Kampf der Könige
- C.H. Beck
- Erschienen: Januar 2023
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Fundiert, wie ein Geschichtswerk, lesbar wie ein Roman – Dan Jones gelingt mit „Kampf der Könige“ eine Gratwanderung
„Kampf der Könige“ schildert die Geschichte der französischstämmigen Plantagenet-Dynastie, die von 1154 bis 1399 beinahe 250 Jahre lang ununterbrochen die englischen Könige stellte. Der Autor des Buches, Dan Jones, zeichnet den Aufstieg der Familie, die Konsolidierung ihres Reichs und das Ende ihrer Dominanz gekonnt nach und entwirft ein kurzweiliges Porträt einer wechselhaften Zeit, in der politische Intrigen nicht ausblieben, mit Eleonore von Aquitanien zeitweise eine Frau auf dem englischen Thron saß und – ganz nebenbei – die heutigen Grenzen Englands festgelegt wurden.
Expansion und Bürgerkrieg, gute und schlechte Könige
Die Herrschaft des Hauses der Plantagenets wurde innenpolitisch immer wieder durch Pest-Epidemien und Bürgerkriege herausgefordert. Die Plantagenets fanden darauf in Form der `Magna Carta´, die das Verhältnis von König und Adel quasi parlamentarisch regeln sollte, einen durchaus innovativen Lösungsansatz, der weitreichende Folgen auf die britische Verfassung und das heutige Rechtssystem haben sollten.
Auch außenpolitisch geht in der in „Kampf der Könige“ beschriebenen Zeit die Post ab, was die Lektüre des Buches durchweg spannend macht. Heinrich II. gelingt die politische Angliederung von Gebieten in Westfrankreich, die sein Sohn Johann „Ohneland“ im Anglo-Französischen Krieg wieder verliert. Der bekannte Richard Löwenherz führt den Dritten Kreuzzug gegen Saladin an. Das Ende der Plantagenet-Dynastie fällt schlussendlich in die Zeit des beginnenden Hundertjährigen Kriegs gegen Frankreich und mündet in den Rosenkriegen.
Das alles wäre genug Stoff, um mehrere dicke Wälzer zu füllen. Es ist kein Zufall, dass die Herrschaft der Plantagenets schon Vorlage für die Königsdramen Shakespeares war („Richard II.“).
Meister der konzisen Form
Dan Jones, der unter anderem für The Times, The Telegraph und das BBC History Magazine schreibt, rafft den geschichtlichen Stoff zusammen, spitzt ihn gekonnt zu und bringt Struktur in die komplexe und unübersichtliche historische Gemengelage. Die Geschichte Englands im Hochmittelalter wird in seiner erzählten Vergangenheit lebendig, auch wenn Vereinfachungen bei einer solchen Aufbereitung eines historischen Stoffes naturgemäß nicht ausbleiben.
Der Untertitel der Originalausgabe, „The Kings Who Made Britain“, verdeutlicht zudem die gesellschaftliche Bedeutung der Plantagenet-Herrschaft, die erstmals ein englisches Nationalbewusstsein erzeugte und im kollektiven Gedächtnis Englands noch immer präsent ist.
Dan Jones gelingt es, die Geschichte der Dynastie plausibel und kohärent nachzuzeichnen. Einziges Manko der Darstellungen des Autors ist der etwas befremdlich anmutende Stolz auf die glorreiche Vergangenheit Englands und die starke moralische Wertung von Personen, die die Geschichte zwar psychologisiert und dadurch lebendiger macht, historisch aber nur bedingt adäquat sein dürften – eine Form von kritischem Umgang mit Quellen sucht man jedenfalls vergebens. Vielleicht würde dies aber auch den Anspruch und den Umfang des Buchs sprengen.
Fazit
Alles in allem ist „Kampf der Könige. Das Haus Plantagenet und das blutige Spiel um Englands Thron“ eine höchst lesenswerte und spannende Zusammenfassung einer komplexen Zeit, die historische Zusammenhänge großartig veranschaulicht und zugänglich macht.
Dan Jones, C.H. Beck
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