Alexanders Erbe: Der Fall des Weltenreichs
- Rowohlt
- Erschienen: Juni 2022
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Blutiger Krieg um Alexanders Erbe
321 v. Chr. - Alexander der Große ist tot und seine Nachfolge ist nicht geregelt. Verschiedene Parteien bringen sich in Stellung, als Perdikkas, der Alexanders Ring erhielt, ermordet wird. Daraufhin wird die Konferenz von Triparadeisos einberufen, in der alle Parteien zusammenkommen sollen, um Alexanders Nachfolge endgültig zu regeln. Alexander IV, des Großen Alexanders Sohn, ist immer noch ein Kind und wird von seiner Mutter Roxane beschützt, die als Königsmutter entsprechende Rechte beansprucht. Der zweite legitime König ist Philipp III. Arrhidaios, schwachsinnig wie ein Kind und mit Adea verheiratet, die an seiner statt die Geschicke lenken will. Doch beide Könige stehen auf schwachen Füssen, vor allem Alexanders Mutter Olympias zieht im Hintergrund blutige Fäden, zumal sie nicht nach Triparadeisos eingeladen war.
Auf dieser Konferenz wird Antipatros zum Regenten über Makedonien und Europa ernannt. Da er aber schon alt ist, stirbt er im Jahr darauf und macht seinen Freund Polyperchon zum Nachfolger, da er seinem Sohn Kassandros dieses nicht zutraut. Zudem wird Eumenes zum Spielball verschiedener Parteien, geächtet und doch nicht getötet. Auch im asiatischen Teil des ehemaligen Alexanderreiches wird gekämpft, und es machen Gerüchte die Runde, Alexander sei nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern vergiftet worden. Wenn das stimmt, wer war dann der Auftraggeber, und wer hat diese Tat tatsächlich getan? In blutigen Intrigen und Schlachten bringen sich die Parteien in Position, und die Mörder machen auch nicht vor Königen halt.
Alexanders Mutter Olympias zieht die Fäden
Im zweiten Teil seiner Reihe um das Erbe Alexanders des Großen geht es wie bereits im ersten Teil um Macht, Geld und Ruhm, wobei Geld nur Mittel zum Zweck ist, und der Zweck ist eher Macht als Ruhm, letzteres wird dann von allein kommen. Es gilt weiterhin herauszufinden, wer das schwächste Glied in der Kette zur Macht ist, und dies ist zunächst Perdikkas, der sich selbst als Alexanders legitimen Nachfolger ansah, zu regieren bis einst dessen Sohn alt genug sei, um selbst zu regieren. Doch wird dies von einigen Parteien anders gesehen, und so wird Perdikkas das erste in einer Reihe vieler Opfer des Romans, und so bringen sich weitere Konkurrenten in Stellung.
Antipatros, Herrscher über den europäische Teil des Reiches, fühlt sich eigentlich zu alt für seine Aufgaben, und so bleibt ihm nichts, als seinen Nachlass zu ordnen und die Geschicke in gewissen Bahnen zu lenken und zu hoffen, dass alles so laufen wird, wie er es plant. Auf der historisch belegten Konferenz von Triparadeisos soll die Nachfolge endgültig geregelt werden, und alles könnte auch so sein, wenn nicht Olympias, die Mutter Alexanders, nicht eingeladen worden wäre, obwohl sie damit fest gerechnet hat und die Fäden in die Hand nehmen wollte. So bleibt ihr nichts, als Rache zu nehmen, indem sie ihren Enkel Alexander zu sich lockt und dafür alle aus dem Weg räumt, die sich ihr in den Weg stellen. Olympias ist eine Furie, die buchstäblich über Leichen geht, um ihre Ziele zu erreichen, und man verfolgt mit Grausen und Vergnügen gleichzeitig, wie sie immer wahnsinniger wird und somit die interessanteste Figur des Romans ist.
Aufsteigende Dynastien
Zwei weitere zentrale Figuren sind zum einen Eumenes, der zwar als aus der Familie Perdikkas stammend, geächtet wird, es kommt aber nicht zur Ermordung, sondern man erkennt, dass er listig und somit nützlich ist. Wer ihn und seine Truppen auf seiner Seite hat, hat gute Chancen, der Macht näher zu kommen. Die andere Figur ist Kassandros, verstossener Sohn des Antipatros und somit wurde auch hier Rache vorprogrammiert. Kassandros ist ebenso listig wie Eumenes und Olympias, doch zieht er eigene Fäden und wird auch auf dem Weg nach oben nicht locker lassen. Hier versuchen Dynastien zu entstehen, was aber nicht immer glückt.
Es ist schon manchmal verwirrend, wer hier gegen wen paktiert und mit wem gegen wen ins Feld zieht, dann überläuft und wieder zurück. Jeder dreht seine Fahne nach dem Wind, und da kann man als Leser schon mal den Überblick verlieren. Besonders dann, wenn man längere Lesepausen einlegt, hier ist also kontinuierliche Lektüre angesagt, sonst verliert man den Anschluss. Die einzelnen Kapitel sind immer aus der Sicht einer Person geschildert, die am Kopf erwähnt wird, und glücklicherweise ist der letzte Name des Kapitels meist die Hauptperson des nächsten, sodass zwischen den Kapiteln zumindest Zusammenhänge entstehen.
Fabbri erzählt packend und in einer gut lesbaren Sprache, auch wenn es leider keinen Glossar gibt, der Begriffe wie die Längeneinheit „Parasange“ erklären würde. Dafür gibt es ein Personenverzeichnis, eine sehr grobe und klein gezeichnete Karte von Alexanders Reich, ein interessantes Nachwort und eine Leseprobe des Folgebandes, die den Roman aus dem Hause Rowohlt ergänzen. Die Zeit und ihre Gedankenwelt werden gut eingefangen, auch wenn man sich immer wieder fragt, wie man mal eben zehntausende an Männern rekrutieren kann. Die Heereszahlen, mit denen der Autor um sich wirft, klingen alle utopisch, sind aber wohl historisch belegt, was das ganze etwas irreal und gruselig macht.
Fazit:
Der Leser dieser Reihe muss unbedingt am Ball bleiben, um die politischen Ränke gut nachverfolgen zu können. Der Autor spart nicht an detailreichen Erzählungen von Schlachten und Hinrichtungen, was aber wohl für das vierte Jahrhundert v.Chr. normal war. Eine klare Sprache ergibt einen trotz allem spannenden Roman, der nichts für sanfte Gemüter ist, aber eine bislang wenig beachtete Epoche beschreibt. Teil drei ist bereits angekündigt.
Robert Fabbri, Rowohlt
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