Hanne - Die Leute gucken schon
- Heyne
- Erschienen: Januar 2023
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Zwischen Vergangenheit und Zukunft
Minden 1951: Mit ihrer Mutter Minna lebt Hanne in bescheidenen Verhältnissen zufrieden in einer kleinen Wohnung. Alles läuft in geregelten Bahnen, bis die 19jährige Hanne einen stattlichen, älteren Mann kennenlernt. Sie flirtet mit ihm, ohne zu ahnen, welch schwerwiegende Konsequenzen diese Liebelei auf ihr weiteres Leben haben wird.
„Von wem hat sie das nur?“
Felicitas Fuchs setzt mit dem zweiten Band der Müttertrilogie nahtlos den Lebensweg von Minna und Hanne fort. Beginnend 1951, erzählt die Autorin den weiteren Werdegang von Minna und ihrer Tochter Hanne bis 1978. Der Roman enthält autobiographische Motive, die der Lebensgeschichte ihrer Großmutter und Mutter nachempfunden sind.
Unterhaltsam und interessant wird nicht nur die Familienhistorie nachgezeichnet, sondern gleichzeitig auch die gesellschaftliche Entwicklung im Deutschland der 50er und 60er Jahre.
Minna und ihre Tochter Hanne leben in einer kleinen Dachwohnung in Minden. Ganz nach ihrer Art hat Minna die Fäden in der Hand und sieht hoffnungsvoll in die Zukunft. Doch es bahnt sich ein Umbruch an. Hanne wird ungewollt schwanger.
Anschaulich erzählt die Autorin über die rigiden, moralischen und gesetzlichen Vorschriften, die Minna und Hanne mit einem unehelichen Kind sehr zusetzen. Dennoch schafft es Minna, Hanne und ihrer kleinen Tochter Romy ein sicheres Zuhause zu bieten. Aber der nächste Schlag ist bereits im Anflug. Hanne heiratet. Ihr wortkarger Ehemann Otto stellt gleich zu Beginn feste Regeln auf, denen sich Hanne gleichmütig fügt. Für Hanne wird es jetzt schwer. Eingebunden in eine patriarchale Familienstruktur ist ihr Lebensweg klar vorgezeichnet.
Detailliert und sachkundig beschreibt die Autorin die autoritären Wertemuster in Ehe, Familie und Schule während der Nachkriegszeit. Aber es geht nicht nur um Moral, Anstand und Sitte.
Zwischen Katastrophen und hoffnungsvollen Anfängen
Der Roman, lebhaft und mitreißend geschrieben, hat auch eine nachdenkliche Seite. Feinfühlig zeigt die Schriftstellerin die psychischen und physischen Folgen des Krieges für die Hauptpersonen auf. Eingebunden in die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs der 50er und 60er Jahre, versteht Felicitas Fuchs trotzdem Hoffnungsfreude zu verbreiten. Für Minnas Familie und ihre Freunde beginnt nach einer Zeit voller Entbehrungen und persönlicher Kriegskatastrophen ein Leben mit stetig wachsender Lebensqualität.
Wie im ersten Band beginnt dieses Buch mit einem rätselhaften Prolog. Entsprechend ihrem spannungsgeladenen Schreibstil lüftet die Autorin auch in dieser Fortsetzung leider nicht das Geheimnis.
Felicitas Fuchs, eigentlich Carla Berling, wurde 1960 in Bad Oeynhausen, Westfalen, geboren.
Nach mehreren verschiedenen Tätigkeiten in Handel und Gastronomie wendete sich dem Schreiben von Krimis, Satiren und Kurzprosa zu. Heute lebt sie mit Ehemann und zwei Söhnen in Köln.
Fazit
Hanne – Die Leute gucken schon, ist ein mitreißender Roman. Profund und mit umfangreicher Sachkenntnis schreibt Felicitas Fuchs über die sozial – gesellschaftlichen Verhältnisse der Nachkriegsjahre in Deutschland. In einer gut verständlichen Sprache geschrieben, wird dieser Sozialroman die Leserinnen und Leser sicher von Anfang bis Ende nicht nur gut unterhalten, sondern auch in eine Zeit mitgenommen, die bis heute prägend ist.
Felicitas Fuchs, Heyne
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