Die Löwin vom Tafelberg
- Emons
- Erschienen: März 2023
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Aufgeben ist keine Option.
Als blinder Passagier und später als Schiffsjunge Berne reist die junge Catharina Ustings im Jahr 1662 mit einem Versorgungsschiff der Vereinigten Ostindischen Companie VOC ans Kap der Guten Hoffnung. Das Schiff soll nur neue Lebensmittel aufnehmen und anschliessend nach Batavia segeln. Aber ein Seuchenausbruch verhindert die Weiterreise. Für Catharina wird es ein Wettlauf mit der Zeit – jede Minute droht ihre Entlarvung.
Die Angst als ständiger Begleiter
Catharina steht unter Beobachtung von Koosten, dem Proviantmeister des Schiffes. Dieser hat schon lange ein Auge auf sie, beziehungsweise Berne, geworfen. Nach dem Tod des Kaufmanns Paulus du Maulier wird es eng für Catharina. Seine schützende Hand wird fehlen. Um den Annäherungsversuchen von Koosten zu entfliehen, verwandelt sie sich wieder in eine Frau. Im Wissen, dass ihre Weiterreise in den Sternen steht, nimmt sie den Heiratsantrag eines freien Siedlers an.
Bereits am Tag ihrer Hochzeit realisiert Catharina, was Leben am Kap heisst. Jeder Tag ist ein Kampf ums Überleben. Die Bewirtschaftung des Ackerlandes dient nicht nur den Farmern als Lebensunterhalt, sondern ist verpflichtend von der Vereinigten Ostindischen Companie für die Versorgung der Schiffe vorgegeben. Dafür müssen die Farmer einen Teil ihrer Ernte abgeben. Dasselbe gilt für die Tiere auf dem Hof.
Als ob dem nicht genug wäre, gibt Catharinas Erzfeind Koosten auch an Land keine Ruhe und verfolgt Catharina bis in ihre Träume. Die Angst wird zum ständigen Begleiter.
Auswirkungen der Kolonialisierung
Inès Keerl hat die unglaubliche Lebensgeschichte der Catharina Ustings packend und überaus realistisch in Szene gesetzt. Die unwirtlichen Bedingungen der Versorgungsstation am Kap der Guten Hoffnung in ihren Anfängen sind äusserst anschaulich und mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet. Verbunden mit den historischen Details zur Vereinigten Ostindischen Companie geben sie ein eindrückliches Bild einer rauen und abenteuerlichen Zeit ab. Das Leben einer Frau in einer von Männern dominierten Umgebung wird mit dem Schicksal Catharinas greifbar. Genauso wie die Lebensbedingungen der Ureinwohner. Als Sklaven sind sie auf der untersten gesellschaftlichen Stufe angesiedelt und werden entsprechend behandelt. Sie verlieren nicht nur ihre Freiheit, sie verlieren auch sich selbst. Diesen Aspekten hat Inès Keerl anschaulich und wirkungsvoll Rechnung getragen.
Fazit
Ein toller Roman über das Leben einer furchtlosen und anpackenden Frau. Gleichzeitig bietet der Stoff einen faszinierenden Einblick in die Anfänge der Kolonialisierung an der Südspitze Afrikas. Eine Lektüre mit interessantem geschichtlichem Hintergrund. Einem Krimi gleich umgesetzt, ist es ein absolut spannendes Lesevergnügen.
Inès Keerl, Emons
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