Die Wilderin

  • Emons
  • Erschienen: November 2022
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Die Wilderin
Die Wilderin
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Monika Wenger
851001

Histo-Couch Rezension vonFeb 2023

Mystisch, ergreifend und sprachlich ausgefeilt.

Der Einstieg in «Die Wilderin» ist aussergewöhnlich und erzählt von dem Haus, das die Leitner Familie einst bewohnte. Wie es nun dasteht nach all den Jahren auf dem Berg, was es alles gesehen und erlebt hat. Seine schlichten und einfachen Bewohner hatten ein genügsames Leben, geprägt durch die Jahreszeiten und dem Angebot an Nahrung. «Denn der Wald ist gütig, und er gibt, solange er kann. Nur der Mensch weiss damit nicht umzugehen, will immer mehr, fordert und rottet aus. So ist stets zu wenig da, und keiner weiss, wieso.»

Eine eigenwillige Persönlichkeit

Die Geschichte der Theres Leitner hat Sophie Reyer eindrücklich und effektvoll ausgeführt. Stimmungsvoll und ausdrucksstark erzählt sie von der Armut und dem Hunger der Bergbewohner im Tirol zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Den Menschen bleibt oft nur sehr wenig – gerade so viel, dass es zum Überleben reicht. Von je her treibt es sie deshalb in die Wälder zum Wildern. Auch Theres‘ Vater Alois erlegt von Zeit zu Zeit heimlich ein Tier. Die Tochter ist fasziniert und kann den Vater überreden, ihr das Schießen beizubringen. Für die Talbewohner etwas Unerhörtes. Ein Mädchen, dass wie die Männer wildert und dabei noch erfolgreich ist.

So erstaunt es nicht, als ihr der Mord am Bierbichler untergeschoben wird. Neid und die Andersartigkeit veranlassen die Talbewohner, sie zu beschuldigen. Nur der unscheinbare Inspektor Andreas Schmidt glaubt, je länger er mit Theres zu tun hat, an ihre Unschuld. Mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen macht er sich an die schwierige Arbeit, Beweise zu sammeln.

Verletzte Eitelkeiten, verschmähte Liebe und immer wieder der Hunger

Sophie Reyer gewährt ihren Figuren viel Raum. Der Mord ist eher ein nebensächliches Thema, dessen Auflösung eher banal. Das Augenmerk richtet sich eindeutig auf die Lebensgeschichte von Theres. Die Autorin teilt die Geschichte in Kapitel wie „Früher.Theres“ „Theres“ und „Andreas“. Daraus ergibt sich ein toller Effekt, denn das Leben der Leitnerin und das Verhalten der Talbewohner ihr gegenüber, werden immer fassbarer. Der Rückblick in die Kindheit auf dem Berghof bis hin zu ihrem Leben in der Gegenwart helfen, das Gesamtbild zu vervollständigen.

Durch Inspektor Andreas Schmidt, der Theres als Person wahrnimmt, werden die einzelnen Teile zur Aufklärung des Verbrechens gewissenhaft zusammengetragen. Er erkennt, nebst persönlichen Befindlichkeiten, auch alte Wunden und eine unerwiderte Liebe.

Sophie Reyer benutzt für ihre Erzählung eine direkte Sprache, die die Wirkung des Gelesenen enorm verstärkt. Sie formuliert klar, reduziert und eindringlich. Das ergibt eine ergreifend schlichte Beschreibung des vom Leben der Zillertaler Wildschützin Elisabeth Lackner inspirierten Romans.

Fazit

Entstanden ist ein historischer Krimi, der von der Bergwelt Tirols und ihren Sagengestalten erzählt. Besonderes Augenmerk verdienen die hervorragend ausgearbeiteten Charaktere. Stimmungsvoll und ausdrucksstark erzählt Sophie Reyer aus dem Leben der Wilderin und hinterlässt dabei Mystisches. Der Kriminalfall und dessen Auflösung spielen dabei eine eher untergeordnete Rolle.

Die Wilderin

Sophie Reyer, Emons

Die Wilderin

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