Die Fotografin - Die Stunde der Sehnsucht
- Blanvalet
- Erschienen: September 2020
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Bereits der vierte Teil um die Person Mimi Reventlow
Im Jahr 1914 läuft es für die Fotografin Mimi Reventlow und ihren Geschäftspartner Anton Schaufler endlich wieder rund. Nach dem verheerenden Brand in ihrer gemeinsamen Druckerei ist ihnen der erfolgreiche Wiederaufbau des Geschäftes gelungen. Dennoch gibt es so manche Hürde zu meistern, was den beiden als Team aber immer gelingt. Doch plötzlich beginnt der erste Weltkrieg und die Männer müssen an die Front. Nun müssen die Frauen in Münsingen ihren Mann stehen und alle Tätigkeiten der Männer mitübernehmen. Das gilt nicht nur für Mimi in der Druckerei. Dies gilt zum Beispiel auch für ihre Freundin, der Schafbaronin Bernadette. Sie muss sich irgendwie mit der verhassten französischen Schafhirtin Corinne arrangieren, die sie eigentlich abgrundtief hasst, seit sie ihr zukünftiger Ehemann Wolfram wegen ihr verlassen hat. Gelingt es den Frauen alle Hindernisse zu überwinden und das erschwerte Leben in Münsingen während der Kriegszeit zu stemmen?
Beeindruckende Frauen meistern schwere Zeiten
Nachdem die Autorin uns am Ende von Band drei mit einem erschreckenden Cliffhanger zurückgelassen hat, setzt sie den neuen Band mit den erfolgreichen Geschäften in der Druckerei fort. Dem Leser fällt es leicht, sich wieder in die Begebenheiten hineinzuversetzen. Eigentlich könnten die Bücher unabhängig voneinander gelesen werden, aber es ist dennoch schöner, wenn man bereits intensive Vorkenntnisse besitzt. Mimis Beruf als Fotografin tritt in diesem Teil der Reihe etwas in den Hintergrund. Dennoch wird den Leser ein unterhaltsames aber auch schwermütiges Lesevergnügen erwarten. Dazu trägt auch der wunderbare Erzählstil von Petra Durst-Benning bei.
Schrecknisse des ersten Weltkriegs gut eingefangen
Die Autorin schildert schonungslos was sich an der Westfront zugetragen hat. Dabei fängt sie die Bilder, die die Soldaten damals gesehen haben, sehr detailgetreu ein und mehr als einmal überläuft einem beim Lesen ein eiskalter Schauer.
Doch auch für die daheimgebliebenen Frauen ist es sehr schwer. Nicht nur, dass sie die Arbeit der Männer, zum Beispiel beim Säen oder der Ernte, übernehmen müssen, sie sind auch für die Versorgung der Kinder verantwortlich. Schier unmöglich erscheint es einem dem Hunger zu entkommen, ohne Einkommen oder verfügbare Lebensmittel.
Die drei Hauptprotagonistinnen Bernadette, Mimi und Corinne kämpfen auf ihre Weise, zwar nicht an der kriegerischen Front, aber dennoch einen bemerkenswerten Kampf.
Mimi ist schon aus den vorangegangenen Bänden als sehr modern und selbstbewusst bekannt. Aber auch Bernadette wächst beachtlich in ihrer Rolle als stellvertretende Bürgermeisterin.
Auch der junge Anton Schaufler, der als Sanitäter an der Westfront eingesetzt ist, macht eine tolle Entwicklung durch. Er baut eine beneidenswerte Stärke auf und versucht diese an die versehrten Soldaten weiterzugeben. Nun scheint er vollends erwachsen geworden zu sein.
Kleine Kritikpunkte
Für sich allein betrachtet ist der Roman beeindruckend und interessant geschrieben. Auch die Auswahl des Titels "Die Stunde der Wahrheit" trifft den Romaninhalt überzeugend. Dennoch bleibt der vierte Band ein klein wenig hinter den Vorgängern zurück. Etwas unglaubwürdig erscheint so manche zufällige Begegnung im Romanverlauf. So trifft zum Beispiel Anton in den ganzen Kriegswirren ausgerechnet auf die frühere Liebe Mimis, Johann Merkle. Oder der nun bekannte Maler Paon, beziehungsweise Alexander, begegnet ausgerechnet in Stuttgart einer ungeliebten Person aus Laichingen. Diese Zufälle sind des Guten etwas zu viel.
Nach vier Jahren im Romanverlauf mit teils größeren Zeitsprüngen, welche aber in der Kapitelübersicht angesagt werden, endet das Buch und der erste Weltkrieg. Natürlich musste man von mancher Person Abschied nehmen und viele kehren nicht mehr als die Person zurück, die sie waren, als sie in den Krieg zogen. Im Großen und Ganzen gibt es aber in vielen Fällen ein Happy End. Und eigentlich würde die Fotografinnen Reihe so ein gutes Ende finden. Aber im letzten Kapitel präsentiert uns Petra Durst-Benning plötzlich einen Charakter der Reihe, der seit Beginn der Geschichte nicht mehr aufgetaucht ist. Nun ist der Leser natürlich sehr gespannt, was ihn dann im Finalband erwarten wird.
Fazit
Trotz kleiner Kritik ein gelungener und kurzweiliger Roman. Der Autorin ist es gelungen, die Schrecken des ersten Weltkriegs sehr lebendig wiederzugeben.
Petra Durst-Benning, Blanvalet
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