Die zerbrochene Feder
- Droemer-Knaur
- Erschienen: November 2021
- 1
Die Zeit der Restauration von 1815 und seine Auswirkungen auf die Bevölkerung anschaulich und nachvollziehbar geschildert.
Nachkriegszeit
Der Krieg ist vorbei und hat seine Spuren auf der Seele von Henriette hinterlassen. Sie ist nun Witwe und hat ein kleines Kind allein zu versorgen. Um ihre Vergangenheit zu verarbeiten, hat sie darüber ein Buch geschrieben und ihr erlebtes Kriegsleid ausführlich geschildert. Die Regierung Preußen sieht so was nicht gern, Kritik an die Herrschenden ist nicht vorgesehen. Henriette hat jetzt die Konsequenzen zu tragen und wird des Landes verwiesen. Sie findet Obdach bei ihrem Onkel im sächsischen Freiberg. Der Verleger und Buchhändler nimmt sie gern auf, aber auch hier muss sie sich fügen und an gewisse Regeln halten. Nicht nur die neue Kleiderordnung macht der jungen Frau zu schaffen, sie soll wieder heiraten und sich fügen. Dann trifft sie auf Felix Zeidler, einen Freund, mit dem sie viel verbindet. Auch Felix trägt die Spuren des Krieges in sich. Gemeinsam kämpfen sie gegen die neue Zeit, denn Bücherverbrennungen und Attentate werden als Heldentaten gefeiert und die Grausamkeit des vergangenen Krieges verherrlicht.
Lockere Fortsetzung
Dieser Roman über die Zeit nach den Freiheitskriegen von 1813-15 befasst sich mit der Verarbeitung der Ereignisse in diesem grausamen Krieg. Henriette hat viel erlebt und durchlitten, hier wird nun geschildert, wie ihr Leben danach ausgesehen haben könnte. „Die zerbrochene Feder“ ist eine lose Anknüpfung an die Romane „1813-Kriegsfeuer“ und „1815-Blutfrieden“ und kann eigenständig gelesen werden. Obwohl man beim Lesen deutlich spürt, dass die Protagonisten eine Vorgeschichte haben. Die Gedanken von Henriette kehren immer wieder zu den Ereignissen der Kriegszeit zurück und sind zugleich eine Rückblende für die Leser, damit man die gesamte Geschichte besser verstehen kann. Auch wird deutlich, dass Henriette und Felix eine Vorgeschichte verbindet. Hier begegnen sie sich wieder und entdecken ihre Gefühle füreinander. Man kann dieses Buch sicher einzeln lesen, aber eigentlich versteht man es vermutlich besser, kennt man die anderen Bücher.
Die Gedanken sind nicht frei
Intensiv schildert Sabine Ebert die politische Situation in diesen Jahren nach der Völkerschlacht. Jedes einzelne Land hat seine eigenen Gesetzte und will sie durchsetzen. In Preußen ist jegliche Kritik an die Herrschenden verboten. Die Folgen bekommt Henriette deutlich zu spüren, sie wurde nicht nur einfach des Landes verwiesen, sondern stand unter Beobachtung und musste sorgfältig jeden ihrer Schritte überdenken. Für die junge Frau, die freiheitsliebend ist und ihre Meinung offen vertritt, keine einfach Situation. Die Autorin schildert ausführlich, wie die Lage für die Menschen dieser Zeit war. Eine eigene Meinung wurde nicht zugelassen, die Buchdrucker und Verleger mussten sich mit der Zensur auseinandersetzen, alles wurde streng kontrolliert. Die Autorin hat es gekonnt verstanden, diese Zeit in Szene zu setzen. Ihre Schilderung war glaubhaft und fesselnd zugleich.
Geschickt hat es Frau Ebert aber auch verstanden, Henriette in ihre Zukunft zu führen. Sie trifft auf Felix Zeidler, den sie schon lange kennt, und gestattet es beiden Charakteren an eine glückliche Zukunft zu glauben, ohne dabei zu sehr ins Klischeehafte abzudriften. Die Beziehung dieser Protagonisten hat sie überzeugend und mit viel Liebe zum Detail geschildert. Überhaupt hat es die Autorin verstanden, dass gesamte Umfeld lebhaft zu schildern und die Zeit dieser Restauration lebendig werden zu lassen.
Die Aufmachung dieses Hardcovers ist rundherum gelungen, nicht nur das Cover passt gut zu der Geschichte, gleich zu Beginn gibt es eine schöne Karte Europas zu dieser Epoche und am Ende ist ein Stadtplan von Freiberg. Auch ein Personenregister und ein Glossar der fremden Begriffe sind neben einem Nachwort vorhanden.
Fazit
Dieser historische Roman schildert die Zeit der Restauration von 1815 und seine Auswirkungen auf die Bevölkerung anschaulich und nachvollziehbar. Die Protagonisten sind dabei lebendig gezeichnet und haben ihre Ecken und Kanten. Sabine Ebert hat einen gelungenen Roman dieser Epoche erschaffen.
Sabine Ebert, Droemer-Knaur
Deine Meinung zu »Die zerbrochene Feder«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!