Wie man Männer in Schweine verwandelt und wie man sich vor solch üblen Tricks schützt
- Hirzel
- Erschienen: Oktober 2020
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Die Geheimnisse der alten Griechen entschlüsselt
In den alten griechischen Mythen und Sagen kommen so manche Geschichten vor, die man tatsächlich als Geschichten, Märchen oder Allegorien abtun mag. Besonders was Zaubereien, Hexereien, Tränke und Göttergeschichten angeht, mag man manches ins Reich der Fantasie abschieben. Monika Niehaus und Michael Wink haben sich intensiv mit den Formulierungen vor allem in der „Odyssee“ und der „Ilias“ beschäftigt und versucht herauszufinden, ob da nicht von was Wahres dran ist – und wenn ja, was?
Auf die Dosis kommt es an
Wie war das also mit den Sirenen? Gab es Zyklopen, und wenn ja, gibt es dafür eine Erklärung? Wie werden denn nun aus den titelgebenden Männern Schweine, und wie hätten sie das verhindern können? Diese Fragen erhalten in diesem 180 Seiten starken Buch aus dem Hirzel Verlag tatsächlich Antworten, wenngleich manchmal die letzten Beweise fehlen. Nun, es war ja niemand damals dabei, als Troja erobert wurde (hier wird erklärt, welches Holz für das vermeintliche Pferd benutzt wurde), der heute Zeugnis ablegen könnte, aber die dargestellten Möglichkeiten erscheinen durchweg plausibel.
Glücklicherweise kennen die Autoren sich in der griechischen Mythologie aus und beschreiben immer kurz, mit vielen Zitaten, wer da mit wem und warum irgendwas trieb, um dann zur entsprechenden Pflanze oder dem Gift eines Tieres zu kommen. Es ist schon erstaunlich, wie sich bereits damals die Menschen mit Giften und Gegengiften auskannten. Teilweise musste man nur beobachten, welche Pflanzen von Tieren nicht gefressen wurden, da wusste man bereits, dass diese giftig oder zumindest unverträglich waren. Man war sich natürlich nicht zu schade, die Wirkungen an Sklaven oder ungeliebten Menschen (auch Verwandte und Eheleute, man war damals nicht so…) auszuprobieren. Doch wie es manchmal so ist: Auf die Dosis kommt es an. So mancher Wirkstoff wirkt in kleiner Dosierung heilend, in größerer tödlich.
Zaubertränke mit wissenschaftlichem Unterbau
Die Autoren erklären wissenschaftlich genau mit heutigen Methoden, welcher Wirkstoff welche Auswirkung hat, so ist beispielsweise durch die Aufnahme einer bestimmten Pflanze durchaus möglich, dass sich ein Tier (oder Mensch) nur mit einem Auge in der Mitte entwickelt. Welche Pflanze das ist, soll hier natürlich nicht verraten werden. Anhand der griechischen Mythologie werden Gifte und Pflanzen und deren Wirkung vorgestellt, die heutzutage durchaus bekannt sind: Alraune, Lotos, Germer, Schlafmohn, Eisenhut, Mutterkornpilz, Stechapfel, Tollkirsche, um nur einige durchaus bekannte Namen zu nennen, die mancher Leser vielleicht im eigenen Garten findet, aber nicht weiß, was das eigentlich ist und warum man vielleicht besser die Finger davon lassen sollte.
Doch nicht nur Vergiftungen werden hier besprochen, auch Ursachen für Halluzinationen (wie die erwähnten Sirenen), Schreie der Toten, Betäubungen, Verwandlungen, Gifte für Waffen und ähnliche unangenehme Dinge werden erläutert. Dabei gehen die Autoren zum einen wissenschaftlich vor, schreiben aber durchaus humorvoll und für den Laien verständlich, was die wahre Ursache mancher Sinnestäuschung gewesen sein mag, was da chemisch vorgeht, und manchmal auch, wie man das verhindern oder die Wirkung abkürzen kann.
Eine Warnung ist angebracht
Dieses Buch ist ausdrücklich keine Anleitung, wie man ungeliebte Menschen vom Diesseits ins Jenseits befördern kann, vielmehr versuchen sie, die Antiken Mythen und Sagen ein wenig zu entzaubern und realistischer zu machen. Erklärt werden zudem auch Bekannte Idiome und deren Ursprünge wie der „Hammelsprung“, der „Hippokratische Eid“ und ähnliches, und wer immer schon wissen wollte, was man mit Grünspan sinnvolles anfangen kann, der ist hier durchaus richtig.
Zahlreiche Bilder und „Steckbriefe“ von Pflanzen sowie Abbildungen von Relikten aus der Antike wie Vasen bereichern das Buch, das nicht nur durch seinen langen Titel beeindruckt. Quellen- und Literaturangaben, Bildnachweise, Danksagung, Autorenporträts und ein umfangreiches Register ergänzen dieses Sachbuch, das für Freunde historischer Romane durchaus eine äußerst interessante Ergänzung sein kann, und für Gartenfreunde eine Bereicherung im Bücherschrank.
Fazit:
Hinter dem ausufernden Titel versteckt sich ein interessantes Sachbuch über die Antike und ihre Mythen und Sagen, die über damalige und heutige Rauschpflanzen und Gifte berichtet und diese und ihre Wirkung unterhaltsam mit heutigen Mitteln beschreibt. Das Buch gibt Antworten auf Fragen, die man bislang erstaunlicherweise nicht hatte, die aber nun trotzdem gegeben werden. Es hätte gerne länger sein dürfen.
Michael Wink, Monika Niehaus, Hirzel
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