Inspector Swanson und die Hexe von Bray
- Dryas
- Erschienen: November 2022
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Zwischen archaischem Okkultismus und moderner Forensik gelingt Marley ein solider Kriminalroman
Ein weiteres Mal entführt Robert C. Marley seine treue Leserschaft mit seinem mittlerweile neunten Roman der historischen Krimi-Reihe um Inspector Swanson ins Viktorianische Zeitalter. Und, so viel sei vorweggenommen: Der Kriminalroman lässt sich auch gut aus der Serie herausgetrennt lesen. Die Handlung ist in sich geschlossen und man ist direkt drin in seiner atmosphärischen Welt voller feiner Leute, Kleinganoven und Constables. Spannung, historische Eckdaten und eine Prise Humor inklusive.
Die Ereignisse überschlagen sich
Es ist einiges, das in diesen Tagen des Jahres 1896 auf dem Schreibtisch des Scotland-Yard-Inspectors Donald Swanson landet. Im Chrystal Palace Park in London ereignet sich der erste Unfall eines motorisierten Fahrzeugs mit einer Passantin – mit tödlichem Ausgang. Beinahe zeitgleich verschwindet der Bruder des Unfallopfers aus einem Gefängnis in der Nähe von Dublin. Und die magisch-kultischen Zeichen der Hexe von Bray tauchen an verschiedenen Orten wieder auf. Aber wie hängt das alles zusammen? Chief Inspector Swanson macht sich mithilfe eines schlagkräftigen Teams an die Lösung des Falls und muss auf ungewohntem Terrain ermitteln: alle Spuren führen nach Irland. So befinden sich der Chief Inspector und sein Sergeant schon bald mittels Eisenbahn, Fähre und Pferde-Droschke auf dem beschwerlichen Weg über die irische See.
Morde, Hexen, Rätsel
In Irland wird die Londoner Polizei mit tief verwurzeltem Aberglauben konfrontiert und muss bei ihrer Detektivarbeit dennoch mit den gälischen Kollegen zusammenarbeiten. Inspector Swanson lässt die Leserinnen und Leser miträtseln in diesem Fall, in dem nichts ist, wie es scheint. Das Geschehen spielt sich dabei im städtischen London und dem ländlichen Irland ab. Die Polizei, der die Zeit davonläuft, ermittelt auf malerischen Klippen, in verrauchten Pubs und in düsteren Gefängniszellen. Kunstvoll führt Marley die verschiedenen Handlungsstränge zu einer spannenden Handlung zusammen, die sich immer weiter zuspitzt.
Eingebettet ist der Roman in ein Zeitalter technischer Innovation. Das erste motorisierte Fahrzeug spielt eine zentrale Rolle in der Handlung, ganz nebenbei wird im Scotland Yard aber auch an einer Frühform der DNA-Analyse gearbeitet und die Fotografie zur Beweissicherung genutzt. Moderne Forensik und archaisch wirkende, historisch belegte Ermittlungsmethoden gehen dabei noch Hand in Hand. Auch die Figur des Inspector Swanson basiert auf einer historischen Persönlichkeit. Am Rande der Handlung taucht außerdem ein weiteres Mal in der Krimireihe der Schriftsteller Oscar Wilde auf. Und auch die Geschichte des jungen Badgers, der sich auf der Suche nach seinen leiblichen Eltern befindet, wird weiter fortgesponnen – Auf den Ausgang darf man in den kommenden Romanen gespannt sein.
Fazit
Inspector Swanson und die Hexe von Bray hält die ein oder andere überraschende Wendung bereit. Vielleicht auch die ein oder andere Wendung zu viel, wirkt die Lösung des Falls doch etwas konstruiert und psychologisch nur bedingt plausibel. Man fühlt sich als geneigte*r Leser*in trotz teilweise stereotyper Figuren aber wohl in Marleys solidem Kriminalroman, seiner authentischen Atmosphäre und der kombinatorischen Logik, der er ganz im Stile klassischer Detektivromane folgt.
Robert C. Marley, Dryas
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