Rote Spionin
- Droemer-Knaur
- Erschienen: März 2022
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Leider Pekkalas letzter Fall
Frühjahr 1945. Der zweite Weltkrieg neigt sich dem Ende entgegen, die Alliierten kommen Berlin immer näher, wo sich der Führer verschanzt hat. Derweil haben die Briten Pläne für eine Steuerung für Raketen der Deutschen gefunden und bitten den Kreml um Hilfe bei der Bergung des Spions. Stalin schickt mit Pekkala seinen besten Mann an die Front, obwohl er zunächst zögert. Doch als er erfährt, dass es sich um seine ehemalige Geliebte handelt, macht er sich mit seinem Partner Kirow auf den Weg. Aber sie sind nicht die einzigen, sie sich für diese Pläne interessieren.
Leider handelt es sich mit „Rote Spionin“ um Pekkalas letzten Fall, mit diesem siebten Band ist die Reihe abgeschlossen. Schon vorab sei bemerkt, dass es gerne noch mehr Bände hätte geben dürfen, denn Pekkalas Fälle sind, gerade auch wegen ihrer brisanten politischen Konstellation, spannend und historisch interessant.
Auftritt des Führers
Autor Sam Eastland bietet noch einmal alles auf, was einen historischen Kriminalroman ausmacht. Da gibt es Spionage, Rettungsaktionen, mal mehr, mal weniger gelungen, dazu kommen Auftritte hochrangiger prominenter Politiker wie Stalin und hier sogar Hitler selbst, der trotz der drohenden Stürmung des Hitlerbunkers noch immer einige Fäden in der Hand hat. Hier erfährt man interessante Dinge über Radiosender der Zeit, und dies, wie immer, geschickt konstruiert und formuliert vom Autor.
Spannend ist vor allem die Suche nach dem Maulwurf in Hitlers Team. Da weiß der Leser mehr als die Personen, aber hier ist der Weg das Ziel und wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, ertappt man sich als Leser tatsächlich bei der Frage, ob man dem schlimmsten Verbrecher aller Zeiten bei der Suche helfen möchte oder nicht. Dabei verfällt der Autor nicht der Versuchung, die Nazis oder Stalin als Helden oder als Antihelden des Romans zu platzieren, um vielleicht noch Sympathie für sie zu entwickeln. Diese Gratwanderung gelingt Eastland gekonnt, eine gewisse Distanz bleibt, aber aus dramaturgischer Sicht nutzt der Autor seine Möglichkeiten und driftet nicht in die „falsche Sicht“ ab. Dieser Erzählaspekt macht diesen und die anderen Pekkala-Romane so spannend und besonders.
Ruhiger, aber trotzdem spannend
Allerdings ist „Rote Spionin“ von etwas ruhigerer Natur als seine Vorgänger. Pekkala muss Lilja finden, seine Geliebte aus alten Tagen, und er weiß nicht genau, wo er suchen soll. Lilja ist inzwischen zur Fahrerin von SS-Gruppenführer Hermann Fegelein, der Eva Brauns Schwester geheiratet hatte und sich doch die eine oder andere Geliebte gehalten hat. Einzig bei Lilja ist er bislang auf Granit gestoßen, und doch will er mit ihr aus Berlin fliehen. Hier spielt die Zeit also eine Rolle, ob Pekkala es rechtzeitig schafft, sie zu befreien, obwohl er gar nicht weiß, dass die Zeit gegen ihn spielt.
Sam Eastland ist es gelungen, die Zeit im zerbombten Berlin treffend zu beschreiben, mit all ihren Macken, Haken und Ösen. Kleine Geschichten außerhalb Berlins, die sich aber ins Gesamtbild fügen, ergänzen den intensiven und doch ungewohnten Blick auf das Berlin der letzten Kriegstage, dem man sich nicht entziehen kann, aber auch gar nicht will. Seine Leser/innen an die Lektüre zu fesseln, das beherrscht Sam Eastland, hoffentlich denkt er sich neue spannende Konstellationen aus.
Fazit
„Rote Spionin“ ist – leider – der letzte Teil der überaus spannenden Pekkala-Reihe über den persönlichen Spion Stalins. Der Autor versetzt seine Leser/innen in die Zeit der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs in Berlin und nutzt Zeit und Kulisse für einen großartigen, wenn auch vergleichsweise ruhigen letzten Fall – aber das passt auch wieder in das bekannte Bild von Pekkala. Der Roman ist lesenswert auch ohne die Vorgänger, aber mit dem Wissen der Vorgänger hat man mehr davon. Nicht verpassen!
Sam Eastland, Droemer-Knaur
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