Das Haus in der Half Moon Street - Bd. 1
- Droemer-Knaur
- Erschienen: November 2021
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Christine Gaspard (Übersetzung)
Das Leben geht oft seltsame Wege
Leo Stanhope arbeitet als Assistent der Gerichtsmedizin in London. Er untersucht die Leichen, die von der Polizei gebracht werden. Eines Tages liegt ein ertrunkener Mann auf seinem Tisch, in dessen Jackentasche findet Leo eine Flasche Ale, auf der das Wort Mercy eingeritzt wurde. Zu seinem Schrecken wird kurz darauf eine zweite Wasserleiche hereingebracht. Dieser Anblick schockiert den jungen Mann zutiefst, es handelt sich um seine große Liebe Maria. Bei ihr wird schnell klar, sie starb gewaltsam. Leo beginnt Fragen zu stellen, er will wissen, warum sie sterben musste, allerdings gerät er dann selbst unter Verdacht. Jetzt muss er um seine eigene Zukunft bangen. Zudem kommt Leo Stanhope einem großen Geheimnis auf die Spur, welches für ihn nicht nur Gefängnis bedeuten könnte, sondern auch den Tod.
Ein Leben voller Geheimnisse
Leo ist im England des 19. Jahrhunderts in einer Pfarrerfamilie aufgewachsen. Seine Kindheit verlief nicht unbedingt schlecht, obwohl er sich in seinem Körper nie wohlgefühlt hat. Mit 15 Jahren verlässt er deshalb sein Elternhaus und beschließt, sich sein eigenes Leben aufzubauen. Leo umgibt ein Geheimnis, welches ihn dazu zwingt, sein Leben allein zu verbringen.
Alex Reeve lässt die Vergangenheit von Leo immer mal wieder in die Handlung einfließen. Zudem hat er sich dafür entschieden, den Roman aus der Ich-Perspektive zu erzählen. So ist man als Leser immer direkt bei Leo und nimmt Anteil an seinen Gedanken und seinen Emotionen. Das Leben von Leo ist nicht unbedingt einfach und sein Geheimnis schon etwas Besonderes, welches hier aber nicht aufdeckt werden soll.
Wer ermordete Maria
Hinzu kommt, dass Leo herausfinden will, wer seine Freundin ermordet hat. Also streift er durch das London des Jahres 1880 und begibt sich selbst in Gefahr. Leo hat Maria einst im Bordell kennen und lieben gelernt, er hatte auf eine gemeinsame Zukunft gehofft, aber jetzt lernt er noch einmal ganz andere Seiten an ihr kennen. Auf seiner Suche trifft er auf Menschen mit sehr unterschiedlichen Schicksalen. Eine davon ist die Hebamme und Engelmacherin Madam Moreau. Die Frage, was sie mit dem Tod Marias zu tun hatte, stellt sich Leo mehr als nur einmal. Auch lernt er die Frau des zuerst gefundenen ertrunkenen Mannes kennen, hier ergeben sich mehr Fragen als Antworten. Was verbindet die beiden Todesfälle? Die Zusammenhänge entschlüsseln sich erst so nach und nach.
Dem Autor ist es durchaus gelungen, einen spannenden Krimi zu erzählen und gleichzeitig hat er einen Charakter erschaffen, der sich den Unbilden dieser Epoche stellen muss. Für die Mittel, die Leo in dieser Zeit zur Verfügung standen, schlägt er sich sogar recht gut. Allerdings steht das Leben dieses Ermittlers mehr im Fokus als der eigentlich spannende Kriminalfall. Die Frage, wer tötete Maria gerät schon mal in den Hintergrund. Auch schafft es Leo immer wieder, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen und damit ebenfalls die Auflösung zu behindern.
Fazit
Alex Reeve hat mit „Das Haus in der Half Moon Street“ ein ungewöhnlichen, aber dafür spannenden Krimi abgeliefert. Sein Ermittler Leo Stanhope hat durchaus das Potenzial zu einem erfolgreichen Serienermittler.
Alex Reeve, Droemer-Knaur
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