Die Herrin der Farben
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2023
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Anna Barbara Koppmair, eine Frau im Handwerk
Anna Barbara Koppmair wächst im Augsburg des 18. Jahrhunderts auf. Farben sind für sie ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Mit ihrem Nachbarn Johann Friedrich Gignoux teilt sie diese Leidenschaft. Die beiden wachsen zusammen auf und sind Freunde. Während Johann seine Ausbildung zum Kattundrucker beginnt, muss Anna Barbara sich den Herausforderungen als Frau stellen. Aber Johann und Anna Barbara verbindet mehr als nur Freundschaft. Gemeinsam gründen sie einen Betrieb, um Textilien zu veredeln und zu färben. Ihr Erfolg gibt ihnen Recht. Leider weckt ihr Betrieb auch die Begehrlichkeiten ihrer Konkurrenz. Das Schicksal hat gerade für Anna Barbara noch so einiges vor und sie muss sich dem Kampf um ihr Leben und ihre Zukunft stellen.
Augsburg, eine Stadt der Tuchweber und Kattundrucker
Im 18. Jahrhundert war die Stadt Augsburg eine Hochburg der Tuchweber und Kattundrucker. Während zunächst alle ihr Auskommen hatten, wurde die Konkurrenz aus dem Ausland immer größer. Es hieß, sich gegen die billigeren Tuche aus Indien zu wehren. Genau in diese Zeit wurde Anna Barbara Koppmair hineingeboren. Sie ist die Tochter eines Goldschlagers und wächst mit der Veredelung von Tuchen auf.
Johann Friedrich Gignoux stammt aus einer Familie von Tuchdruckern. Die Liebe zu diesem Material verbindet die beiden jungen Leute. Sie werden ein Paar und heiraten im Jahr 1748. Soweit die historischen Eckdaten, denn bei diesen Protagonisten handelt es sich um historische Personen. Anna Barbara war ihrer Zeit weit voraus und hat ihren Mann in allem unterstützt. Sie wurde früh Witwe und leitete ihr Unternehmen einige Zeit allein.
Der Autor beginnt seine Geschichte mit einem Prolog im Jahre 1733 und gewährt den Lesern Einblicke in die Kindheit von Anna Barbara und Johann Friedrich. Hier spürt man schon die Liebe des Kindes für Farben. Danach geht es dann im Jahre 1740 weiter. Chronologisch schildert Peter Dempf nun das Leben von Anna Barbara. Er gibt dabei Einblicke in das Leben dieser Epoche, sowohl im Bereich des Handwerks als auch im täglichen Leben. Es wird deutlich, dass es für eine Frau gar nicht so leicht war, sich zu behaupten. Die führenden Männer der Zunft sehen es nicht gern, wenn Frauen sich einmischen. Daran ändert auch die Hochzeit nicht wirklich etwas. Anna Barbara hat nur insofern Glück, dass sich ihr Ehemann als verständig erweist und ihr alle Freiheiten lässt, die sie braucht, um gemeinsam ihren Betrieb aufzubauen.
Als sie dann noch jung zur Witwe wird, ändert sich ihr Leben noch einmal von Grund auf. Sie vertraut dem Urteil der falschen Menschen und hat anschließend mit den Folgen zu kämpfen. Schnell wird im Laufe des Romans klar, diese Frau hat ein bewegtes Leben geführt oder führen müssen.
Eine Geschichte mit viel Potenzial
Eigentlich hat diese Geschichte alles, was es braucht, um eine gute und spannende Handlung zu schildern, leider hat der Autor hier das Potenzial nicht bis zum Ende ausgeschöpft. Er erzählt zwar von den wichtigsten Stationen im Leben dieser Frau, aber es gibt auch immer wieder Zeitsprünge in der Handlung, die es nicht erlauben, genau mitzuverfolgen, wie Frau Koppmair ihr Leben bestreitet. Fast immer, wenn eine spannende Szene beginnt, wird diese nicht zu Ende erzählt. Im nächsten Kapitel heißt es dann nur „einige Monate später“ oder so ähnlich. Dadurch verliert die Handlung ungemein an Spannung und Intensität. Der Charakter von Anna Barbara wird durch diesen Erzählstil bedauerlicherweise nicht wirklich greifbar. Dabei hat sie so einige Wandlungen durchmachen müssen. Ist sie am Anfang der Geschichte noch eine unbedarfte junge Frau mit Hoffnungen und Träumen, verändert ihr Schicksal doch auch ihren Charakter. Hier hätte man sicherlich gern mehr von Anna Barbara gelesen, aber die knapp 500 Seiten reichen nicht aus, um das ganze Leben dieser Frau ausführlich zu schildern.
Peter Dempf hält sich exakt an die vorgegebenen Geschichtszahlen und schildert so das Leben von Anna Barbara Koppmair verheiratete Gignoux. Sie wurde im Jahre 1725 geboren und verstarb 1796. In seinem Nachwort fasst der Autor noch einmal alle wichtigen Stationen dieser Frau zusammen und verschafft so den Lesern im Nachhinein einen guten Überblick über das Leben dieser Frau. Ein Personenregister gleich zu Beginn gibt Einsicht über historische Charaktere und über die fiktiven Protagonisten.
Fazit
Die Geschichte von Anna Barbara Koppmair ist im Detail spannend. Ihr Leben im 18. Jahrhundert ist wirklich interessant, leider hat Peter Dempf es nicht gänzlich geschafft, eine Beziehung zu dieser Frau entstehen zu lassen. Sie bleibt irgendwie wenig greifbar. Dafür wird die Herstellung von Tuche und der Handel damit lebendig geschildert. Das Augsburg dieser Epoche wird lebendig.
Peter Dempf, Lübbe
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