Vespasian - Bd. 8: Das ewige Feuer
- Rowohlt
- Erschienen: August 2020
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Rom brennt!
63 nach Christus. Während in Rom Kaiser Neros Ausschweifungen kaum mehr diesen Namen verdienen, da sie viel schlimmer sind, ist Vespasian nach Africa versetzt worden, um dort im Königreich der Garamanten 500 römische Bürger aus der Sklaverei zu befreien. Gemeinsam mit seinen Freigelassenen Hormus und Magnus läuft auch zunächst alles gut, doch hat sich sein Erzfeind Decianus bei König Nayram eingeschlichen, der Decianus, der Vespasian und seine Truppen einst Königin Boudicca zum Fraß vorgeworfen hatte.
Decianus schmeichelt sich bei Vespasian ein und es gelingt ihm, Vespasian davon zu überzeugen, ihn bei der Flucht vor den Numidern und den aufständischen Garamanten mitzunehmen. Dass Decianus es weiterhin faustdick hinter den Ohren hat, merkt Vespasian schnell. Als Vespasian nach Rom zurückkehrt, hat Decianus bereits bei Nero vorgesprochen und weitere Unwahrheiten erzählt, womit er beim selbstherrlichen Nero auf offene Ohren stößt.
Als Nero sich Mitte Juli 64 in seinem Sommersitz Antium befindet, bricht in einer neuen Bäckerei in Rom ein Brand aus, der sich schnell durch die Stadt verbreitet und Häuser und Straßen in ein Flammenmeer verwandelt. Vespasian und sein Bruder Sabinus, zu der Zeit Stadtpräfekt von Rom, wollen den Kaiser holen, doch Nero will erst in aller Ruhe seine künstlerischen Adern ausleben. Als er schließlich nach Rom zurückkehrt, ist die Stadt zu großen Teilen verbrannt, und noch immer ist der Brand nicht gelöscht. Vespasian merkt schnell, dass Nero an dem Brand wohl nicht ganz unschuldig ist. Doch wem soll er davon erzählen? Und wer wird es endlich schaffen, Nero zu stoppen?
Vespasians Prophezeiung
Im achten Teil seiner Vespasian-Reihe schafft es Robert Fabbri, dem Leser Nero näher zu bringen, und zwar auf allen Ebenen. Vespasian wurde von Nero, wohl nach einer Idee von dessen Frau, nach Arica geschickt, wo er Sklaven befreien soll, doch schwebt Nero immer über den Dingen. Hat Vespasian Erfolg, so darf er dies Nero gegenüber nicht zugeben, denn Nero hasst Männer, die Erfolg haben. Hat er keinen Erfolg, braucht er sich in Rom gar nicht erst blicken lassen und kann sich direkt ins Schwert stürzen. So oder so kann Vespasian nur alles falsch machen, und das wird durch den Autor treffend dargestellt.
Als Kind wurde Vespasians Eltern und seinem Bruder Sabinus etwas über Vespasians Zukunft prophezeit, und dies scheint nun näher zu rücken. Obwohl er die Prophezeiung nicht kennt, ahnt er inzwischen, worauf diese hinaus laufen könnte, da sich doch irgendwie ein Weg auftut, der sich logisch und richtig anfühlt, der ihn zum kaiserlichen Purpur bringen könnte. Doch ist es klug, nicht selbst tätig zu werden, sondern andere machen zu lassen. So wissen die Brüder zwar von einem geplanten Aufstand gegen Nero, sind aber klug genug, sich da herauszuhalten.
Spannende und packende Beschreibungen
Taktik ist es, was diesen Roman bestimmt. Auch als Vespasian zurück in Rom ist und sein Feind Decianus ihm ein halbes Jahr und ein Dutzend gelogene Wahrheiten voraus ist, bleibt Vespasian doch am Leben und ist einer der Boten Roms, die dem Kaiser vom Brand in der Stadt berichten. Über diesen Brand wurde bereits viel geschrieben, hier ist er sehr real und greifbar, die Schilderung ist der Höhepunkt des Romans. Dass Nero dahintersteckt, ist erst nur zu erahnen, aber schließlich gibt es drückende Beweise, dass er den Brand befohlen hat. Doch wer wagt es, ihn anzuklagen?
„Das ewige Feuer“ ist ein treffender Titel und steht nicht nur für den Brand Roms, sondern für Nero selbst und auch für seine Gegner, die sich irgendwie gegen ihn formieren müssen. Vespasians Plan wird es sein, irgendwie die Herrschaft Neros zu überleben und dann in einem günstigen Moment parat zu sein. Wofür? Man weiß es nicht, aber man ahnt es.
Fabbri beschreibt die Zeit, das Geschehen und die Orte treffend und schon ab der ersten Zeile ist man wieder zurück im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, wo sich die Anhänger einer neuen Sekte mit nur einem Gott allmählich ausbreiten. Nero ist ein noch schlimmerer Kaiser als Caligula, und das will einiges heißen. Seine Schandtaten werden nur unterbrochen durch seine selbstherrlichen und erbärmlichen künstlerischen Darbietungen, deren Beschreibungen bei der Leserschaft einiges Schmunzeln hervorrufen dürften. Gleichzeitig ist man erstarrt und machtlos gegenüber den Brutalitäten und Willkürlichkeiten, die der Kaiser allen angedeihen lässt, die vielleicht auch nur aus Versehen gerade im Weg stehen.
Fazit
Robert Fabbri hat seine Hausaufgaben gemacht und beschreibt im achten Vespasian-Roman eine der berühmtesten Episoden im antiken Rom, fesselnd, treffend und spannend. Als Leser fühlt man mit Vespasian und erlebt seine Gedanken, wie sie sich allmählich in eine bestimmte Richtung bewegen, doch noch ist nicht die Zeit. Lesenswert, auch ohne Kenntnis der anderen Teile, dann aber fehlen Hinweise und Informationen. Also: Alle Teile lesen. Teil 9 wird der letzte sein.
Robert Fabbri, Rowohlt
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