Florentia - Im Glanz der Medici

Man nehme das Florenz der Renaissance sowie eine prägende Familiendynastie, würze mit da Vinci, einer unmöglichen Liebe, Intrigen und einer Prise Verrat und erhalte: einen kurzweiligen Roman.

Geld regiert die Welt

Die Medici, die mit ihren Bankgeschäften reich und einflussreich wurden, dominieren die Geschicke des toskanischen Florenz seit Ende des 14. Jahrhunderts aus dem Hintergrund heraus. Prestige und Ruf der Familie sind ebenso wie ihr Geld das machtpolitische Kapital, mithilfe dessen die Medici zu einer der einflussreichsten und reichsten Familien der Frühen Neuzeit wurde. Die Familie stellte im Laufe ihrer Dynastie gleich drei Mal den Papst, musste ihre Macht im Angesicht scheidender Familienoberhäupter auch immer wieder neu ordnen. Hier setzt die Autorin in ihrem Roman an und wählt die historisch belegte Verschwörung der Pazzi-Familie, die sich im Jahr 1478 mit der Hilfe hoher geistlicher Würdenträger gegen die Familiendynastie der Medicis auflehnte, als Hintergrund für ihren Roman.

Die eigentlich gute Beziehung zwischen Lorenzo „dem Prächtigen“ de Medici und seinem Bruder Giuliano wird immer wieder durch Neid und Zwist in Mitleidenschaft gezogen. Der Familienpatriarch Piero will seinen ältesten Sohn Lorenzo mit allen Mitteln zum Nachfolger aufbauen und übergeht dabei stetig seinen jüngeren Sohn. Das birgt Potential für Streitigkeiten und ruft die konkurrierenden Florentiner Familien auf den Plan, die ihre Chance wittern, durch die Uneinigkeiten innerhalb der Medici die Kontrolle der Stadt an sich reißen zu können. Zeitgleich entwickelt sich im Feudalmilieu entgegen der angedachten Heiratspolitik eine unmögliche Liebe, deren Literarisierung leider etwas seicht gerät.

Bilder einer vergangenen Zeit

Die Autorin Noah Martin verbindet die Geschicke der Medici-Familie mit denen ihrer Zeitgenossen Sandro Boticelli und Leonardo da Vinci. Das Florieren der neuzeitlichen Stadt zur wirtschaftsmächtigen und politisch relevanten Metropole war nämlich auch Nährboden für das Aufkommen der großen Renaissance-Künstler.

Die Handlung setzt mit dem Schließen der Verschwörung gegen die Medicis ein und rollt im Nachgang deren Vorgeschichte auf, bis die erzählte Geschichte den Zeitpunkt des Romananfangs überholt und auf sein tragisches Finale zusteuert. Aus der Perspektive verschiedener Familienmitglieder erzählt, erschließt sich ein Gesamtbild der verschiedenen Antriebe und Interessen der Figuren, was dem Gesamtverständnis der Handlung sehr zuträglich ist. Die Hintergründe von „Florentia. Im Glanz der Medici“ sind gründlich recherchiert und aufbereitet, teilweise wirken die Dialoge aber etwas hölzern. Hervorzuheben sind außerdem die gelungenen starken Frauen-Figuren wie Albiera Pazzi und Lucrezia Medici, deren Involvierung in die Bankgeschäfte der Medicis historisch belegt ist.

Fazit

Der Roman von Noah Martin zieht seine Spannung eher aus der historischen Konstellation als aus dessen literarischen Inszenierung. Nichtsdestotrotz ist „Florentia. Im Glanz der Medici“ ein unterhaltsamer Roman, der seine Leserinnen und Leser ins Bella Italia der Renaissance entführt.