leben von Hedy und ihrem Kurt hat sie gekonnt in Szene gesetzt und den historischen Hintergrund geschickt mit ihrer fiktiven Geschichte verwoben. Entstanden ist ein glaubhaftes Bild über das Leben einer jungen Frau, die ein schweres Schicksal zu meistern hatte. Gleichzeitig gewährt die Autorin einen intensiven Einblick, was die Besetzung der Insel für die Menschen bedeutet hat.
Jenny Lecoat, Lübbe
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