Der Fluch des Fremden
- Maximum
- Erschienen: Dezember 2022
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Dem Fluch auf der Spur
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Furtenblick, einem kleinen Ort im Süden Deutschlands. Das jährliche Johannisfest steht an und das ganze Dorf ist in Aufruhr wegen den Vorbereitungen. Auch Katharina Volck, Witwe und klügste Frau des Ortes, und ihr Nachbar Jakob Kohlhepp, ebenfalls Witwer und ihr in Freundschaft verbunden, haben alle Hände voll zu tun und freuen sich auf den Tag. Als das Fest tags darauf in vollem Gange ist, erscheint ein Fremder, der das Dorf verflucht und sich dann über eine Klippe in den nahen reißenden Fluss stürzt.
Der Fluch des Fremden greift schnell um sich. Er hat vier Tode angekündigt, von denen der erste nicht lange auf sich warten lässt. Das Dorf gerät in Unruhe, und nach dem Fund des zweiten Toten ist nichts mehr in Furtenblick und dem nahen Weinberg so, wie es einmal war. Einzig Katharina glaubt nicht an Flüche und versucht, dem ganzen auf den Grund zu gehen. Dabei muss sie tief in der Vergangenheit des Dorfes forschen und sich sogar nach Heidelberg und Stuttgart begeben, um weitere Tote zu verhindern und den wahren Täter ausfindig und dingfest zu machen.
Historischer Erstling mit Schwächen
„Der Fluch des Fremden“ ist der erste historische Roman von Alexander Hartung, der sonst eher für seine nicht-historischen Thriller bekannt ist. Sein Roman spielt zu einer ungewissen Zeit an einem fiktiven Ort, wobei alles so unpräzise gehalten ist, dass es auch mühelos an einem Ort zu einer anderen Zeit spielen könnte. Nichts in dem Roman deutet die Notwendigkeit an, ihn zu Beginn des 17. Jahrhunderts spielen zu lassen. Es wäre auch möglich gewesen, ihn hundert Jahre eher oder später zu platzieren, da kein historisches Ereignis darin vorkommt.
Vor allem die Hauptfigur Katharina Volck bestimmt das Geschehen des Romans. Nachdem der Fremde sich nach Aussprechen des Fluchs selber in die Fluten des reißenden Flusses gestürzt hat und so für Entsetzen bei den Dorfleuten gesorgt hat, ist sie die einzige, die einen klaren Kopf behält und alles hinterfragt. Sie sucht im Fluss nach der Leiche, sie stellt Nachforschungen an, sie setzt sich über den Bürgermeister und den Pfarrer hinweg. Dieser Job würde eigentlich einer Obrigkeit obliegen, diese ist aber weit und breit nicht zu sehen, und so nimmt sie das Heft in die Hand, kritisch beäugt von ihrem Freund Jakob, der ihr aber dennoch stets helfend zur Seite steht, auch ohne nachzufragen.
Eine gegen alle
Katharina ist eine starke Frau, der man sich nicht widersetzt und die immer ihren Willen bekommt und durchsetzt. Damit eckt sie auch schon einmal an, im Allgemeinen ist sie aber sehr nett und beliebt. Bei ihren Nachforschungen stößt sie allerdings auf eine Geschichte aus der Vergangenheit Furtenblicks, die sie nicht kannte, auch wenn die betreffenden Personen ihr bekannt sind. Hier wittert sie den Ursprung in der Geschichte des Fluchs, der natürlich keiner ist, sich aber des Aberglaubens der Dorfleute bedient.
Der Roman ist im Grunde einfach aufgebaut und abgesehen von dem Fluch und der Geschichte des Dorfes ohne jeglichen Tiefgang. Die Sprache ist der Zeit angemessen, die Dorfbewohner schlicht und somit fast klischeehaft. Dem aufmerksamen Leser schwant schon bald, in welcher Ecke die Lösung zu finden ist, natürlich aufgedeckt durch Katharina, denn sonstige Zuständige scheint es nicht zu geben, alle anderen stützen sich auf ihren Aberglauben und sind nur Schafe einer Herde. Der Bürgermeister ist feige und schwach, der Weingutsbesitzer reich und bestimmend, alle anderen sind irgendwo dazwischen.
Ein Fehler unterläuft dem Autor jedoch des Öfteren in seinem Roman, denn zu Beginn des 17. Jahrhunderts gab es noch keinen Tee in der süddeutschen Provinz. Weder nannte man einen Kräuteraufguss (dieser kommt tatsächlich auch vor) so, noch kannte man die Pflanze Tee. Hier hätte sorgfältigere Recherche für weniger Irritationen gesorgt.
Fazit
Insgesamt ist „Der Fluch des Fremden“ ein netter Roman, bisweilen spannend, wenn auch kein Roman, der den Leser in den Sessel drückt. Das Dorf ist fest in seinem Hang zum Aberglauben gefangen, wie es zu Beginn des 17. Jahrhunderts üblich war, da hilft dann auch keine Logik und kein Überlegen, Fluch ist Fluch. Der Roman kommt ohne historische Ereignisse aus und hätte problemlos auch woanders und zu einer anderen Zeit spielen können. So ist die Lektüre eine schöne Unterhaltung, lässt aber doch ein wenig mehr Tiefgang vermissen.
Alexander Hartung, Maximum
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