Die Tochter des Lechflößers
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2024
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Überheblichkeit und Rache sind schlechte Ratgeber.
Für den Flößer Hans Biechler scheint die Fahrt auf dem Lech nach Augsburg unter keinem guten Stern zu stehen. Erst auf dem Fluss bemerkt er, das einer der Flößer im Verbund seine Tochter Annka ist. Ausserdem hat ein Fremder auf dem Floss der Tochter Platz genommen. Ein eigenartiger Geselle, dieser Anton Haderer. Er ist nur schwer zu fassen und einzuordnen. Als würde dieses ungute Gefühl dem Fremden gegenüber nicht reichen, häufen sich Annkas Schwierigkeiten auf dem Lech. Das Ruder bricht. Am Ende bleibt es, weil nicht voll steuerbar, in der Flossrutsche vor Augsburg stecken. Sämtliche Passagiere werden in den Fluss gespült. Ab da ist der unheimliche Anton Haderer bereits verschwunden.
Eine schwierige Fahrt und ein eigenartiger Mitreisender
Annka hat kein gutes Gefühl, als Anton sich auf ihrem Floss niederlässt. Die Mitfahrgelegenheit nutzt dieser, um sich Informationen über die Fracht zu holen. Ob es stimme, dass sie ausser Holz auch Kupfer und Zinn für die Fuggers in Augsburg transportierten. Obwohl Annka nur ausweichend antwortet, lässt Haderer nicht locker. Während eines Manövers bricht das Ruder. Die Schwierigkeiten häufen sich. Nach dem Ungemach in der Flossrutsche und dem Sturz ins eiskalte Wasser, erwacht Annka erst wieder an der Landsberger Floßlände. Ohne Erinnerungen an das Geschehen. Zum Glück erreicht das Floss ihres Vaters die Unfallstelle und er kann seiner Tochter helfen. Als die Biechlers endlich Augsburg erreichen, wird Annkas Vater verhaftet und in den Schuldturm gesteckt. Da beim Unfall an der Flossrutsche die Frachtpapiere verloren gegangen sind, kann Hans Biechler nicht beweisen, dass das Kupfer und das Zinn im Auftrag der Familie Fugger transportiert worden sind. Nun ist es an Annka, die Unschuld ihres Vaters zu beweisen und ihn aus dem Verließ zu holen.
Einstehen für Gerechtigkeit
Die Geschichte beginnt mit dem Einblick in das Flösserhandwerk. Beeindruckend, was diese leisten mussten, um die schweren und sperrigen Gefährte an den Zielort zu bringen. Lebhaft schildert Peter Dempf die schwere Arbeit. Ebenso bildhaft und detailliert beschreibt er das Giessverfahren für Bronze und Messing. Diese Materialien wurden für den Bau des Augustusbrunnen verwendet. Rund um diese Tätigkeiten platziert der Autor die Geschichte der Flössertochter Annka. Sie, die bestens mit dem Floss umzugehen weiss, muss sich nach der Verhaftung des Vaters als Frau allein in Augsburg durchschlagen. Die Suche nach der Wahrheit gleicht einem Spießrutenlaufen. Sie erhält jedoch schon bald Unterstützung von Vincenz, dem Sohn des Brunnenmeisters. Aber ob es ihr gelingt, die Obrigkeiten von der Unschuld ihres Vaters zu überzeugen?
Peter Dempf weiss die geschichtlichen Hintergründe sehr überzeugend und bildhaft darzustellen. Die sehr gute Recherchearbeit spricht aus jeder Zeile. Interessant ist seine Darstellung der Konflikte unter den protestantischen und den katholischen Ratsherren. Dabei spielt das nur schwer zu beschaffende Kupfer eine tragende Rolle. Gehört es nun der Familie Fugger für die Restaurierung ihres Hausdachs oder soll damit Bronze für den Augustusbrunnen zum 1600-Jahr Jubiläum der Stadt gegossen werden?
Der fiktive Teil des Romans ist teilweise leider langatmig und wenig überzeugend geraten. Zu viele Zufälle lassen staunen und lassen die Handlung unwahrscheinlich erscheinen. Die Spannung wird mit den sich wechselnden Sichtweisen von Annka und Anton, dem fremden Gesellen auf dem Floss, hochgehalten. Allerdings fällt der Zeitpunkt des Szenenwechsels nicht immer passend aus. Dann verliert die Geschichte an Fahrt. Dennoch ist es eine ereignisreiche Lektüre, die mit Lügen, Verrat, Intrigen und Liebe zu unterhalten weiss.
Fazit
Ein eindrücklicher und gut recherchierter Roman über die Entstehung des Augustusbrunnen zum 1600-Jahr Jubiläum der Stadt Augsburg. Eine spannende und mit vielen historischen Details gespickte Reise. Nicht nur auf dem Lech, auch durch das mittelalterliche Augsburg. Eine interessante Lektüre, wenn auch mit einigen Schwachstellen.
Peter Dempf, Lübbe
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