Camelot

  • Heyne
  • Erschienen: März 2023
  • 1
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Carsten Jaehner
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Histo-Couch Rezension vonJul 2023

Die Geschichte Galahads, Sohn des Lancelot

Großbritannien im 6. Jahrhundert: In der letzten entscheidenden Schlacht der Briten gegen die Normannen ist der tapfere Ritter Lancelot gefallen. Der Verbleib von König Artus und seiner Frau Guinevere ist ungewiss, sie haben wahrscheinlich nicht überlebt. Auch der Druide Merlin ist verschwunden. Zehn Jahre später machen sich die Normannen weiter in Britannien breit und erobern Dorf für Dorf und sind kurz davor, Ynys Wydryn und das Kloster des Heiligen Dornbuschs zu erreichen. Hier, in den scheinbar undurchdringbaren Sümpfen, lebt auch Bruder Ywain, der einst mit Artur als Ritter für Britannien stritt.

Als Novize, der kurz davor ist, endgültig dem Orden beizutreten, lebt hier auch Galahad, der sich nur dunkel an seine Vergangenheit erinnern kann und dies auch eigentlich nicht will. Galahad ist der Sohn des Lancelot und war dabei, als sein Vater in die letzte Schlacht zog und ihn als zehnjährigen allein ließ. Als ihm die junge Bogenschützin Iselle das Leben rettet und der einstige Ritter Gawain ins Kloster kommt, muss sich Galahad entscheiden: Droht er mit dem Kloster unterzugehen oder folgt er der Vergangenheit seines Vaters und wird er gegen die Normannen kämpfen und ein letztes Mal Camelot vor den Feinden retten? Eine Reise in die Vergangenheit beginnt, in der auch alte Recken von früher ihre Aufgabe bekommen…

Aufregende Geschichte

Giles Kristians Roman „Camelot“ sollte eigentlich „Galahad“ heißen, wie der Autor im Nachwort erzählt, man habe sich aber für den Namen der legendären Burg entscheiden, weil der Name Galahad vielleicht doch nicht so bekannt und von einem gewissen Zauber behaftet ist. Hauptfigur des Romans ist aber tatsächlich Galahad, Sohn des Lancelot, der seinen Vater damals in die entscheidende Schlacht hat reiten sehen, ihn zurückgelassen hat, um für König Artus gegen die Normannen zu kämpfen. Daher hadert Galahad mit seinem Vater, der lieber für seinen König starb als für seinen Sohn zu leben, und Galahad hört auch nicht gern den Namen seines Vaters, obwohl die Ähnlichkeit zwischen den beiden schon groß ist.

In Camelot haben sich alte Feinde und neue Normannen eingenistet, und nachdem Galahad aus dem Kloster des Heiligen Dornbuschs vertrieben wurde, läge nichts näher, als alle Briten unter Artus‘ Flagge wieder zusammenzubringen und gegen den alten Feind erneut zu kämpfen. Doch wer soll die Ritter führen? Immer mehr alte Recken finden sich zusammen, und das Buch plätschert eine Weile vor sich hin, ehe sich eine Truppe zusammenfindet, zudem aber auch einige Überraschungen geschehen, die hier nicht verraten werden sollen und die das ganze Unternehmen auf logische Weise aufhalten.

Zwischen Mystik, Historie und Fiktion

Giles Kristian bewegt sich sehr frei in der Artussage und beschreibt einen Galahad, der eigentlich der „reine Ritter“ ist, was ihm laut Sage die Möglichkeit gibt, den Heiligen Gral zu finden. Dies ist nicht das Thema des Romans, sondern der Kampf um Camelot, und Galahad ist hier ein unerfahrener junger Mann, der erst lernen muss, mit Waffen umzugehen und seine Gegner zu besiegen. Kristian nimmt sich gerade am Anfang des Romans Zeit, die Person Galahad zu entwickeln und die Gründe für seinen Weg nachzuvollziehen. Dabei begleiten ihn die junge Iselle, die großen Ritter der Tafelrunde Ywain, Gawain, Parcefal, König Konstantin, Galahads Großvater König Pelles und auch weitere alte Bekannte, die immer noch an Artus glauben und für ihn kämpfen, auch wenn er längst nicht mehr da ist. Das ist ein hehres Ansinnen und begleitet den ganzen Roman.

Giles Kristian erzählt die Geschichte eines Mythos, einer Legende, über die die Geschichtsschreibung nicht viel Konkretes hinterlassen hat, dem aber immer irgendwie ein gewisser Zauber zugrunde liegt, gerade wenn man den Vorgängerroman „Lancelot“ gelesen hat, der die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Artus, Lancelot und die Geliebte der beiden, Guinevere, zum Thema hat, dazu der alte Druide Merlin, die Zauberin Morgana und all die bekannten Charaktere, die auch in diesem Roman über allem schweben und den Charakter Galahads bestimmen und zeichnen. Das macht der Autor sehr geschickt und einfühlsam und gibt dem Roman somit ein gewisses mystisches Flair.

Wer sich auf diese Geschichte einlassen kann, ist mit dem Roman gut beraten. Kristian erzählt flüssig, spart nicht an Kämpfen und Schlachten und lässt auch einige bekannte Charaktere nicht bis zur letzten Seite gelangen. Dazu gibt es eine kleine Liebesgeschichte und überraschende Wendungen, die aber alle schlüssig sind und die gut 700 Seiten aus dem Heyne Verlag zu einem gelungenen Leseerlebnis machen.

Fazit

„Camelot“ erzählt die Geschichte Galahads, Lancelots Sohn, wie er seinen Platz findet, sich in sein Schicksal einfindet und dies in Begleitung vieler bekannter und unbekannter Recken erlebt. Der Roman ist gut zu lesen und entführt den Leser in die Zeit und Mystik von König Artus. Fans der Artussage finden hier eine gelungene Interpretation des Stoffes, wenn man davon ausgeht, dass alles nicht historisch ist – und aber irgendwie doch. Lesenswert, aber bitte vorher „Lancelot“ lesen, dann kann man sich besser auf „Camelot“ einlassen.

Camelot

Giles Kristian, Heyne

Camelot

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