Die Fliegerinnen
- Grafit
- Erschienen: September 2022
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Von der Kunstfliegerin zur Kampfpilotin
Katja ist jung, gerade mal 20 Jahre alt, doch sie hat schon eine Karriere als Kunstfliegerin hinter sich. Jetzt soll sie ihren Beitrag zur Verteidigung des Vaterlandes leisten. Sie wird mit anderen Frauen als Kampfpilotin ausgebildet. Voller Hoffnung begibt sie sich in das Ausbildungslager mit den Gedanken immer bei den Eltern, die verhaftet wurden und vielleicht durch den Einsatz der Tochter befreit werden könnten. Der Offizier Mukijenko von der Staatssicherheit nimmt Kontakt zu Katja auf. Er fordert die junge Frau dazu auf, die Kameradinnen zu bespitzeln, als Lohn verspricht er ihr Hinweise auf die Eltern. Ihr Leben mit den Kameradinnen verändert ihrer aller Leben und nicht nur der Feind, der das Land bestürmt, ist ihr Feind.
Starke Frauen, die ihr Vaterland verteidigen
Die Autorin Jeanette Limbeck beginnt ihre Geschichte um die Kunstfliegerinnen Russlands damit, dass die jungen Frauen in ihr Ausbildungslager gebracht werden. Das erste Drittel der Geschichte handelt davon, wie die Frauen zu ihrem Beruf als Fliegerin stehen und wie ihre Ausbildung sich gestaltet. Dieser Teil ist nicht unbedingt sehr spannend. Es wird viel von den Strukturen Russlands erzählt und von der politischen Situation im Land, vor allem in den Kriegsjahren 1941/42. Katja soll ihre Kameradinnen ausspionieren und berichten, dies findet immer wieder Erwähnung. Hinzu kommen die technischen Details der Fliegerausbildung, die zwar interessant sind, aber dann doch wieder zu ausführlich beschrieben werden, um wirklich fesselnd zu sein. Erst im hinteren Drittel nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf. Die Frauen haben ihre Ausbildung abgeschlossen und müssen sich beweisen. Die Autorin hat es durchaus verstanden, den Schrecken dieses Krieges zu schildern. Einige Szenen sind ziemlich beklemmend zu lesen und der Bezug zur Gegenwart ist leider nicht zu leugnen.
Der Erzählstil scheint irgendwie nicht so richtig durchdacht zu sein. Die Autorin hat sich dafür entschieden, die Protagonisten zum größten Teil ihre Geschichten selbst erzählen zu lassen. Bei Katja ist es durchaus sinnvoll, kann man als Leser ihre Gedanken so gut nachvollziehen, zudem führt sie mehr oder weniger durch die Handlung. Ihre Gedanken rund um ihre Eltern und ihren Gewissenskonflikt, den Freundinnen gegenüber, hat Jeanette Limbeck gut dargestellt. Allerdings kommen auch ihre Freundinnen auf diese Weise zu Wort und das führt durchaus mal zu Irritationen. Es ist verwirrend, wenn erst Katja erzählt und dann, im nächsten Kapitel, zum Beispiel ihre Freundin Sascha von sich erzählt. Die Leben der beiden Frauen verlaufen zudem ziemlich ähnlich, sodass man doch leicht überliest, bei welchem Charakter man gerade verweilt.
Ein weiterer Handlungsstrang erzählt von dem Staatsoffizier Mukijenko und hier bedient sich die Autorin eines ganz anderen Erzählstils. Dadurch schafft sie natürlich auch eine gewisse Distanz zu diesem Mann, der ja ein Vorgesetzter der Frauen ist, aber gleichzeitig eben auch Verwirrung beim Lesen. Hier muss man sich als Leser wieder auf neue Situationen einstellen.
Wirklich gut gelungen ist der Autorin die Schilderung in der Fliegerausbildung. Spannend erzählt sie von den Problemen, die die Frauen bewältigen mussten. Richtig dramatisch wird es, als Katja und ihre Fliegerinnen dann zum Einsatz kommen. Diese Szenen sind nicht immer einfach zu lesen, doch Limbeck hat es sehr gut verstanden, diese historischen Details mit ihrer fiktiven Handlung zu verweben. Entstanden ist ein nachvollziehbares Bild dieser Zeit.
Fazit
Das Leben der russischen Pilotinnen aus dem 2. Weltkrieg wurde von Jeanette Limbeck lebhaft in Szene gesetzt. Sie hat mit ihrem Roman vom Fliegen ein gelungenes Debüt vorgelegt, auch wenn es erzählerisch kleine Schwächen enthält. Am Ende ist es eine Geschichte, die berührt und eine Vergangenheit beschreibt, die nicht vergessen werden sollte.
Jeanette Limbeck, Grafit
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